Essen. Vor Wochen erlebte der Ex-Bundesliga-Profi mit dem Oberligisten Baumberg einen ähnlichen Vorfall wie die Spieler in Paris. “Das ist Alltag“.

Als Kosi Saka die Bilder aus Paris sah, musste der 34-Jährige nicht lange überlegen, um sich an eine ähnliche Situation zu erinnern. "Das ist ja nicht zehn Jahre her", sagt der frühere BVB-Profi im Gespräch mit dieser Redaktion. Vor wenigen Wochen erlebte er selbst eine Situation, in der ihn ein Linienrichter rassistisch beleidigt haben soll. "Das passiert jedes Wochenende in Deutschland auf den Fußballplätzen. Die Leute wollen es nur nicht wahrhaben."

18. Oktober 2019: Saka tritt mit seinem Team, dem Oberligisten SF Baumberg, bei der TVD Velbert an. Nach einer roten Karte gegen einen Teamkollegen spricht der zweimalige kongolesische Nationalspieler den Schiedsrichter an. Laut eigener Aussage habe er ihm gesagt: "Du pfeifst heute schlecht". Saka sieht ebenfalls Rot und geht vom Platz. Weil er sich dabei nach Ansicht des Linienrichters Zeit ließ, soll dieser später laut Aussagen seiner Mitspieler gerufen haben: "Der Schwarze soll runter!"

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Mehrere Teamkollegen hätten diesen Satz vernommen. Baumbergs Louis Klotz sagte damals: "Er hat es leider gesagt." Gegenüber dem Verband gab der Linienrichter an, diesen Satz nicht geäußert zu haben, "auch nichts, was in dieser Richtung zu verstehen wäre", wie der Fußball-verband Niederrhein erklärte.

Oberliga Niederrhein: Spieler wollten Partie abbrechen

Was sich danach abspielte, ähnelt den Vorkommnissen in Paris. Das Champions-League-Spiel wurde nach einer angeblichen rassistischen Beleidigung abgebrochen, weil sich sowohl Paris St. Germain als auch Basaksehir Istanbul weigerten, das Spiel forzusetzen. Auch in Velbert wollten die Spieler die Partie abbrechen. Saka habe die Äußerung des Linienrichters nicht direkt gehört, aber seine Mitspieler. Saka sagte ihnen, sie sollen ohne ihn weiterspielen. "In der Kabine haben sie rumgeschrien und wollten die Schiedsrichter zur Rede stellen. Die waren richtig sauer", erzählt der Mittelfeldspieler, der von 2000 bis 2007 beim BVB spielte.

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Saka sagt: "Menschen dürfen nicht aufgrund ihrer Hautfarbe identifiziert werden. Das müssen wir einfach lernen. Wir sagen auch nicht: "Der Weiße". Wir sagen: "Die Nummer 7 oder 8 oder sonst etwas. Deshalb finde ich gut, was in Paris passiert ist, was mir passiert ist. Ich habe ein dickes Fell. Ich weiß mich zu äußern." Im Gegensatz den den Verantwortlichen: "Die Verantwortlichen tun zu wenig. Dieser Banner der Uefa "Say no to racism" ist mehr Schein als sonst etwas. Man muss der Uefa und dem DFB an die Tasche gehen. Dann fangen sie an nachzudenken."

Ex-BVB-Profi: Linienrichter hat sich bis heute nicht gemeldet

Durch solche Vorfälle würden die Menschen lernen, sich zu distanzieren, sagt Saka: "Wir haben alle Namen. Ich heiße Kosi. Und wenn Du nicht weißt, wie ich heiße, dann sag: "Den da". Aber nicht "Den Schwarzen"."

In der Kabine wäre das anders. sagt Saka. "Da nenne ich meinen Kumpel weißer Mann und er mich schwarzer Mann. Wir sind Fußballfreunde. Aber auf dem Spielfeld nennt er mich nie schwarzer Mann und ich ihn nie weißer Mann. Wir beide wissen genau, wie wir gewisse Dinge einordnen können."

Mit dem Wort "Schwarzer" oder allen anderen, die die Hautfarbe bezeichnen, würden Assoziationen entstehen, von Afrika, von Armut. Die Vorurteile erfahre Saka dann auf dem Spielfeld: "Dann sagen sie: Du läufst so schnell, weil Du vor den Tigern weggerannt bist."

Vom Linienrichter aus dem Oberliga-Spiel habe Saka bis heute nichts gehört. "Selbst wenn er es nicht gesagt hat, hätte er mich anrufen können. Ich jedenfalls hätte es gemacht."