Dortmund. Die Ultragruppe Jubos Dortmund hat sich nach 15 Jahren aufgelöst. Für das Fanprojekt des BVB sind das schlechte Nachrichten.

Wer noch ein Weihnachtsgeschenk brauchte, konnte als BVB-Fan vor dem Stadion fündig werden. Die Ultragruppe Jubos Dortmund verkaufte kurz vor dem Fest immer einen Fankalender. Der Käufer tat damit auch noch etwas Gutes: Im vergangenen Jahr etwa ging ein Euro an den gemeinnützigen Verein "Kana Suppenküche e.V."

In diesem Jahr wird es den Kalender nicht geben. Die Jubos Dortmund, eine von drei Ultragruppen auf der Südtribüne, haben sich aufgelöst.

Das Fanprojekt Dortmund bestätigt auf Nachfrage dieser Redaktion einen Bericht der Ruhr-Nachrichten. Demnach löste sich die Gruppe schon im Frühsommer auf. 15 Jahre hatte es die Jubos gegeben, doch nun ist Schluss. Die Gründe sind vielfältig. Ausschlaggebend sei die zunehmende Kommerzialisierung im Fußball gewesen. Der Sport habe nicht mehr viel gemein gehabt mit den Vorstellungen der Ultras. Immer wieder äußerten die Jubos laut Kritik an von Geldgebern protegierten Vereinen. Vor allem Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp war ihnen verhasst. Wegen der Hass-Plakate verhängte der DFB eine Kollektivstrafe gegen die Fans. Auch der eigene Verein blieb von Kritik nicht verschont. Der Slogan "Echte Liebe" stehe symbolisch für den "Authentizitätsverlust unseres Ballspielvereins", kritisierten sie.

Angriff von mutmaßlichen Schalke-Fans in Dortmund

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Eine Rolle gespielt haben sollen allerdings auch organisatorische Probleme. Hatte die Gruppe einst 130 Mitglieder, war sie auf zuletzt 60 zusammengeschrumpft. Statt Fußball stünden private Verpflichtungen im Vordergrund, berichten die Ruhrnachrichten. Immer weniger mussten so am Ende immer mehr machen. Auch die zunehmenden Angriffe von rechten BVB-Anhängern haben den Jubos die Motivation zum Weitermachen geraubt - genauso wie die Geschehnisse nach dem DFB-Pokalspiel Anfang Februar gegen Werder Bremen. In der Nacht zum 5. Februar sollen Jubos-Mitglieder in Dortmund von mutmaßlichen Schalke-Anhängern attackiert worden sein. Die Polizei ermittelt.

Für das Fanprojekt Dortmund ist die Entscheidung der Jubos eine schlechte Nachricht. In den BVB-Ultragruppen "The Unity" und "Desperados" bleiben nur noch zwei übrig. "Wir machen uns schon Sorgen, es sind junge Leute, die da weggebrechen", sagt Projektleiter Thilo Danielsmeyer. Die Gruppe habe sich sicher mehrmals mit der Polizei gerieben, sich nicht an die Verbote für Pyrotechnik gehalten, aber sie hätte auch mit Choreographien und sozialem Engagement die Fußballkultur in Deutschland verkörpert. "Sie waren mit Begeisterung dabei."

Fanprojekt Dortmund in Sorge: Da lässt die Begeisterung nach

Danielsmeyer fürchtet, dass die Corona-Krise langanhaltenden Schaden in der Fanszene verursacht. "Das Spiel ist ein Grund, sich zu treffen. Das fällt jetzt komplett weg. Da lässt die Begeisterung nach", warnt Danielsmeyer. "Man fragt sich schon: Wird das überhaupt noch wieder gehen?" Vor allem die jungen Fans könnten durch die Zwangspause abwandern.

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Das Fanprojekt hat deshalb regelmäßige Treffen organisiert. Anfangs im Internet, später auch vor Ort. Fast täglich sei man in Dortmund mit den Fans zusammengekommen, berichtet Danielsmeyer. "Wir haben uns bemüht, die Fanszene zusammenzuhalten." Durch die ab Montag geltenden härteren Regeln für öffentliche Treffen sei das fortan nicht mehr möglich. Ein weiterer Rückschlag, findet Danielsmeyer: "Die Fanszene ist in über 30 Jahren gewachsen. Das jetzt ist schon ein Einschnitt."