Essen. Als erste Frau leitet Bibiana Steinhaus den Supercup. Es könnte ihr letztes Spiel sein. Nachfolgerinnen sind nicht in Sicht. Ein Kommentar.
Der Supercup ist eigentlich kein Spiel, das die Massen elektrisiert. Die Partie an diesem Mittwoch (20.30 Uhr/ZDF) ist für die Finalgegner Bayern München und Borussia Dortmund mehr Pflicht als Wunsch. Dennoch geht dieses Finale schon jetzt in die Geschichtsbücher ein: Als erste Frau leitet Bibiana Steinhaus den Supercup.
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Nach Bild-Informationen wird es wohl ihr letztes Spiel sein, angeblich will sie ihre Karriere mit 41 Jahren aus privaten Gründen beenden. Der Supercup wäre zum Abschluss dieser Schiedsrichter-Laufbahn die Bestätigung ihrer herausragenden Leistung. Vor dreizehn Jahren pfiff Steinhaus ihr erstes Zweitliga-Spiel. 2017 debütierte sie in der Bundesliga. Die Hannoveranerin hat sich gegen alle Widerstände nach oben gekämpft.
Steinhaus wurde mit dem Druck fertig
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Von Beginn an lastete auf Steinhaus ein enormer Druck. Versagt sie, fühlen sich die Skeptiker in der Männerdomäne Fußball bestätigt. Ist sie erfolgreich, können Frauen hoffen, dass der Weg in das Profigeschäft leichter wird, dass die schwere Tür zum Oberhaus endlich aufgestoßen wird. Dass Steinhaus heute den Supercup pfeift, liegt auch daran, dass sie mit diesem Druck fertig wurde. Sie ist die einzige, die Bundesligaspiele der Männer pfeifen darf.
Tatsache ist aber auch: Es gibt wenig Anwärterinnen auf ihre Nachfolge. In der ersten und zweiten Bundesliga ist Steinhaus die einzige Frau unter den 46 Schiedsrichtern. In der 3. Liga darf Katrin Rafalski (38) Spiele leiten.
Frauenquote ergibt im Fußball keinen Sinn
Manche wünschen sich eine Frauenquote, damit die Entwicklung vorangetrieben wird. Doch anders als in Unternehmen geht es im Sport nicht um Mitsprache, sondern um Leistung. Selbst wenn alle Debatten um Gleichberechtigung zu einem Ende kommen, werden im Fußball Spieler, Trainer und Schiedsrichter danach beurteilt, was sie auf dem Platz abliefern. Das ist die Essenz des Sports. Wer erfüllt die Anforderungen fürs Oberhaus?
Wer Steinhaus folgen will, muss sich dieser Beurteilung stellen, muss die Qualität mitbringen, vor 70.000 Fans die Ruhe zu bewahren, sich mit eigener Autorität gegen Spieler durchsetzen zu können und unter größtem Zeitdruck die richtige Entscheidung zu treffen. Sicher: Steinhaus wurde schärfer beurteilt als ihre männlichen Kollegen, aber ihr Bundesliga-Debüt liegt nun auch wieder drei Jahre zurück. Abgesehen von Rafalski ist momentan keine Nachfolgerin in Sicht. Wenn Steinhaus zurücktritt, droht die Tür wieder ein gutes Stück zuzufallen.