Dortmund. Gelungener Ligastart für den BVB. Nach guter Leistung siegen die Dortmunder mit 3:0 gegen Borussia Mönchengladbach.
Giovanni Reyna schaute ungläubig. Erst auf seine Füße, dann auf den Rasen. Eben war der Angreifer von Borussia Dortmund in bester Position an den Ball gekommen, hatte lehrbuchmäßig ausgeholt, abgezogen – und der Ball rutschte ihm voll über den Schlappen und landete meterweit neben dem Tor (7.). Es war eine Szene, die passte zu diesem Spiel zwischen dem BVB und Borussia Mönchengladbach, zumindest zur Anfangsphase. Denn es dauerte, bis diese Partie so richtig Fahrt aufnahm, bis die Mannschaften zumindest etwas Präzision, etwas Ruhe in ihre Kombinationen brachten.
Auch interessant
Weil dann aber Reyna einige sehr viel bessere Wege fand, mit dem Ball umzugehen und zwei Treffer entscheidend mitverantwortete, gewann der BVB letztlich verdient mit 3:0 (1:0) und setzte im Kampf um die vorderen Plätze ein dickes Ausrufezeichen gegen einen direkten Konkurrenten – vor 9.300 glücklichen und zwischenzeitlich durchaus lautstarken Zuschauern.
Die bemerkenswerten Szenen der ersten halben Stunde waren schnell erzählt und hatten zunächst wenig mit Fußball im engeren Sinne zu tun: Manuel Akanji sah nach rustikaler Grätsche gegen Lars Stindl Gelb (13.). Folgenschwerer für den BVB: Thorgan Hazard, erneut auf dem linken Flügel aufgestellt, verletzte sich bei einer Abwehraktion am rechten Oberschenkel und musste ausgewechselt werden. Und weil die drei gelernten Linksverteidiger Raphael Guerreiro, Nico Schulz und Marcel Schmelzer allesamt verletzt sind, brachte Trainer Lucien Favre das Eigengewächs Felix Passlack (19.) – einen Spieler also, der bislang unter der Kategorie „Kann gehen, wenn ein gutes Angebit kommt“ geführt wurde.
10.000 Zuschauer sehen Sieg des BVB gegen Gladbach
Auch interessant
Passlack war es auch, der die erste echte Chance des Spiels vorbereitete: Sein langer Ball landete bei Erling Haaland, der verschaffte sich mit seinem wuchtigen Körper etwas Platz und schoss. Doch Nico Elvedi lenkte den Ball neben das Tor (22.).
Es war eine der Szenen, in denen es durchaus laut wurde im Stadion, in denen es nach deutlich mehr als jenen 10.000 Zuschauern klang, die ins 81.365 Menschen fassende Stadion gekommen waren. Das galt auch für die 31. Minute, in der die Gladbacher mal gefährlich in den Dortmunder Strafraum vordrangen. Jonas Hofmann setzte sich mit vollem Körpereinsatz gegen Jude Bellingham durch und stand plötzlich frei vor dem Tor. Doch Roman Bürki stürzte blitzschnell heran, rettete erst mit dem Fuß und dann mit der Hand gegen den heranstürzenden Florian Neuhaus (31.).
Es war eine Szene, in der der 17-jährige Neuzugang Bellingham nicht gut ausgesehen hatte, doch er rehabilitierte sich schnell: Nach einer Flanke kam er im gegnerischen Strafraum glücklich an den Ball, steckte dann aber gedankenschnell durch auf Reyna. Und der schoss aus spitzem Winkel wuchtig unter Elvedis ausgestrecktem Bein durch ins lange Eck – Torhüter Yann Sommer blieb regungslos stehen (35.). Ein Tor eines 17-Jährigen auf Vorlage eines 17-Jährigen – es war die jüngste Co-Produktion der Bundesliga-Geschichte.
BVB etwas glücklich bei einer Elfmeterszene
Und die Führung war nicht unverdient, denn Gladbach zeigte zwar die etwas bessere Spielanlage, der BVB aber hatte mehr und zwingendere Chancen. Und so ging es zunächst auch weiter: Nach Flanke von Emre Can streichelte Jadon Sanchos Kopfball noch die Latte (40.). Doch auch Gladbach wurde noch einmal vor der Pause gefährlich: Stefan Lainer ließ Mats Hummels aussteigen und schloss aus 20 Metern wuchtig ab. Doch Bürki lenkte den Ball über das Tor (42.). Die folgende Ecke landete bei Stindl, doch dessen Volley wurde geblockt – und der Dortmunder Konter mündete in einer spektakulär missglückten Hummels-Flanke.
Auch nach der Pause wurde erst der BVB gefährlich: Can gab den Ball scharf nach innen, doch Sommer klärte mit dem Fuß vor Haaland (49.). Und dann machte sich Reyna auf den Weg in den Strafraum. Rami Bensebaini grätschte, Reyna fiel, Schiedsrichter Felix Brych winkte ab – weiterspielen! Doch es meldete sich Video-Assistent Tobias Reichel, der einen minimalen Kontakt wahrgenommen hatte. Brych sah sich die Szene noch einmal an und änderte dann seine Meinung: Elfmeter. Und Haaland, bis dahin kaum zu sehen, verlud Sommer und schob kühl ein (54.).
Gladbachs Trainer Marco Rose reagierte, brachte die Angreifer Marcus Thuram und Alassane Pléa. Und letzterer stand direkt im Mittelpunkt, als er im Laufduell mit Mats Hummels zu Fall kam. Dieses Mal aber hatte der Video-Assistent nichts auszusetzen, obwohl es durchaus Kontakt gegeben hatte (60.).
Starker Konter sorgt für die Entscheidung
Auch interessant
Mit der Führung im Rücken zogen sich die Gastgeber nun weiter zurück, überließen die Gladbachern viel Ballbesitz und konzentrierten sich darauf, die Zugänge in den Strafraum zu verbarrikadieren. Nach vorne passierte nicht mehr viel, aber auch die Gladbacher wurden nicht wirklich gefährlich. Und so rafften sich die Dortmunder doch noch einmal zu einem Konter auf: Sancho sprintete von Strafraum zu Strafraum und bediente Haaland, der aus kurzer Distanz sicher vollstreckte (77.).
Trainer Favre sprang an der Seitenlinie begeistert auf und ab. Er wusste, dass dieser erste Sieg im ersten Spiel ein ganz wichtiger war, um keine Diskussionen aufkommen zu lassen – und um im Kampf um die Champions-League-Plätze wichtige Punkte gegen einen direkten Konkurrenten zu sammeln.