Dortmund. Beim 2:0-Sieg bei RB Leipzig sichert sich der BVB Rang zwei in der Fußball-Bundesliga. In der kommenden Saison aber soll es mehr werden.
Die Erschöpfung, aber auch die Genugtuung waren Mats Hummels anzusehen, als er in den Katakomben des Leipziger Stadions zum Mannschaftsbus von Borussia Dortmund ging. Der BVB hatte 2:0 (1:0) gewonnen bei RB Leipzig und Hummels hatte einen gehörigen Teil dazu beigetragen, weil er souverän verteidigt und dann noch den Treffer zum 1:0 stark eingeleitet hatte. „Dass ich versuche, Situationen fußballerisch zu lösen, weiß man ja“, meinte der Abwehrchef. „Manchmal geht es schief, dann muss ich Kritik einstecken. Und wenn es gut geht, gibt es Lob.“
Das kennen auch die Mannschaftskollegen. Vor drei Tagen, nach dem peinlichen 0:2 gegen das Kellerkind Mainz 05, waren sie noch massiv kritisiert worden. Nun, nach dem verdienten Erfolg in Leipzig, gab es Lob von allen Seiten – auch von Sportdirektor Michael Zorc: „Wie die Mannschaft heute eine Reaktion auf das Mainz-Spiel gezeigt hat, war gut, damit war ich sehr zufrieden“, sagte er dieser Redaktion.
Der BVB überzeugt bei RB Leipzig
Der BVB hat nun die Vizemeisterschaft auch rechnerisch sicher, was er sich vor allem mit einer starken ersten Halbzeit verdiente: Dortmund bestimmte das Geschehen komplett und erarbeitete sich zahlreiche Chancen, insbesondere durch Mittelstürmer Erling Haaland: Doch mal stand Thorgan Hazard im Weg und im Abseits (11.), mal scheiterte der Norweger aus kürzester Distanz an Peter Gulacsi (15.) und mal konnte der RB-Torhüter den Schuss von der Strafraumgrenze festhalten (16.).
Die Leipziger kamen kaum zur Geltung und hätten sich fast selbst geschwächt. Patrik Schick grätschte Axel Witsel rüde von hinten in die Beine und war mit der Gelben Karte sehr gut bedient (21.).
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Und dann dauerte es nicht mehr lang, bis sich der BVB endlich für seinen starken Auftritt belohnte: Hummels spielte in der eigenen Hälfte drei Gegner aus und gab weiter auf Brandt, der nach Doppelpass mit Hazard auf der rechten Seite davonstürmte und dann das Auge für den aus dem Rückraum heranstürmenden Giovanni Reyna hatte. Und statt selbst abzuschließen, spielte der 17-Jährige den Ball im Vollsprint mit nur einem Kontakt weiter auf Haaland, der seine dritte gute Chance nutzte und überlegt ins lange Eck schoss (30.). Es war das 83. Saisontor für Dortmund, was einen Vereinsrekord bedeutete.
Zur Pause musste sich der BVB nur vorwerfen lassen, nicht höher zu führen. Dass Jadon Sancho nur auf der Bank saß, tat dem Spiel keinen Abbruch. „Der war einfach komplett müde und hat dem Trainer vor dem Spiel gesagt, dass er für 90 Minuten keine Körner hat“, erklärte Zorc.
BVB-Sportchef lobt Debütant Morey
Auch nach der Pause ging der BVB erst einmal verschwenderisch mit seinen Chancen um. Mateu Morey, neben Reyna der zweite Startelf-Debütant, verzog frei vor dem Tor (47.). Zorc attestierte dem 20-jährigen Spanier dennoch ein „vielversprechendes Debüt“ und meinte: „Er war sehr ballsicher, aber auch in der Balleroberung gut.“ Noch überschwänglicher fiel das Lob für Reyna aus: „Seine Vorarbeit zum 1:0 war ganz große Klasse. Er war ganz schwer vom Ball zu trennen, oft nur durch ein Foul zu bremsen“, lobte Zorc.
Die Einzelkritik fiel auch deswegen so positiv aus, weil der Dortmunder Chancenwucher nicht bestraft wurde. Nachdem Gulacsi Haalands strammen Schuss aus spitzem Winkel etwas glücklich an die Latte gelenkt hatte (52.), wurde Leipzig nämlich stärker, verlagerte das Geschehen mehr und mehr in die gegnerische Hälfte. Doch die BVB-Abwehr hielt dem Druck stand, ließ nur einen gefährlichen Schuss durch Angelino zu, den Roman Bürki parierte (85.). „Es ist schwer, ein Spiel 90 Minuten zu dominieren, das kann keine Mannschaft – erst recht nicht gegen einen sehr guten Gegner“, sagte BVB-Trainer Lucien Favre. „Aber wir haben sehr gut verteidigt.“
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Und in der Nachspielzeit machte sich noch einmal Brandt auf den Weg nach vorne, gab von rechts scharf und präzise nach innen – und Haaland grätschte den Ball über die Linie.
Es war die Entscheidung, es war ein überzeugender Sieg gegen den größten Konkurrenten um Platz zwei, der das Minimalziel sichert. Und künftig darf es gerne ein bisschen mehr sein. „Einen nach vorne rutschen“, antwortete Hummels noch auf die Frage, was er sich für die kommende Saison vornehme. „Der Titel muss immer das Ziel sein, wenn man so eine Mannschaft hat.“