Dortmund. In Leipzig spielt der BVB um Tabellenplatz zwei. Sportdirektor Zorc hofft, dass die 0:2-Niederlage gegen Mainz 05 ein Ausrutscher bleibt.

Feierlich geht es am Freitag vor dem Dortmunder Stadion zu: Eine Hochzeitsgesellschaft ist vorgefahren, um hier ihre Fotos zu machen. Drinnen werden unerfreulichere Themen besprochen: Zehn Journalisten, die erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie wieder zu einer Pressekonferenz von Borussia Dortmund zugelassen sind, stellen Fragen zum bevorstehenden Bundesligaspiel bei RB Leipzig an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) – und zur zurückliegenden Partie.

Denn mit der unnötigen 0:2-Heimniederlage gegen das Kellerkind Mainz 05 hat der BVB den sicher geglaubten zweiten Tabellenplatz noch einmal in Gefahr gebracht und sich ein Endspiel gegen Leipzig eingehandelt: Der Emporkömmling aus dem Osten hat drei Punkte Rückstand und würde bei einem Sieg wegen der dann besseren Tordifferenz vorbeiziehen – eine Horrorvision für BVB-Sportdirektor Michael Zorc: „Platz zwei ist jetzt unser letztes verbliebenes und vorrangiges Ziel“, sagt er. „Da geht es nicht nur ums TV-Geld, da geht es auch ums Prestige. Wenn wir auf Platz zwei bleiben, dann ist das in der Bundesliga eine gute Saison.“

Hummels war „tierisch genervt“

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Es ist ein Satz mit zwei wesentlichen Einschränkungen: Bei Platz drei wäre es schon keine gute Saison mehr, und in den Pokalwettbewerben war sie es ohnehin nicht: Während das Achtelfinal-Aus gegen Paris Saint-Germain intern als zu verschmerzen eingestuft wurde, ärgern sich die Bosse noch immer mächtig über die Pokalniederlage bei Werder Bremen.

Und auch über die Niederlage gegen Mainz. „Wir waren alle sauer“, sagt Zorc. „Das hat mich tierisch genervt“, sagt auch Abwehrchef Mats Hummels. „Es hat bis 2.30 Uhr gedauert, bis ich mich beruhigt hatte und ins Bett gehen konnte.“ Beim BVB sorgen sie sich aber zunehmend, dass nicht alle Spieler diese Eigenmotivation mitbringen, weshalb in den vergangenen Tagen manches Einzelgespräch geführt wurde.

Dem BVB fehlen sieben Profis

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Mit personellen Konsequenzen kann Trainer Lucien Favre kaum reagieren, insgesamt fehlen ihm sechs Profis: Zu den Langzeitverletzten Marco Reus, Mahmoud Dahoud und Thomas Delaney kommen Achraf Hakimi (Gelbsperre), Manuel Akanji (Muskelprobleme) und Mario Götze, der seiner Frau Ann-Kathrin und dem vor zwei Wochen etwas zu früh geborenen Sohn Rome im Krankenhaus Gesellschaft leistet. Immerhin: Giovanni Reyna steht nach überwundenem Infekt wieder zur Verfügung.

Den Leipzigern geht es da besser. „Sie haben einen sehr guten Kader, sie können rotieren, sie konnten in letzter Zeit immer vier, fünf Spieler auswechseln“, sagt Favre.

Verspielt Leipzig die Champions League?

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Doch auch der Gegner hat so seine Sorgen: Zuletzt wurde eine 2:0-Führung gegen Fortuna Düsseldorf verspielt, auch gegen Schlusslicht SC Paderborn gab es nur ein Unentschieden. Der Herbstmeister könnte aus den Champions-League-Rängen fallen, und auch der feststehende Abgang Timo Werners, bester Stürmer der kurzen Vereinsgeschichte, drückt auf die Stimmung.

„Demnächst sollten wir mal wieder ein Heimspiel gewinnen“, fordert der genervte Trainer Julian Nagelsmann, die Partie gegen Dortmund bietet die vorerst letzte Chance. Beim BVB ist man gewarnt – und glaubt nicht, dass der Gegner wie Mainz unterschätzt wird. „Klar, sie haben zuletzt Punkte verloren“, sagt Favre. „Aber sie bleiben Leipzig,“ Und damit ein gefährlicher Gegner, jetzt und auch in Zukunft.