Dortmund. Im Spitzenspiel begegnen sich Dienstag Borussia Dortmund und Bayern München. Auf Augenhöhe? Hier die Spieler, die den Ausschlag geben könnten.

Lucien Favre war bestens gelaunt. Der Trainer von Borussia Dortmund grinste breit, als er um 15.33 Uhr aufs Trainingsgelände von Borussia Dortmund fuhr. Es gab gute Nachrichten aus Dortmunder Sicht einen Tag vor dem Gipfeltreffen mit dem FC Bayern am Dienstagabend (18.30 Uhr/Sky): Mats Hummels, der am Samstag beim 2:0-Sieg beim VfL Wolfsburg nach einer Halbzeit das Feld räumen musste, hat seine Achillessehnen-Beschwerden im Griff. „Ich kann es nicht ganz sicher sagen, aber er wird zu 99 Prozent dabei sein“, hatte Favre schon am Morgen gesagt. Nach Informationen dieser Redaktion hat der fehlende Prozentpunkt keine medizinische Begründung, einem Hummels-Einsatz steht nichts im Wege.

Gut für den BVB, denn dem Innenverteidiger fällt eine Schlüsselrolle zu: Er muss Robert Lewandowski in den Griff bekommen, den Torjäger vom Dienst und besten Mittelstürmer der Bundesliga. Es ist ein Schlüsselduell dieser Partie – eines von mehreren.

Hummels vs. Lewandowski

Die Bedrohungslage ist klar: 41 Pflichtspieltreffer hat Robert Lewandowski in der laufenden Saison erzielt, 27 davon in der Bundesliga. Der 31-Jährige traf in den vergangenen sechs Spielen gegen den BVB zwölfmal. „Er ist im Strafraum brandgefährlich, es ist große Klasse“, warnt Favre. Vor allem Hummels als zentraler Innenverteidiger wird den Polen aufhalten müssen.

Wie essenziell der Abwehrchef als Stabilisator ist, zeigte sich, als er gegen Wolfsburg vom Platz musste. Intern heißt es beim BVB, dass der 31-Jährige nun noch wichtiger werden könnte als ohnehin schon: Dank der Geisterspiel-Atmosphäre kann der Meinungsführer noch stärker auf seine Mitspieler einwirken, auch die Angreifer mit seinen Kommandos erreichen – und daher gerade gegen die Bayern mit seiner Ausstrahlung und Mentalität vorangehen. Dortmunds Problem: Lewandowski wird unterstützt von dem pfeilschnellen Serge Gnabry und dem unermüdlichen Thomas Müller – gegen die hin und wieder wackligen Lukasz Piszczek und Manuel Akanji bedeutet dies: Vorteil Bayern.

Haaland vs. Boateng

Erling Haalands Statistiken sind nach zehn Rückrunden-Spielen sogar besser als Lewandowskis: Zehn Bundesligatore in der Rückrunde, alle 69 Minuten eins, 59 Prozent seiner Chancen genutzt. „Ihm traue ich sehr viel zu“, schwärmt ARD-Experte Bastian Schweinsteiger von dem Anfang Januar aus Salzburg gekommenen 19-Jährigen. „Er ist ein sehr unbekümmerter, junger Spieler, der die Gier hat, auch jemandem weh zu tun – im Tor und in Zweikämpfen.“ Beim jüngsten Auftritt in Wolfsburg aber tat sich der Norweger schwer, er blieb erstmals in der Liga ohne Torabschluss.

Und auch gegen die Münchener wird es nicht leicht: Innenverteidiger Jerome Boateng blüht nach dem Trainerwechsel von Niko Kovac zu Hansi Flick regelrecht auf. „Ich brauche das Vertrauen des Trainers und seines Trainerteams. Das habe ich wieder“, erklärt er selbst seinen Aufschwung. Gelegentlich leisten sich Boateng und seine Nebenmänner allerdings wie beim jüngsten 5:2 gegen Eintracht Frankfurt Unkonzentriertheiten – Vorteil Dortmund.

Brandt vs. Kimmich

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Noch wichtiger als die Duelle in den Strafräumen dürfte werden, was sich dazwischen abspielt: Wer hat die Kontrolle über Ball und Raum? „Wahrscheinlich wird Bayern deutlich mehr Ballbesitz haben“, meint BVB-Sportdirektor Michael Zorc und fordert von seinem Team, sehr gut zu verteidigen und sich eigener Offensiv-Qualitäten bewusst zu sein. Eine Schlüsselrolle fällt Julian Brandt zu, der den freischaffenden Geist im Zen­trum gibt, weite Wege geht und versucht, überall rund um den Strafraum Angriffe aufzuziehen.

Dabei werden sich seine Wege sehr oft mit Joshua Kimmich kreuzen. Der 25-Jährige hat sich unter Flick endgültig als Abfangjäger im Mittelfeld etabliert, überzeugt mit Biss, Aggressivität und Ballfertigkeit. Daneben überzeugte zuletzt Leon Goretzka – beim BVB dagegen sitzt Mittelfeld-Lenker Axel Witsel nach Muskelproblemen bestenfalls auf der Bank. Emre Can könnte zwar zurückkehren, dennoch gilt: Vorteil Bayern.

Hakimi vs. Davies

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Im Hinspiel, das die Bayern 4:0 gewannen, ging der Stern von Alphonso Davies auf: Flick setzte in seinem ersten Spiel auf den Kanadier als Linksverteidiger, seitdem ist der 19-Jährige nicht mehr wegzudenken. Achraf Hakimi hatte damals allzu oft das Nachsehen. Der BVB-Außenspieler glänzt zwar vor allem offensiv nach wie vor mit Tempo und Dynamik, allerdings ist Davies defensiv stärker – und auch nach vorne gefährlich. Vorteil Bayern.

Die X-Faktoren

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Vieles hängt aus Dortmunder Sicht an der Fitness zweier Spitzenkräfte: Can würde im Mittelfeld jene Mischung aus körperlicher Präsenz, Wucht und Mentalität einbringen, die in der Vergangenheit gegen die Münchener so oft vermisst wurde. Und Jadon Sancho brächte zusätzlichen Esprit ins Offensivspiel. Für 90 Minuten reicht es bei dem Engländer nach Informationen dieser Redaktion noch nicht – bei fünf möglichen Wechseln aber muss das nicht gegen einen Platz in der Startelf sprechen. Gegen den Ball allerdings ist Thorgan Hazard als Alternative deutlich effektiver.

Rein personell bleiben leichte Vorteile für die Bayern, das aber interessiert BVB-Sportdirektor Zorc nicht: „Wir können immer Tore gegen sie schießen, und wir können sie schlagen“, sagt er selbstbewusst.