Dortmund. In der Hinrunde hätte der BVB ein Spiel wie das 1:0 gegen Freiburg wohl kaum gewonnen. Schmutzige Siege nennt man so etwas. Was heißt das?

Das Ruhrgebiet kennt einen schönen Spruch für das Wetter, das am Sonntagmorgen die Dortmunder zu einem heimeligen Tag animierte: Usselig isset. Man hört es und schüttelt sich sogleich. Wolken, kurze Schauer, Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt – da werden doch lieber die Füße auf die Couch gelegt und unter einer Wolldecke verborgen. Bloß nicht rausgehen. Den BVB-Profis blieb es nicht erspart, die Fußballtreter zu schnüren. Zumindest den Reservisten nicht, die am Tag nach dem 1:0 (1:0)-Arbeitssieg über den SC Freiburg das Trainingsgelände im Stadtteil Brackel betraten und dabei lediglich unter der Beobachtung von Mitarbeitern des Fußball-Bundesligisten standen.

BVB steht vor einem bedeutungsvollen März

Die Erkenntnisse der Sonntagvormittagseinheiten sind ohnehin überschaubar. Wichtiger werden die nächsten Tage werden, denn der BVB steht vor einem bedeutungsvollen März. Am kommenden Samstag steht für die Mannschaft von Trainer Lucien Favre in der Bundesliga das prestigeträchtige Borussen-Duell in Mönchengladbach an, ehe es am Mittwoch, 11. März, bei Paris St.-Germain um den Einzug ins Achtelfinale der Champions League geht. Und drei Tage später: Derby, Dortmund gegen Schalke, Ausnahmezustand. Der BVB kann vieles erreichen, aber auch vieles verspielen. Und in dem Zusammenhang stellt sich halt die Frage: War das wackelige 1:0 über wackere Freiburger mehr ein Rückschritt als ein Fortschritt?

Nun, von beidem etwas. Aber mit leichter Tendenz zu: Fortschritt.

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„Natürlich war es heute nicht perfekt“, sagte Julian Brandt nach dem sechsten Sieg im siebten Rückrundenspiel. Im östlichen Ruhrgebiet hatte sich in den letzten Heimspielen des BVB rauschähnliche Zufriedenheit breit gemacht. 5:1 über den 1. FC Köln. 5:0 über Union Berlin. 4:0 über Eintracht Frankfurt. 2:1 über PSG. Tore noch und nöcher von Erling Haaland. Zwei ordnende Füße im Mittelfeld von Emre Can. Eine im Vergleich zur Vorrunde deutlich stabilere Abwehrreihe vor Torhüter Roman Bürki. Da passte ein am Ende mit Glück verteidigtes 1:0 gegen Freiburg nicht wirklich gut ins Stimmungsbild des sonst so besonders vergnügten Borussentums. „Nächste Woche in Mönchengladbach muss wesentlich mehr kommen“, sagte Brandt.

Der Nationalspieler hatte entscheidend dazu beigetragen, dass die Schwarz-Gelben nach 90 Minuten mit erneut beleidigenden Aktionen gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp und ungewohnt wenig Offensivgeist als Sieger vom Feld gingen. Brandt stand nach einem Außenbandanriss im Sprunggelenk erstmals wieder in der Startelf und bediente in der 15. Minute auf dem linken Flügel den enteilten Thorgan Hazard. Der Belgier legte den Ball anschließend quer vors Tor, wo Jadon Sancho seinen 14. Saisontreffer erzielte. 1:0, alles gut? „Es war heute kein Spektakel“, erklärte Mittelfeldmann Raphael Guerreiro berechtigt pragmatisch, „aber das Ergebnis zählt“.

Jenes Ergebnis hätte leicht 1:1 heißen, aus BVB-Sicht schlimmstenfalls sogar mit mehr Freiburger als Dortmunder Toren gestaltet sein können. Als in der ersten Halbzeit der Sturm über das Stadion hinwegzog, war Favres Kreativabteilung nur ein laues Lüftchen. Der magenverstimmte Haaland wurde erst spät eingewechselt.

BVB-Verteidiger Mats Hummels angeschlagen

Nach der Pause, als Abwehrchef Mats Hummels nach einem Zusammenstoß in der Kabine geblieben war und stattdessen Manuel Akanji ins Spiel eingegriffen hatte, entgingen die Hausherren haarscharf einem empfindlichen Rückschlag, der sechs oder sieben Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Bayern zur Folge hätte haben können anstatt der aktuellen vier Zähler. Freiburgs Jonathan Schmid verzog nur knapp (68.), Bürki parierte den Freistoß von Vincenzo Grifo (70.). Und als der BVB-Torhüter bereits geschlagen war beim Kopfball von Nils Petersen (75.), sorgte der auf die Torlinie gehastete Lukasz Piszczek für eine vielleicht noch sehr wichtige schwarz-gelbe Rettungsaktion.

„Ein solches Spiel wie heute hätten wir in der Hinserie wohl mit einem Remis abgeschlossen“, konstatierte Sebastian Kehl, Leiter der Lizenzspielerabteilung. Der BVB hat sich selbst im Jahr 2020 in eine Position gebracht, in der Punkteteilungen schmerzen. Für die anspruchsvollen Aufgaben im März stehen Unentschieden daher auf dem Index. Einzige Ausnahme: am Mittwoch nächster Woche in Paris. (mit ab)