Dortmund. BVB-Profi Giovanni Reyna (17) soll der Elf auch gegen Freiburg helfen. Dabei hätte er nach einem Schicksalsschlag fast alles hingeschmissen.
Wer Giovanni Reyna in Dortmund beobachtet, sein Leuchten in den Augen sieht, wenn er beim BVB den Ball berührt, kann sich nur schwer vorstellen, dass dieser 17 Jahre alte Fußballspieler die dunkle Seite des Lebens kennt.
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Am 19. Juli 2012 verliert sein vier Jahre älterer Bruder den Kampf gegen den Krebs. Für Reyna bricht mit neun Jahren eine Welt zusammen. Er verzweifelt, sagt zu seiner Mutter Danielle: „Ich werde jetzt nie ein guter Fußballspieler sein, denn mein großer Bruder hat mir alles beigebracht“, wie diese später der Sports Illustrated berichtet.
Es kommt anders.
Samstag wird Reyna in der Kabine von Borussia Dortmund sitzen, sich das schwarz-gelbe Trikot überziehen, wenn der BVB den SC Freiburg empfängt (15.30 Uhr/Sky). Vielleicht darf der US-Amerikaner sogar beginnen, vielleicht wechselt ihn Trainer Lucien Favre wieder ein. So wie er das in der Rückrunde immer macht, um dem Dortmunder Offensivspiel frischen Zauber zu verleihen. Seit dem Winter mischt Reyna als festes Mitglied im Profikader mit. 150 Pflichtspielminuten genügten ihm seitdem, um jedem im Dortmunder Umfeld zu verdeutlichen, dass die Nummer 32 das nächste Talent sein könnte, dass eine große Karriere vor sich hat.
„Er hat sich eingelebt, bei uns und in Deutschland. Er ist aus unserem Lizenzspielerkader nicht mehr wegzudenken“, erklärt Sportdirektor Michael Zorc dieser Redaktion.
2017 wirbelt sich Reyna bei einem U-17-Turnier in Florida auf die Dortmunder Wunschliste. Der Klub kämpft um das Talent des New York City FC, führt Gespräche mit der Familie und schafft es schließlich, sich gegen eine namhafte Konkurrenz durchzusetzen. Anfang des vergangenen Jahres zieht Reyna ins Revier, seine Familie bleibt in den USA. „Es war hart, aber es ist die Sache wert. Ich träume davon, Profi zu werden, also muss ich Opfer bringen.“
Reyna ist zu Hause im BVB-Jugendhaus
Sein Vater Claudio kennt die Bundesliga, hat selbst für Bayer Leverkusen und den VfL Wolfsburg gespielt. Mutter Danielle war ebenfalls Fußballerin. Gemeinsam mit Reynas Bruder Joah-Mikel und seiner Schwester Carolina besucht sie ihren Sohn, wann immer es geht, in Dortmund. Eine eigene Wohnung hat dieser dort allerdings nicht, noch lebt er gemeinsam mit anderen Hochbegabten im Jugendhaus am Trainingszentrum in Brackel.
Dort packt er im Sommer 2019 bereits wieder seine Koffer aus, um dann gemeinsam mit den Profis in Richtung USA zu fliegen. Denn die Verantwortlichen wissen natürlich, dass sie mit ihm nach dem Abgang von Christian Pulisic wieder einen Spieler in ihren Reihen haben, mit dem sie auf dem lukrativen Markt werben können. Der deutsche Sportartikelhersteller Adidas hat Reyna auch deswegen schon vor Jahren mit einem Werbevertrag ausgestattet.
Das Geld fließt mittlerweile schnell auf das Konto von Talenten, die Verlockungen wachsen und wachsen. Allerdings loben alle bei der Borussia die Einstellung des 17-Jährigen, schwärmen von seiner Bodenständigkeit. Zorc: „Er hat mich schon im Sommer bei der USA-Reise überzeugt. Das halbe Jahr in der U19 hat ihm nochmal gutgetan.“
BVB-Mitspieler Hummels lobt Reyna - und wie
Auf dem Platz verfügt Reyna über die Gabe, sich in die richtigen Offensivräume zu bewegen. Die Bälle dort trotz der aufgrund des Alters fehlenden Robustheit zu fordern, sie zu verarbeiten, weiterzuleiten. So Tore vorzubereiten – oder zu erzielen. „Er dreht mit dem Ball auf, was enorm wichtig ist. Das ist, was große Fußballer am Ende ausmacht“, lobt Mitspieler Mats Hummels. Beim BVB besitzt Reyna einen Fördervertrag, da er seinen 18. Geburtstag noch nicht gefeiert hat, der im Jahr 2021 ausläuft. Im Klub halten sie sich zwar bedeckt, in der Regel sichern sich die Dortmunder aber mit einem Folgevertrag ab, damit Talent nicht plötzlich ablösefrei verschwinden können.
Aus dem Familienkreis erfährt man ohnehin, dass sich Giovanni Reyna sehr wohl in seiner neuen Heimat fühle, dass er beim BVB weiter reifen wolle. Sein verstorbener Bruder begleitet ihn dabei. „Ich möchte ihn stolz machen“, sagt Reyna.