Dortmund. Nach seiner Gala gegen Paris redet die ganze Welt von Erling Haaland. Wir stellen den 19-jährigen Spitzenstürmer von Borussia Dortmund vor.
Nein, überrascht ist Alf Ingve Berntsen nicht. Höchstens etwas erstaunt. „Ich habe immer gedacht, dass Erling Haaland ein sehr, sehr guter Spieler wird“, sagt der 55-Jährige der Redaktion. „Aber ich dachte, dass es ein paar Jahre länger dauern würde, bis er das Niveau erreicht, das er jetzt schon hat.“
Berntsen kennt den heute 19-jährigen Stürmer, seit der fünf Jahre alt war, er begleitete ihn als Jugendtrainer des FK Bryne. Und spätestens seit Dienstagabend, seit Haalands Doppelpack beim 2:1-Sieg von Borussia Dortmund im Champions-League-Achtelfinale gegen Paris Saint-Germain, kennt auch der Rest der (Fußball-)Welt diesen 1,94-Meter-Kolloss mit dem jungenhaften Gesicht. „Er ist ein Tier“, staunt PSG-Trainer Thomas Tuchel. „Er hat eine super Mentalität, er spielt sehr gut“, schwärmt BVB-Trainer Lucien Favre. Und er trifft und trifft und trifft. Acht Tore in fünf Bundesligaspielen, zwei in der Champions League, eins im DFB-Pokal.
„Erling wäre auch sehr gut geworden, wenn er in der Sahara aufgewachsen wäre“
Es sind fabelhafte Zahlen – die Haaland aber seit jungen Jahren verlässlich liefert. „Erling war immer so, wie er heute ist“, meint Berntsen. „Er lächelt viel, er trainiert viel und er schießt viele Tore.“ Als sich die beiden begegnen, trainiert Berntsen den 1999er-Jahrgang beim FK Bryne. Den 2000 geborenen Haaland holt er schnell dazu. Und der trifft trotz körperlicher Unterlegenheit wieder und wieder. „Er war immer sehr clever im Strafraum, dazu sehr schnell“, schwärmt Berntsen. „Und er war sehr ruhig vor dem Tor.“
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Das Training gegen ältere Verteidiger, darunter Juniorennationalspieler, schult enorm. „Erling wäre auch sehr gut geworden, wenn er in der Sahara aufgewachsen wäre“, glaubt Berntsen. „Das hat vielleicht den letzten Schliff gegeben.“ Als Haaland elf oder zwölf war, „haben wir gesagt, dass er ein internationaler Spitzenspieler werden würde.“ Und Haaland ist ehrgeizig, sein Weckerton ist die Hymne der Champions League.
Schnell rückt das Ziel der Träume näher: Mit 15 spielt der Angreifer für die zweite Herrenmannschaft in der vierten Liga – und schießt in 14 Parten 18 Tore. Bald folgt der Wechsel in die erste Mannschaft, dann zum norwegischen Topklub Molde FK. Spätestens, als der damals 17-Jährige beim Tabellenführer Brann Bergen in 20 Minuten viermal trifft, jagen ihn die ganz großen Klubs – auch weil er nun 17 Zentimeter größer und 20 Kilo schwerer ist.
Erling Haaland könnte den BVB 2022 für 60 Millionen Euro verlassen
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Im Januar 2019 geht es zu RB Salzburg, im September steht das erste Champions-League-Spiel an – und Haaland trifft beim 6:2-Sieg gegen den KRC Genk dreimal.
Dem BVB ist er schon früher aufgefallen, bei einem Turnier im August 2016. Dreieinhalb Jahre später sind auch Juventus Turin und Manchester United im Rennen – doch mit seinem Vater, dem Ex-Profi Alf-Inge Haaland, und Berater Mino Raiola entscheidet sich das Top-Talent für den Klub, der mehr Spielpraxis verspricht. „Für Erling und seine Familie ist immer die Entwicklung das wichtigste“, erklärt der norwegische Ex-Profi und Journalist Jan-Aage Fjörtoft, der Haalands Weg eng begleitet. „Und wenn dies das wichtigste ist, dann trifft man oft die richtigen Entscheidungen.“
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Haaland wird schnell heimisch, bezieht schon im Januar ein Appartement am Phoenixsee. Aber er will weiter nach oben. Im Vertrag bis 2024 steht eine Ausstiegsklausel, ab 2022 kann er für deutlich über 60 Millionen Euro wechseln. Und er arbeitet hart daran, noch besser zu werden. Torhüter Roman Bürki berichtet erstaunt, dass Haaland immer schon vor ihm am Trainingsgelände sei – erst recht, wenn mal im Spiel oder im Training nicht alles geklappt hat. „Er hat eine Gewinnermentalität und Gewinner wollen nicht verlieren“, sagt Jugendtrainer Berntsen. „Dann trainieren sie noch härter, um zu gewinnen. Und so ist auch Erling.“