Dortmund/Frankfurt. Dortmund braucht an diesem Freitag dringend einen Sieg gegen Frankfurt. Adi Hütter ist einer der Trainer, die der BVB mit Interesse beobachtet.
Nein, klein machen will sich Adi Hütter sicher nicht. „Wir kommen aus ihrer Sicht auch nicht gerade perfekt“, sagt der Trainer von Eintracht Frankfurt vor dem Bundesligaspiel bei Borussia Dortmund (20.30 Uhr/Dazn). „Wir sind 2020 ungeschlagen.“
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Mit zehn Punkten und 10:2 Toren aus vier Spielen ist der Eintracht der beste Rückrundenstart der Klubgeschichte geglückt – und Hütter ist nun vor dem Spiel in Dortmund bemüht, die richtige Mischung zu finden aus Selbstvertrauen in die eigene Stärke und Demut vor dem Gegner, der ja trotz aller Schwierigkeiten der Favorit in diesem Spiel ist. „Die Trauben hängen ein bisschen höher“, sagt er. „Wir werden trotz allem versuchen, dort ein sehr, sehr gutes Auswärtsspiel zu machen.“ Es werde „eine sehr, sehr interessante Partie“.
Hütters Frankfurter spielen in der Rückrunde imponierend
So spricht einer, der sich seiner Sache sicher ist. Der sich zudem seiner öffentlichen Wirkung bewusst ist. Auch in Dortmund beobachtet man genau, was der 50-Jährige so treibt – und das tut man nicht nur, wenn gerade ein Spiel gegen die Eintracht ansteht.
Hütter ist nach Informationen dieser Redaktion einer der Trainer, die der BVB im Blick hat, wenn es um mögliche Nachfolger für Lucien Favre geht – auch wenn offen ist, wann genau dessen Amtszeit enden wird. Es hat in Dortmund für Eindruck gesorgt, wie souverän der Österreicher Hütter die Eintracht nach dem plötzlichen Abgang von Niko Kovac durch die vergangene Saison führte. Trotz Startschwierigkeiten stand am Ende eine begeisternde Spielzeit in der Europa League, die erst im Halbfinale mit einem verlorenen Elfmeterschießen gegen den FC Chelsea endete. Und in der Liga gelang erneut der Einzug in den Europapokal – und wieder reichte es für die K.o.-Runde.
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In der aktuellen Saison ging den Frankfurtern zwar im Dezember nach einem intensiven Jahr erkennbar die Puste aus, aber in der Rückrunde überzeugen sie wieder mit ihrem kraftvollen Fußball. Zuletzt gab es ein rauschhaftes 5:0 gegen den FC Augsburg, davor zwei Siege gegen das Spitzenteam von RB Leipzig – erst in der Liga, dann im Pokal.
Beim BVB sind jetzt die routinierten Anführer gefragt
Frankfurts Stärke ist vor allem das schnelle Spiel über die Flügel – und genau da ist der BVB anfällig: Schon neun Gegentore hat er in der laufenden Saison nach Hereingaben des Gegners kassiert – nur Augsburg und Mainz (je 11) sind in dieser Kategorie noch schlechter.
Die Arbeit gegen den Ball, sie fällt den Dortmundern derzeit schwer. Beim Versuch, das in den Griff zu bekommen, sind vor allem zwei gefordert. Zwei, die als Anführer in der Defensive auserkoren sind, die aber derzeit auch mit sich selbst zu kämpfen haben: Mats Hummels und Axel Witsel.
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Abwehrchef Hummels, im Sommer für 30,5 Millionen Euro vom FC Bayern gekommen, erwischte zuletzt in Leverkusen einen schwachen Tag, sah bei mehreren Gegentreffern schlecht aus. Auch in anderen Spielen kommt es vor, dass er mit riskanten Vorstößen aus der Abwehrkette heraus Lücken reißt, die Abstimmung mit den Nebenleuten ist noch lange nicht perfekt.
Favre erklärt Witsels Formschwankungen mit dem häuslichen Unfall
Auch Witsel hatte nicht nur in Leverkusen Probleme, wo er den Sechserraum mehrmals gefährlich entblößte. Statt 60 Prozent wie im Vorjahr gewinnt er nur noch 52 Prozent seiner Zweikämpfe. Statt 84 Ballkontakten pro Spiel sind es nur noch 78. Die Unterschiede sind nicht gewaltig, aber sie können den Unterschied machen zwischen einem dominanten und einem flatterhaften Auftritt. „Er weiß, dass er es besser kann“, sagt auch Trainer Favre, verweist aber auf den Unfall des Belgiers im vergangenen Jahr, als sich dieser bei einem Treppensturz die Nase brach. „Er konnte in der Vorbereitung nicht alles machen und muss jetzt langsam wieder herankommen“, erklärt Favre. „Aber es ist normal, dass ein Spieler nicht die ganze Saison auf hohem Niveau spielen kann.“
Gegen Frankfurt allerdings wäre es ratsam, dass alle BVB-Spieler ihr Potenzial ausschöpfen – sonst könnten die Fragen nach Favres Nachfolge schon bald sehr viel konkreter werden.