Dortmund. Der BVB verpflichtet das begehrteste Sturmtalent Europas: Erling Haaland. Der Wechsel untermauert die Ziele des Klubs - und hat Folgen.

Der Sonntagnachmittag trudelt gerade in den Abend über, da verbreitet Borussia Dortmund ein Video, das die Herzen der BVB-Fans schneller pochen lässt.

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Es beginnt mit einem Zettel. Weißes Papier. Schwarze Buchstaben. Und Wünsche für 2020: „Deutsch lernen, Tore schießen, das Derby gewinnen.“ Dann schwenkt die Kamera auf einen Blondschopf, der mit selbstbewusstem Blick, aber etwas holprigem Deutsch verkündet: „Ich freue mich.“

Es ist Erling Haaland.

Das Video bestätigt den Transfer des 19-jährigen Stürmers von Red Bull Salzburg. Der Norweger kommt für die festgeschriebene Ablösesumme von 20 Millionen Euro, er steigt zu den Topverdienern auf. Sein Vertrag läuft bis 2024.

BVB-Transfer steht für mehr

Soweit die Fakten. Doch dieser Wechsel steht für mehr. Er hebt die Stimmung in Dortmund nach der enttäuschenden Hinrunde. Er untermauert die großen Ambitionen des Revierklubs. Er wirft zugleich neue Fragen auf. Und er lässt die Konkurrenz aufhorchen.

Denn durch eine herausragende Hinrunde (und die geschickte Öffentlichkeitsarbeit des berüchtigten Beraters Mino Raiola) hat sich Haaland auf die Liste zahlreicher Topklubs katapultiert. RB Leipzig hätte ihn gerne verpflichtet. Manchester United. Juventus Turin. Der BVB aber hat den Stürmer bekommen.

Wir haben ihm die sportliche Perspektive bei uns aufgezeigt“, erklärt Sportdirektor Michael Zorc dieser Redaktion. „Unser Ziel ist es, ihn zu einem kompletten Stürmer zu entwickeln.“ Haaland sei ein selbstbewusster Junge, „der gewinnen will, mit allen Mitteln“.

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Der Weg des 1,94 Meter großen Angreifers und Sohn des norwegischen Ex-Nationalspielers Alf-Inge Haaland begann in Norwegen beim Zweitligisten Bryne FK, führte ihn anschließend eine Liga höher zu Molde FK. Im Januar 2019 verließ Haaland sein Heimatland, er packte seine Umzugskartons in Österreich aus, um bei Red Bull Salzburg auf sich aufmerksam zu machen. Mit Erfolg. In dieser Saison gelangen dem Stürmer in 22 Pflichtspielen 28 Tore, acht davon in der Gruppenphase der Champions League.

Da die Uefa die Regeln gelockert hat, darf Haaland in diesem Wettbewerb nun für die Dortmunder im Achtelfinale gegen Paris Saint-Germain antreten. Schon davor soll er eine Lücke im Kader schließen. Bislang fehlte ein „echter Neuner“, wie große Angreifer genannt werden. Dabei gehen Haalands Fähigkeiten über die eines Mittelstürmers klassischer Prägung hinaus. Den 19-Jährigen zeichnen vielmehr seine Dynamik, sein Spielverständnis, seine Wucht aus. Fähigkeiten, die mit 1,94 Metern selten sind.

BVB lockte mit einem hohen Gehalt

Deswegen hat sich der BVB so intensiv um den Angreifer bemüht. Er wurde mit einem hohen Gehalt gelockt. Gut möglich, dass Berater Raiola ein üppiges Handgeld herausgeholt hat. Vor allem aber sieht Haaland große Chancen, Einsatzminuten zu sammeln. Sollte dies der Fall sein, wird es für andere eng. Thorgan Hazard, Paco Alcácer und Mario Götze buhlen um die Angriffsposition. „Das schauen wir uns an“, meint Zorc zu möglichen Abgängen.

Ob Haaland die Probleme behebt, bleibt außerdem abzuwarten. Der BVB wackelte in der Hinrunde häufig in der Defensive, mit der der Neuzugang wenig zu tun hat. Auf dem Wunschzettel des Klubs für 2020 sollte deswegen eigentlich stehen: weniger Gegentore kassieren.