Dortmund. Der BVB hat den jungen Norweger Erling Haaland verpflichtet. Ein toller Coup. Aber intern hat dieser Transfer auch Folgen. Ein Kommentar
Erling Haaland war in den vergangenen Monaten einer der begehrtesten Fußballer des Kontinents. 19 Jahre jung, Mittelstürmer, baumlang, torgefährlich, entwicklungsfähig: Europäische Top-Klubs wie Manchester United und Juventus Turin waren hinter ihm her, und natürlich auch RB Leipzig, der Partnerklub von RB Salzburg, dem bisherigen Arbeitgeber des Norwegers.
Sein neuer Verein aber heißt Borussia Dortmund. Der BVB hat das Rennen gemacht. Und das ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert.
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Bei einer festgeschriebenen Ablöse in Höhe von 20 Millionen Euro wäre es nicht verwunderlich gewesen, wenn auch Haaland den Weg von Salzburg nach Leipzig gegangen wäre. Karrieretechnisch wäre das sogar verständlich gewesen, in Leipzig hätte er in einem wenig aufgeregten Umfeld weiter reifen und trotzdem in der Champions League und um die Deutsche Meisterschaft spielen können.
Haaland zeigt mit dem Wechsel zum BVB auch Risikobereitschaft
Indem er sich für den BVB entschieden hat, zeigt Haaland auch, dass er was riskieren will. Denn dieser Verein steht mehr im Fokus der Medien, den Fans ist nichts egal, es herrscht von Anfang an ein anderer Druck. Aber der Junge wird eben auch schon mitbekommen haben, wie großartig Borussia Dortmund sein kann. Vor mehr als 80.000 Menschen in einem der architektonisch und atmosphärisch schönsten Fußballstadien der Welt zu spielen und vor der beeindruckenden Südtribüne gefeiert zu werden – das ist eben auch ein Reiz für einen Jungstar, der ein Topstar werden will.
BVB-Trainer Favre muss nun doch einen Mittelstürmer integrieren
Der Coup wird intern Folgen haben. Trainer Lucien Favre, eher kein Freund eines Spiels mit klassischem Mittelstürmer, hat nun einen ebensolchen bekommen. Weil die Klubführung eingesehen hat, dass es falsch war, nicht schon im Sommer darauf bestanden zu haben. Favre musste sich im Laufe der Hinrunde ja bereits bei der taktischen Ausrichtung korrigieren. Außerdem: Wenn so ein Spieler zu haben ist, kann der Verein keine Rücksicht auf die Befindlichkeiten eines Trainers nehmen, dessen Stuhl bereits bedenklich wackelte. Haaland kann, wenn es gut läuft, auf Anhieb eine Verstärkung sein und dem BVB eines Tages sehr viel Geld einbringen.
Der Haaland-Transfer zum BVB hat Auswirkungen auf Alcacer und Götze
Dieser Spieler ist sicher nicht geholt worden, um die Bank prominent zu besetzen. Paco Alcacer, von Lucien Favre oft links liegengelassen, wird wahrscheinlich seine Konsequenzen ziehen. Und auch Mario Götze, der berühmte falsche Neuner, dürfte erkennen, dass seine Einsatzchancen nun nicht gerade gestiegen sind.
Spannende Zeiten also in Dortmund. Der BVB darf sich nach diesem Transfer darin bestätigt sehen, dass er an Strahlkraft nichts verloren hat. Der Verein erhöht allerdings damit auch den Druck auf sich selbst. Denn trotz der holprigen Hinrunde muss das Ziel weiterhin die Meisterschaft sein.