Dortmund. Es wäre zu einfach, dem BVB-Trainer alles in die Schuhe zu schieben. Auch Spieler wie Reus und Hummels müssen sich hinterfragen. Ein Kommentar.
Im Nachgang des glücklichen 3:3-Unentschiedens gegen den SC Paderborn sagte Borussia Dortmunds Kapitän Marco Reus diesen Satz: „Der Trainer stellt uns super ein. Wir sind dafür verantwortlich, unsere Leistung zu zeigen.“ Und Abwehrchef Mats Hummels erklärte ebenfalls: „Wir sind es auf dem Platz, die diese Fehler machen. Ich will ganz deutlich sagen, dass es nichts mit der Trainerposition zu tun hat, wenn wir ohne Druck die Bälle herschenken.“
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Im Nachgang des glücklichen 3:3-Unentschiedens gegen den SC Paderborn sagte Borussia Dortmunds Kapitän Marco Reus allerdings auch diesen Satz: „Wir wissen gar nicht, wie wir richtig pressen sollen. Und das sollte uns zu denken geben.“ Und Abwehrchef Mats Hummels erklärte darüber hinaus: „Sagen wir mal so, wir tun uns im 4-1-4-1 leichter zu pressen.“ Das sollte es mit öffentlich formulierter Kritik gewesen sein. "Ich lasse es dabei stehen“, betonte der Weltmeister von 2014.
Lucien Favre kennt die Automatismen des Geschäfts
Es ist naheliegend, dass bei sportlichen Darbietungen, wie sie Borussia Dortmund am Freitagabend gegen den Aufsteiger SC Paderborn gezeigt hat, über den Trainer gesprochen wird. Und auch dass die Zukunft des Trainers infrage gestellt wird. Lucien Favre ist zu lange im Geschäft, um nicht die Automatismen zu kennen. Was sich die schwarz-gelben Spieler allerdings auch ernsthaft überlegen sollten: Welchen Anteil sie an Spielen haben, nach denen sie sich wie Reus am Freitag „bei allen Leuten entschuldigen“ müssen.
Wenn einer der besten deutschen Offensivspieler und einer der besten deutschen Verteidiger nach einer Bundesliga-Begegnung erklären, sie wüssten nicht, wie sie sich taktisch zu verhalten haben, beziehungsweise nahelegen, sie hätten vielversprechendere Vorstellungen für das Spielsystem als der Trainer, sollte das arg zu denken geben. Dass die Dortmunder Spieler nicht immer rechtzeitig in die Zweikämpfe kommen, sie im Spielaufbau den Ball herschenken, im Abwehrverhalten falsch entscheiden, ist nicht allein auf Trainer Lucien Favre zurückzuführen.
Dortmund giert noch immer nach einem Jürgen Klopp
Dass BVB-Sportdirektor Michael Zorc gegenüber diesem Portal erklärte, der Schweizer werde auch am Mittwochabend in der Champions League beim FC Barcelona auf der Dortmunder Bank sitzen, darf Favre nicht als uneingeschränkten Zuspruch werten. In Dortmund gieren sie noch immer nach einem wahren Nachfolger für Jürgen Klopp. Nach einem, der die Fans und – noch wichtiger – die Mannschaft mitreißen kann. Das ist Lucien Favre sicherlich nicht.
Doch selbst wenn ein neuer Trainer die BVB-Spieler mental auf ein höheres Level bringen kann, heißt das noch lange nicht, dass er aus mittelprächtigen Akteur Topstars macht.