Dortmund. Borussia Dortmunds Brandt hat als Ersatz für Kapitän Reus überzeugt. Dessen Einsatz gegen Mailand in der Champions League ist ungewiss.
Unwohl scheint Julian Brandt sich nicht zu fühlen. Dabei ist der Offensivspieler von Borussia Dortmund ganz links platziert, auf der Außenposition – und die mag er eigentlich nicht. Aber es ist ja nur die Pressekonferenz am Tag vor der Partie gegen Inter Mailand, bei der Brandt den linken Sitzplatz auf dem Podium erwischt hat. Im Champions-League-Gruppenspiel gegen den italienischen Tabellenzweiten am Dienstagabend (21 Uhr/DAZN) dürfte er im Zentrum auflaufen. Als Zehner, als Spielmacher hinter der Spitze – dort, wo er sich selbst am liebsten sieht.
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Denn Marco Reus, der diese Position sonst ausfüllt, wird wohl ausfallen, nachdem er sich im Bundesligaspiel gegen den VfL Wolfsburg (3:0) am linken Sprunggelenk verletzte. Im Abschlusstraining am Montagnachmittag fehlte der Kapitän. „Ich weiß noch nicht, ob er spielen kann“, hatte Trainer Lucien Favre kurz zuvor gesagt – die endgültige Entscheidung fällt erst am Dienstagmorgen.
Ein Sieg ist nötig
Es gab Zeiten, da hätte eine solche Nachrichtenlage in Dortmund mindestens leichte Anflüge von Panik ausgelöst. Zumal die Vorentscheidung in Gruppe F ansteht und der BVB nach dem 0:2 in Mailand einen Sieg braucht, um das Weiterkommen in der eigenen Hand zu haben. Derzeit aber fragen sich nicht wenige, ob ein Reus-Ausfall wirklich so schlimm wäre – und im Boulevard wird bereits die These diskutiert, ob der BVB nicht ohne seinen Kapitän sogar besser wäre. Normalerweise gilt das in Dortmund als Ketzerei. Aktuell nicht unbedingt.
Dass ein Marco Reus in Topform beim BVB unverzichtbar ist, bezweifelt niemand. Der 30-Jährige wurde nach der vergangenen Saison mit 21 Toren und 13 Vorlagen nicht zufällig zum Fußballer des Jahres gewählt. „Er ist ein überragender Spieler und er gehört einfach auf den Platz“, sagt sein Kollege Brandt.
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Hinter vorgehaltener Hand fällt im Klub der Name Reus aber auch, wenn es um Gründe für die bislang holprige Saison geht. Der Angreifer ist zwar mit sieben Torbeteiligungen viertgefährlichster Dortmunder hinter Jadon Sancho, Paco Alcácer und Thorgan Hazard.
Reus ist langsamer geworden
Aber er läuft der überragenden Form der vergangenen Spielzeit hinterher. Oft taucht er ab, fällt nicht durch allzu großes Engagement in der Arbeit gegen den Ball auf – und auch das Spitzentempo von 31,9 km/h liegt 1,4 km/h unter dem Wert, den Reus in der Vorsaison erreicht hat.
Und bislang will es nicht so recht klappen, ihn mit Julian Brandt in eine Startelf zu pressen. „Ich glaube schon, dass es dafür verschiedene Muster gibt“, sagt Brandt zwar selbst. „Man könnte auch in einem 4-3-3 spielen, wo es zwei offensive Spieler im Mittelfeld gibt.“ Aber: „Es kommt natürlich auch immer auf die Sichtweise des Trainers an.“
Zusammen läuft es eher bescheiden
Der schreckt bisher davor zurück, beide gemeinsam im Mittelfeld aufzustellen, weil er dann um die defensive Stabilität fürchtet. Reus als Spielmacher, Brandt als Stürmer – das hat Lucien Favre mehrfach ausprobiert, zuletzt gegen Wolfsburg. So recht lief es beim BVB und bei Brandt aber erst in der zweiten Halbzeit, als Reus verletzt vom Platz gegangen und Brandt auf die Spielmacherposition gewechselt war.
Ohne Reus, mit Brandt: So dürfte es auch gegen Inter Mailand aussehen. Dass aber der 25 Millionen Euro teure Neuzugang aus Leverkusen den Kapitän dauerhaft verdrängt, glaubt Brandt nicht einmal selbst – das will er gar nicht. Sagt er zumindest: „Auch wenn ich Stürmer spiele und Marco Zehner, macht es unfassbar viel Spaß“, widerspricht Brandt erneut. „Letztlich sind wir alle Fußballer und möchten alle auf dem Platz stehen, egal, in welcher Konstellation.“