Dortmund. Vor dem Pokalspiel gegen Gladbach scheint sich die Transferpolitik des Sommers zu rächen. Dem BVB fehlt derzeit ein reiner Mittelstürmer.

Um in diesen aufreibenden Wochen auch mal wieder eine kleine positive Meldung zu verkünden, verbreitete Borussia Dortmund am Tag nach dem verkorksten Derby auf Schalke (0:0) ein Video in den sozialen Medien. Darin läuft Paco Alcácer relativ geschmeidig über den Trainingsplatz, umkurvt Hütchen, berührt sogar einen Fußball. Was bei einem Bundesliga-Profi eigentlich Alltag bedeuten sollte, war nach der wochenlangen Verletzungspause des Spaniers etwas besonderes. „Schön dich wieder am Ball zu sehen, Paco“, schrieb der Klub deswegen zu seinem Video.

Alcacer kann gegen Gladbach nicht spielen

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Seit etwas mehr als einem Jahr trägt Alcácer nun das Trikot des BVB. Eine Zeit, in der er seine Torgefahr zur Genüge unter Beweis gestellt hat. Eine Zeit, in der er allerdings auch immer wieder mit körperlichen Problemen zu kämpfen hat. Nach dem Spiel gegen Werder Bremen (2:2) Ende September schmerzte zunächst die Achillessehne, mittlerweile zwickt die Wade. Deswegen steht der 26-Jährige im Pokalspiel heute (20.45 Uhr/ARD) gegen Borussia Mönchengladbach nicht zur Verfügung.

Trainer Lucien Favre muss also mal wieder improvisieren. Auf Schalke durfte Mario Götze in der Spitze ran, davor versuchte sich Julian Brandt auf der für ihn normalerweise ungewohnten Position. Überzeugen konnten beide nicht. Und so stellt sich die Frage, ob der BVB während seiner vielfach gelobten Transferoffensive im Sommer nicht auch einen weiteren Mann für den Angriff hätte verpflichten müssen?

„Insgesamt haben wir im Saisonverlauf schon genug Tore geschossen, das ist im Grunde eine Antwort auf die Frage“, meint Sportdirektor Michael Zorc. „Natürlich kann man immer über weitere Alternativen diskutieren. Es geht aber immer auch um die Verfügbarkeit.“

Favre sah in der keine Notwendigkeit für einen Mittelstürmer

Allerdings hätte der BVB im Sommer durchaus die Möglichkeit gehabt, einen Stürmer zu verpflichten. Die Transfers von Mario Mandzukic (Juventus Turin) und Bas Dost (mittlerweile Eintracht Frankfurt) lagen im Bereich des Möglichen. Nur kamen die Wechsel nach den Informationen dieser Redaktion am Ende vor allem nicht zustande, weil Trainer Favre keine Notwendigkeit für einen reinen Mittelstürmer sah.

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Für seine Spielphilosophie benötigt der 61-Jährige kleine, wendige Angreifer, die sich in den Zwischenräumen bewegen, anspielbar sind, so Angriff initiieren. Favre befürchtet, dass seine Mannschaft durch einen großen Stürmer häufig lange Bälle schlägt, was der Trainer unbedingt vermeiden möchte. Deswegen scheute der BVB den Kauf eines weiteren Angreifers, der unter Favre vermutlich nur auf der Bank schmoren würde. Jetzt müssen sich die Verantwortlichen allerdings vorwerfen lassen, die Kaderplanung an einem Trainer ausgerichtet zu haben, der nun um seinen Job kämpfen muss.

Dem BVB fehlt ein reiner Mittelstürmer

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Denn es lässt sich nicht wegdiskutieren, dass dem Kader die Fähigkeit eines reinen Mittelstürmers der Marke Mandzukic fehlt. Dies war auch im Derby auf Schalke zu bestaunen, in dem der BVB versuchte, das Pressing der Gelsenkirchener ausschließlich durch flache Pässe auszuhebeln. Hohe Bälle, die gegen einen pressenden Gegner durchaus helfen können, wurden nicht geschlagen.

„Es gibt mittlerweile viele Mannschaften, die sehr hoch pressen“, sagt Favre. „Wir müssen deswegen schneller zwischen die Linien spielen. Wir müssen häufiger mit nur einem Kontakt spielen“, ergänzt er.

Vermutlich wird Brand im Sturm Einsatzzeit sammeln

Mario Götze verfügt eigentlich über die nötigen Fähigkeiten für diese Spielanlage. In der vergangenen Rückrunde entwickelte sich der Weltmeister von 2014 deswegen zu einem der stärksten Borussen. In dieser Saison aber berücksichtigt ihn Favre nur selten. Nachdem er sich im Derby einen Haarriss im Knochen der Elle sowie eine Bänderdehnung im linken Handgelenk zugezogen hat, steht zudem nicht fest, ob er heute gegen Gladbach auf dem Rasen stehen kann. Vermutlich wird Julian Brandt wieder in der Spitze Einsatzzeit sammeln.

Alcácer schaut die Partie in jedem Fall von der Tribüne aus. Fünf Tore in sechs Bundesliga-Partien hat er in dieser Spielzeit erzielt, in der ersten Pokalrunde traf er ebenfalls. Die Dortmunder sehnen seine Rückkehr herbei. Weil eine Alternative fehlt. Und weil sie ihn benötigen, um künftig wieder positive Ergebnisse verkünden zu können.