Gelsenkirchen. . Auf Schalke präsentiert sich der BVB nicht wie eine Spitzenmannschaft. Die Zweifel an Favre wachsen. Das zeigt auch die Aufregung rund um Götze.
Im Grunde waren es zwei Sätze, die in Dortmund normalerweise für Empörung sorgen müssten. Den einen formulierte Schalke-Trainer David Wagner, als er nach dem Schlusspfiff im Presseraum saß, das verschwitzte blau-weiße Polohemd etwas zurechtrückte und erklärte: „Vor dem Anpfiff wären wir wohl mit einem Punkt zufrieden gewesen, jetzt sind wir enttäuscht.“
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Sein Torhüter Alexander Nübel war zu diesem Zeitpunkt schon in der Kabine verschwunden, um sich den Derby-Dreck abzuwaschen. Davor ließ er aber noch frech verlauten: „Dortmund hatte keine Chance.“
Ausgerechnet die Schalker, die vor dieser Saison noch tiefgestapelt hatten, wirkten nun nach dem 0:0 im Revierderby gegen Borussia Dortmund wie ein Klub mit höheren Ambitionen.
Während BVB-Kapitän Marco Reus zugab, dass seine Mannschaft in zwei, drei Situationen Glück gehabt habe. „Wir müssen das Unentschieden akzeptieren“, meinte Trainer Lucien Favre. Und Mats Hummels erklärte in den sozialen Medien: „Den Punkt nehmen wir mit.“
Verkehrte Derby-Welt.
Eigentlich hatten sich ja die Dortmunder auf die knapp 35 kilometerlange Reise zum verhassten Rivalen mit dem Anspruch begeben, dort zu demonstrieren, dass der BVB sportlich mittlerweile eine Klasse über dem S04 schwebt. Doch stattdessen wirkte die Borussia auf dem Rasen seltsam zurückhaltend, dröge, uninspiriert und definitiv nicht wie eine Mannschaft, die die Deutsche Meisterschaft gewinnen kann. Der Klub, der es eigentlich rasant mag, präsentiert sich derzeit so aufregend wie eine Steuererklärung.
Die Kritik an BVB-Trainer Favre wird lauter und lauter
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So stellt sich zunehmend die Frage, wie lange Lucien Favre noch sein Amt in Dortmund ausüben wird. Denn die Kritik am Trainer wird lauter und lauter. Und das Derby bestätigte den negativen Trend.
Weiterhin schenkt der BVB seinen Gegnern zu viele Chancen. Der überzeugende Bürki-Vertreter Marwin Hitz durfte sich zweimal beim Aluminium bedanken.
Weiterhin stümpert die hochbegabte Offensive. „Uns fehlt die Leichtigkeit“, meinte Reus, der selbst durch viel zu leichte Ballverluste auffiel. Genauso wie Jadon Sancho, der Dribbling um Dribbling verlor, aber trotzdem der gefährlichste war und in der Schlussphase fast den Siegtreffer erzielte.
Weiterhin fehlt den Profis das Feuer. Jedenfalls erinnerte ihr Arbeitseifer eher an städtische Beamte am Freitagnachmittag.
Und dann war da noch die Aufregung rund um Mario Götze. Schon vor dem Abpfiff waberte die Nachricht durch das Stadion, dass der 27-Jährige nach seiner Auswechslung das Stadion im Auto bereits verlassen habe. Kurz schien es deshalb so, als habe der Weltmeister von 2014 einen Skandal ausgelöst. Auch weil er und Favre sich bei der Auswechslung keines Blickes würdigten. Allerdings hatte Götze nicht wutentbrannt die Arena verlassen, sondern war ins Krankenhaus gefahren, um seine verletzte Hand zu röntgen. Was der BVB nach dem Schlusspfiff schleunigst mitteilte, um der Autofahrt die Brisanz zu nehmen. Aber allein, dass dem Offensivkünstler eine fluchtartige Abreise zugetraut wurde, sagt einiges aus über das Innenleben der Dortmunder aus.
Die Zweifel wachsen beim BVB
Nach den Informationen dieser Redaktion wachsen intern die Zweifel an Favre immer mehr. Im Verein sind sie sich nicht mehr sicher, ob der 61-Jährige in der Lage ist, eine Spitzenmannschaft zu trainieren. Nach der Partie beim FC Bayern am 9. November wolle man Bilanz ziehen, so ist es zu hören.
Nur wer könnte Favre ersetzen?
Im Klub wissen sie, dass Ralf Rangnick als ehemaliger Schalke- und Leipzig-Trainer zu umstritten wäre. José Mourinho hingegen würden sie nehmen. Allerdings erscheint es unwahrscheinlich, dass der Star-Trainer auf ein Engagement im Revier schielt. So hoffen die Verantwortlichen weiterhin, dass Favre noch irgendwie die Kurve kriegt.
Die nächste Herausforderung wartet am Mittwoch (20.45 Uhr/ARD), wenn Borussia Mönchengladbach für die zweite Runde im DFB-Pokal nach Dortmund reist. Alcácer wird seine Wadenprobleme bis dahin wohl nicht überwunden haben. Hinter dem Einsatz des kranken Torhüters Roman Bürki steht ebenfalls ein Fragezeichen. Götze erfuhr nach seiner abrupten Abreise im Krankenhaus, dass die Hand nicht gebrochen sei.
„Gegen Gladbach müssen wir ein anderes Gesicht zeigen“, sagte Reus. Das Gesicht eines Spitzenklubs.