Bad Ragaz. Mario Götze ist bei Borussia Dortmund von Widersprüchen umgeben. Der BVB möchte mit ihm verlängern – für weniger Gehalt. Der WM-Held zögert.

Es fällt schwer, sich in diesen Tagen ein Urteil über Mario Götze zu bilden. Auf dem Fußballplatz etwa versteht er es immer noch, Brillanz zu versprühen, Großartiges zu vollbringen. Er kann aber auch lethargisch und langsam wirken. Als Borussia Dortmunds Trainer Lucien Favre seine Bundesliga-Profis beim Training am Montag in Bad Ragaz in zahlreiche Eins-gegen-Eins-Duelle scheucht, da bleibt Götze zunächst reihenweise an seinen Mitspielern hängen wie der nasse Rasen an den Klamotten. Bis der 27-Jährige plötzlich doch einmal Tempo aufnimmt, Haken schlägt und wieder daran erinnert, warum er mal mit Größen wie Lionel Messi verglichen wurde.

Lang ist’s her. Mittlerweile gehören Widersprüche bei Mario Götze dazu. Auch neben dem Platz. Sein Umfeld verbreitet von ihm gerne das Bild des Jungen, der nur Fußball spielen möchte. Der sich nach einer schweren Stoffwechselerkrankung wieder zurückgekämpft hat. Doch man könnte auch die Geschichte von dem Jungen erzählen, der keine Gehaltseinbußen hinnehmen möchte, dessen Stolz verletzt ist, so dass mittlerweile sogar ein Abschied vom BVB noch in diesem Sommer nicht mehr unwahrscheinlich erscheint.

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Top-Gehalt beim BVB – aber kein Topspieler

Der Siegtorschütze des WM-Endspiels 2014 in Rio hat beim Vizemeister noch einen Vertrag bis 2020. Diesen würde der BVB verlängern. Allerdings nur, wenn Götze dafür auf Gehalt verzichtet. Noch zählt der Offensivspieler zu den Topverdienern im Kader. Aus Sicht der Bosse gehört er aber nicht mehr zu den Topspielern. Und nun?

Michael Zorc bleibt gelassen, als er im Mannschaftshotel in der Schweiz auf die Vertragsverhandlungen angesprochen wird. „Wir werden reden. Hier im Trainingslager findet aber kein Gespräch statt“, meint der Sportdirektor.

Enttäuscht vom Dortmunder Angebot

Mario Götze hat bereits verlauten lassen, dass er sich vorstellen könne, ins Ausland zu wechseln. Auch mit den Machern seiner persönlichen Doku „Being Mario Götze“ hat er sich erneut getroffen. Noch in dieser Woche wird der Streamingdienst DAZN das Gespräch veröffentlichen, in dem der BVB-Profi private Einblicke gewährt, ohne dabei die Schutzmauer vor seiner Seele einzureißen. Die fällt selten. Es ist aber zu hören, dass der 27-Jährige enttäuscht sei von dem Vertragsangebot der Dortmunder. Nur muss er erstmal eine vernünftige Alternative finden. Auf den Zetteln der europäischen Topklubs steht Götze jedenfalls nicht mehr.

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Und beim BVB wird er ebenfalls um seinen Stammplatz kämpfen müssen. Im Sturmzentrum macht ihm Paco Alcacer Konkurrenz, der deutlich fitter als zuletzt wirkt. Zudem setzt Trainer Favre in den Testspielen immer wieder Neuzugang Thorgan Hazard ganz vorne ein. Im zentralen Mittelfeld ist ein Platz für Kapitän Marco Reus reserviert. Daneben wird es eng, weil auch Julian Brandt im Gespräch mit dieser Redaktion klargestellt hat, dass er lieber in der Mitte spielen wolle.

Das alles weiß Mario Götze. Es ist bei Weitem nicht die erste komplizierte Phase in seiner Karriere. Als er 2013 vom BVB zum FC Bayern wechselte, suchte er drei Jahre nach seinem Glück. Seit seiner Rückkehr 2016 scheint er es nicht gefunden zu haben. Nun wird sich zeigen, wohin ihn die Suche führt. Verlängert Götze? Lassen ihn die Bosse auch mit einem auslaufenden Vertrag im Kader? Geht er? Geld oder Liebe? Ausgang ungewiss.