Bremen. Borussia Dortmund hat beim SV Werder Bremen eine 2:0-Führung verspielt. Der Titel ist nun in weite Ferne gerückt. Die Profis sind enttäuscht.
Thomas Delaney brauchte nur ein Wort, um die Stimmung in der Kabine von Borussia Dortmund zu beschreiben: „Stille“, sagte er. Zu enttäuscht, zu niedergeschlagen waren die BVB-Profis nach diesem grotesken 2:2 (2:0)-Unentschieden beim SV Werder Bremen, weil sie eine 2:0-Führung in den letzten 20 Minuten verspielten, am Ende nur einen Punkt einsammelten. So haben sie an diesem denkwürdigen Nachmittag die Chancen auf den Gewinn der Deutschen Meisterschaft enorm minimiert. „Es fühlt sich an, als wäre es vorbei“, gab Delaney zu. Und Sportdirektor Michael Zorc meinte: „Wir sind keine Träumer.“
BVB liegt nun vier Punkte hinter dem FC Bayern
Der FC Bayern führt die Bundesliga-Tabelle nun vor den letzten beiden Spieltagen mit vier Punkten Vorsprung an. Am kommenden Samstag werden die Münchener bei der Reise nach Leipzig bereits Weißbierflaschen im Gepäck verstauen, da sie mit einem Erfolg über den Tabellendritten RB den Titel aus eigener Kraft perfekt machen können.
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Dabei trat der BVB in Bremen selbst lange wie eine titelreife Mannschaft auf. Die Dortmunder dominierten die Werderaner, waren defensiv gefestigt, erspielten sich offensiv Chance um Chance. Schon beim Halbzeitpfiff führte der Revierklub durch Tore von Christian Pulisic (6.) und Paco Alcácer (41.) deutlich. „Wir hatten Chancen für das 3:0“, sagte Trainer Lucien Favre, „dann bekommen wir leider unnötige Gegentore“.
Tatsächlich plätscherte die Partie so vor sich hin, bis Roman Bürki einen eigentlich harmlosen Schuss des eingewechselten Kevin Möhwald unglücklich durch die Beine rutschen ließ (70.). Plötzlich kochte das Bremer Stadion. Plötzlich schöpfte auch die Werder-Mannschaft wieder Mut. Und beim BVB? Da flatterten die Nerven. Weg war die Souveränität. Weg war die Überzeugung. „In diesem Moment geht einem viel durch den Kopf. Man denkt, es nicht vorbei. Man denkt, jetzt kriegen wir viel Druck“, erklärte Delaney. „Aber wir sind Profis. Wir haben das trainiert.“
BVB-Profi Mario Götze sprang der Ball an die Hand
Trotzdem schafften es die Schwarz-Gelben nicht mehr, die Bremer vom eigenen Tor fernzuhalten. Stattdessen patzte nun auch Manuel Akanji, da er es verpasste, den Ball aus dem Sechzehnmeterraum zu befördern. So ließ er Ludwig Augustinsson eine Flanke auf den ebenfalls eingewechselten Claudio Pizarro spielen, der Bürki diesmal keine Chance ließ (75.). Innerhalb von fünf Minuten hatte der BVB die 2:0-Führung verspielt, drohte sogar noch zu verlieren.
Erst forderten die Bremer einen Handelfmeter, weil Mario Götze der Ball an die Hand sprang (78.). Dann parierte Bürki gegen Milot Rashica (87.). Kurz vor dem Abpfiff köpfte Pizarro den Ball neben das Tor. Auf der Gegenseite hätte Pulisic fast doch noch für lachende Dortmunder Gesichter gesorgt, doch sein Schuss rauschte knapp am linken Pfosten vorbei (88.).
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Pulisic war einer der BVB-Lichtblicke an diesem Samstag, vor seinem Treffer zum 1:0 dribbelte er fast durch die gesamte Bremer Hintermannschaft. Auch Mario Götze vertrat den gesperrten Kapitän Marco Reus auf der Zehn ansprechend. Paco Alcácer demonstrierte bei seinem Freistoß-Tor seine Treffsicherheit (41.). Überhaupt: „Wir haben eine gute Leistung gezeigt“, erklärte Favre. Allerdings nur bis zur 70. Minute.
Man müsse nun das nächste Spiel gewinnen, meinte der Trainer, und dann auf eine Bayern-Niederlage in Leipzig hoffen. Die Borussia selbst empfängt am Samstag den längst geretteten Aufsteiger Fortuna Düsseldorf. In der Hinrunde fügten die Düsseldorfer dem Revierklub die erste Saison-Niederlage zu – damals führte der BVB die Tabelle noch souverän an, wirkte wie der kommende Deutsche Meister.
Doch jetzt brauche man schon ein Wunder, erklärte Thomas Delaney, bevor er sich zum Mannschaftsbus aufmachte. Vermutlich war es auch dort vor allem: still.