München. Im Kampf um den Titel muss der BVB einen heftigen Rückschlag verarbeiten. Bayern führt die Borussia in München vor und gewinnt 5:0.
Uli Hoeneß marschierte vergnügt durch die Katakomben des Münchener Stadions. „Heute nicht“, rief der Präsident des FC Bayern den Journalisten zu. Heute hat die Mannschaft gesprochen. Wenig später kam dann Michael Zorc, der Sportdirektor von Borussia Dortmund, mit düsterer Miene aus dem Kabinengang. Er wollte sprechen, wusste aber nicht so recht, was er sagen sollte: „Es ist schwer, Worte zu finden, nach so einem Spiel“, sagte Zorc. „Wir haben heute alles vermissen lassen, was eine Spitzenmannschaft ausmacht.“
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0:5 (0:4) hatten seine Dortmunder in München verloren, und es war ein Ergebnis, „dass auch in der Höhe verdient war“, wie Kapitän Marco Reus vollkommen zu Recht feststellte. Der BVB war als Tabellenführer angereist, mit zwei Punkten Vorsprung. Aber in keiner der 90 Minuten plus Nachspielzeit fand in der Münchener Arena ein Duell auf Augenhöhe statt. Die Hausherren erteilten den Gästen eine Lehrstunde und hätte BVB-Torhüter Roman Bürki nicht als einziger Bundesliga-Form, wäre die Niederlage noch drastischer ausgefallen. Mutig wollten die Dortmunder ins Spiel gehen, stattdessen erstarrten sie wie das Kaninchen vor der Schlange.
„Wir waren heute in allen Bereichen unterlegen“, meinte ein vollkommen bedienter Reus. „Sowohl taktisch als auch von der Griffigkeit, vom Zweikampfverhalten waren mir meilenweit von den Bayern entfernt. Wir reden immer davon, dass wir konkurrenzfähig sein wollen. Aber das Spiel heute hat leider gezeigt, dass wir davon noch sehr, sehr weit weg sind.“
Reus hatte mehr Ballaktionen beim Anstoß als im gegnerischen Strafraum
Reus selbst war mit untergegangen im Münchener Sturm, hatte mehr Ballaktionen bei eigenem Anstoß als im gegnerischen Strafraum, wo ihm nur eine einzige gelang. In Abwesenheit des verletzten Paco Alcácer stellte Trainer Lucien Favre seinen Kapitän ganz nach vorne, ins Sturmzentrum, beorderte Mahmoud Dahoud dahinter und setzte Mario Götze auf die Bank. Die Idee dahinter war einfach: In höchstem Tempo kontern, hinter die Abwehr kommen und für Torgefahr sorgen.
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Das ging ein einziges Mal auf: Reus und Jacon Bruun Larsen kombinierten sich über den linken Flügel blitzschnell nach vorne, Reus legte zurück auf Dahoud – aber der traf nur den Außenpfosten (6.). „Aber selbst wenn der Schuss reingegangen wäre – man hatte da schon das Gefühl, dass die Münchener griffiger waren, eine bessere Ordnung hatten“, haderte Reus. Favres Plan ging an diesem Abend mächtig schief: Reus hing als Stürmer in der Luft und fehlte weiter hinten als Ideengeber. Und Dahoud erwischte einen schwarzen Tag – womit er allerdings in bester Gesellschaft war.
Schon früh sollte sich die Unterlegenheit auch im Spielstand ausdrücken: Thiago schlug eine Ecke und Mats Hummels köpfte am kurzen Pfosten ins lange Eck (10.). Die Dortmunder waren schockiert, jegliches Selbstbewusstsein schien spätestens jetzt verflogen – insbesondere bei Dan-Axel Zagadou: Als letzter Mann spielte er den Ball in den Fuß des lauernden Robert Lewandowski, der Bürki überlupfte und per Seitfallzieher aus 20 Metern zum 2:0 vollendete (17.) – es war sein 200. Bundesligator.
Die Bayern ließen noch zahleiche gute Gelegenheiten ungenutzt, und doch nahm das Debakel noch vor der Pause Formen an: Thiago führte einen Freistoß blitzschnell aus, gegen den freistehenden Thomas Müller parierte Bürki noch – war dann aber machtlos, als Javi Martinez den Abpraller ins Tor zimmerte (41.). Und es kam noch schlimmer: Wieder spielten sich die Hausherren gemächlich vom eigenen Tor nach vorne, am Ende ließ Abdou Diallo Müller flanken, Serge Gnabry entwischte im Rücken von Manuel Akanji und köpfte zum 4:0 ein (43.).
Lewandowski knackt die 200er Marke
In der zweiten Halbzeit nahmen die Bayern dann erkennbar den Fuß vom Gas, verwalteten die Partie souverän ins Ziel, ohne noch Probleme zu bekommen – und legten sogar noch einmal nach: Lewandowski schob nach Vorarbeit von Gnabry zum 5:0 ein – es war sein 201. Bundesligator.
„Wir sprechen die ganze Woche darüber, dass wir mutig und selbst bewusst auftreten müssen“, schimpfte Reus. „Aber wir können reden, so viel wir wollen. Wir müssen das auf dem Platz zeigen." Weil das nicht ansatzweise gelang, stehen nun die Bayern wieder mit einem Punkt Vorsprung an der Spitze. Ob er da noch an die Meisterschaft glaube, wurde Sportdirektor Zorc gefragt. „Es ist noch nicht vorbei“, antwortete der – und verschwand in Richtung Ausgang.