München. Als Tabellenführer reiste Borussia Dortmund nach München. Doch der Auftritt dort war eine folgenschwere Enttäuschung. Ein Kommentar.
Als 20 Minuten gespielt waren in der Münchener Arena, stand Lucien Favre auf und rannte nach vorne, an die Kante seiner Coaching Zone. Er gestikulierte in Richtung seiner Spieler, die ihn nicht wahrnahmen. Er drehte sich um, redete aufgeregt mit seinen Assistenten auf der Bank, drehte sich wieder um, schimpfte nach vorne, schimpfte nach hinten.
Ja, Lucien Favre! Der Lucien Favre, dem eine stoische Ruhe nachgesagt wird, auch in komplizierten Situationen. Diesmal zeigte der Trainer ein wutverzerrtes Gesicht, wie man es in Dortmund einst von Jürgen Klopp kannte.
Erschreckende Abwehrfehler
Gründe für diese Entrüstung hatte er genug, schon zu diesem frühen Zeitpunkt führte der FC Bayern mit 2:0. Der BVB hätte zwar das erste Tor des Abends machen können, doch nach dem einen Blitzkonter, den Mahmoud Dahoud nicht veredelte, kam überhaupt nichts mehr von den Dortmundern. Sie ließen sich einschnüren und einschüchtern. Und sie erlaubten sich vor allem in der Defensive eine Vielzahl erschreckender Fehler, die man sich als Bundesligist ohnehin nicht erlauben sollte. Und schon gar nicht, wenn man als Tabellenführer den FC Bayern auf Distanz halten will.
Gegen Ende der ersten Halbzeit, als die Münchener auf 4:0 davonzogen, stellten die Borussen das Verteidigen komplett ein. Das war blamabel, das war nur noch peinlich. Es gibt Erklärungen für das eine oder andere individuellen Fehlverhalten. Aber es gibt keine Erklärung dafür, dass sich eine solche Mannschaft schon so früh aufgibt.
So kann man nicht Deutscher Meister werden
Alle Dortmunder Verantwortlichen hatten in der vergangenen Woche gefordert, ihre Mannschaft müsse mutig auftreten. Angekommen ist diese Ansage nicht.
So kann man in München nichts holen, und so kann man auch nicht Deutscher Meister werden. Das ist zwar immer noch möglich, ein Punkt Unterschied ist ja nicht die Welt. Aber wer will nach diesem Spiel noch daran glauben? So eine Niederlage steckt man nicht locker weg. Es wäre verwunderlich, wenn sich der FC Bayern diesen Vorteil bis zum Ende der Saison noch mal nehmen ließe.