Amsterdam. Trotz einer Oberschenkel-Verletzung lief BVB-Kapitän Marco Reus für die Nationalelf auf. Er selbst wollte es so. Das sagt BVB-Sportdirektor Zorc.

Am Montagmittag, einige Stunden nach dem großen Abend, verspürte Marco Reus das Bedürfnis, sich und seine Fans noch einmal an das Erlebte zu erinnern. In den sozialen Medien veröffentlichte er ein Bild, das ihn im Nationaltrikot zeigt, kurz nachdem er das entscheidende Tor von Nico Schulz beim 3:2 (2:0)-Erfolg der deutschen Mannschaft über die Niederlande in der 90. Minute vorbereitet hatte. Glücklich. Stolz. Umringt von seinen Mitspielern.

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Was Reus allerdings ausklammerte, war sein Oberschenkel, der die Fans noch viel mehr interessierte als die Glücksgefühle des Kapitäns von Borussia Dortmund. Noch spät in der Nacht hatte Bundestrainer Joachim Löw verraten, dass der Offensivspieler schon einige Tage mit einer Oberschenkelblessur gekämpft habe, deswegen zunächst nur auf der Bank saß. Worte, bei denen im Dortmunder Umfeld schnell die Alarmglocken schrillen, weil Probleme in jeglichen Muskelpartien beim BVB-Kapitän äußerst hartnäckig sein können. Reus beruhigte aber noch in Amsterdam:„Es ist alles gut, sonst wäre ich nicht im Kader gewesen.“

BVB-Sportdirektor Zorc über Reus: "Er kennt seinen Körper gut"

Auch für Sportdirektor Michael Zorc gab es einen Tag nach dem Triumph in Amsterdam „überhaupt keinen Anlass, sich Sorgen zu machen“, wie er im Gespräch mit dieser Zeitung erklärte. „Er kennt seinen Körper so gut, wenn er sich auf die Bank setzt, dann kann er auch spielen“, meinte Zorc. Damit wird Marco Reus dem Tabellenzweiten am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg aller Voraussicht nach dabei helfen können, im Kampf um die Deutsche Meisterschaft weitere drei Punkte einzusammeln. Bevor der BVB eine Woche später in den Süden Deutschlands reist, um sich dort im Topspiel mit dem FC Bayern zu messen. Vorerst also: Entwarnung.

BVB-Sportdirektor Michael Zorc
BVB-Sportdirektor Michael Zorc © dpa

Trotzdem musste sich Löw für den Kurzeinsatz der Dortmunder Nummer 11 rechtfertigen. Schließlich nahm der Bundestrainer kurz vor Schluss das Risiko in Kauf, dass der Muskel des verletzungsanfälligen Profis ernsthaften Schaden hätte nehmen können. „Die Verantwortlichen von Borussia Dortmund interessieren mich in dem Moment nicht“, sagte der 59-Jährige. Es sei sinnvoll gewesen, Reus nicht von Anfang an zu bringen. „Wenn der Muskel müde wird, kann etwas passieren. Das Risiko, dass was passiert, wenn er kommt, war nicht so groß.“

Deswegen übte auch Zorc keine Kritik. „Wenn er von Anfang an gespielt hätte, dann hätte ein Risiko bestanden. Aber das hat er nicht, deswegen haben sie gut gehandelt“, erklärte der BVB-Sportdirektor. Und überhaupt: „Er macht das ja dann auf dem Platz überragend.“

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Tatsächlich verdeutlichte Reus in Amsterdam noch einmal, welchen Wert er für die neugebildete Nationalmannschaft hat. Wie ein großer Bruder lenkte er die wilde Rasselbande in die richtigen Bahnen. Nachdem er in der 88. Minute den Rasen betrat, genügten ihm die wenigen Restminuten, um die Partie beim Stand von 2:2 noch einmal entscheidend zu beeinflussen.

Reus legte das 3:2 für Deutschland vor

Nach einem feinen Zuspiel von Ilkay Gündogan behielt Reus die Übersicht, beförderte den Ball zum frei stehenden Schulz, der das 3:2 erzielte. So sammelte die DFB-Elf im ersten EM-Qualifikationsspiel drei wichtige Punkte. „Am Ende war es eine Willensleistung, das zeigt den Charakter der Mannschaft“, meinte Reus. „Für die Stimmung ist es unheimlich wichtig, dass wir direkt hier beim großen Konkurrenten gewonnen haben.“

Der 29-Jährige möchte die Trainingswoche nun nutzen, um seine Blessur vollständig auszukurieren. Dann kommt der VfL Wolfsburg. Dann geht es zum FC Bayern. Zeit also, sich zu fokussieren, damit auch das Kommende zu Glücksgefühlen führt.