Berlin. Der späte Erfolg bei Hertha BSC setzt Kräfte frei bei Borussia Dortmund: Die Favre-Elf ist hungrig auf den Titel und hat seine Krise überstanden.

Am Sonntag herrschte Ruhe am Trainingsgelände von Borussia Dortmund im Stadtteil Brackel. Statt des üblichen Auslaufens hat Trainer Lucien Favre seinen Profis zwei freie Tage gewährt. Es ist Länderspielpause, das nächste Bundesligaspiel erst in zwei Wochen – und es ist Durchschnaufen angesagt nach dem physisch und psychisch aufreibendem 3:2-(1:2)-Sieg bei Hertha BSC.

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Nicht alle hatten das Spiel am Vorabend unbeschadet überstanden: Ein Mitarbeiter der Medienabteilung blutete an der Nase, Co-Trainer Edin Terzic hatte ihm einen kleinen Schnitt versetzt beim Jubel über den Siegtreffer in der Nachspielzeit. Ein derart ekstatisches Treiben hatte man an der Dortmunder Trainerbank schon lange nicht mehr gesehen, und auf den Rängen ging es ähnlich euphorisch zu: Die mitgereisten Fans jubelten, hüpften und sangen das Lied vom kommenden Meister BVB Borussia.

BVB-Ergebniskrise ist endgültig beendet

Der Sieg in Berlin bescherte den Dortmundern nicht nur drei Punkte. Er beendete die Ergebniskrise endgültig – und er gab Mannschaft und Zuschauern den Glauben zurück. Den Glauben daran, dass in dieser Saison Großes möglich ist, dass die Meisterschaft ein realistisches Ziel bleibt und dass man den FC Bayern nicht einfach kampflos davonziehen lassen wird.

„Dieses Spiel gibt uns sehr, sehr viel Selbstvertrauen“, befand Marco Reus, der umjubelte Siegtorschütze. Die Dortmunder waren nicht locker-leicht zum Sieg marschiert, sie hatten sich zahlreichen Widrigkeiten wie einem enorm unangenehmen Gegner, einem frühen Gegentor und einem 1:2-Pausenrückstand gegenüber gesehen. Sie hatten die Hausherren nicht an die Wand gespielt, Hertha war in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft und zeigte lange die strukturiertere Spielanlage. Aber sie hatten der Partie mit einer enormen Energieleistung ihren Willen aufgezwungen – obwohl wichtige Stützen wie Axel Witsel, Paco Alcácer und Mario Götze gefehlt hatten.

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All das machte den Sieg aus BVB-Sicht besonders wertvoll: „Am wichtigsten war, dass wir Charakterstärke gezeigt haben, dass wir zweimal nach einem Rückstand zurückkommen sind und dann gewonnen haben“, meinte Reus. „Das gibt uns natürlich ein sehr gutes Gefühl, Selbstsicherheit und den Glauben, dass wir immer gewinnen können.“

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Dabei hatte die Partie denkbar schlecht angefangen: Maximilian Mittelstädts Schuss ließ Roman Bürki nach vorne klatschen, Salomon Kalou schob dankend ein (4.). „Da gibt es keine Diskussionen, den muss ich halten“, räumte der Torhüter ein. Thomas Delaney glich eher glücklich aus, als Karim Rekik seinen schwachen Schuss unhaltbar abfälschte (14.). Doch Kalou traf erneut zur Führung, er nutzte einen von Julian Weigl verschuldeten Handelfmeter (35.).

BVB-Trainer Favre muss Abwehrfehler stoppen

Doch Dortmund kam stärker aus der Pause, Dan-Axel Zagadou traf per Kopf zum 2:2 (47.). Nun war es „ein verrücktes Spiel“, wie Trainer Lucien Favre sagte. Beide Mannschaften lieferten sich einen offenen Schlagabtausch, Dortmund hatte mehr Chancen – aber auch Glück, dass Marko Grujic nur den Pfosten traf und es für Abdou Diallos Rempler gegen Ondrej Duda keinen Elfmeter gab.

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Spätestens als Jordan Torunarigha in der 85. Minute mit Gelb-Rot vom Platz musste, kippte das Spiel aber komplett und endgültig zugunsten der Dortmunder, die aber wegen wegen fehlender Präzision lange um die drei Punkte zittern mussten. „Sowas brauchst du nicht jede Woche“, fand Reus. Denn auch das war eine Erkenntnis dieses Spiels: dass es sich die Dortmunder wieder einmal selbst unnötig schwer gemacht hatten. „Wir verteidigen zurzeit nicht so gut, auch heute nicht“, kritisierte Reus.

Die Unzulänglichkeiten und Fehler in der Abwehrarbeit zu beseitigen, wird die dringendste Aufgabe für Favre, wenn es mit dem ersehnten Meistertitel klappen soll. In den kommenden Tagen aber ist dazu kaum Gelegenheit: Gleich 14 Profis sind zu Länderspielen eingeladen.