Berlin. Das Bundesliga-Topspiel zwischen Hertha BSC und dem BVB hätte 8:8 enden können. Marco Reus erlöste den BVB schließlich spät mit dem 3:2.
Die Emotionen waren schon etwas abgekühlt, vermutlich marschierten die Profis von Borussia Dortmund deswegen ausgesprochen sachlich in die Kabine. Obwohl sie ja zuvor ein großes Spiel erlebt hatten. Eines, an das man sich noch länger erinnern könnte. Gerade dann, wenn es tatsächlich am Ende für den Gewinn der Deutschen Meisterschaft reicht. Immerhin grinste Trainer Lucien Favre im Innern des Berliner Olympiastadions, was er wohl nicht getan hätte, hätte der BVB nicht noch spät getroffen.
Doch Marco Reus tauchte in der 92. Minute noch einmal vor dem gegnerischen Tor auf, traf, schrie, löste eine emotionale Explosion bei den Schwarz-Gelben aus. „Es war verrückt“, sagte Favre. Und er ergänzte: „Es war ein Sieg für die Moral.“
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Denn so gewann die Borussia mit 3:2 (1:2) bei Hertha BSC. Die Tore erzielten Salomon Kalou (4., 35.) für Berlin und Thomas Delaney (14.), Dan-Axel Zagadou (47.) und eben Reus (90.+3) für Dortmund. Der Revierklub übernimmt damit wieder die Tabellenführung. Allerdings kann der FC Bayern mit einem Erfolg über den FSV Mainz am Sonntag vorbeiziehen.
Auch Bundestrainer Löw verfolgte den BVB-Sieg
Trotzdem war dieser Erfolg ein Ausrufezeichen im Titelkampf, auch weil dieses Spiel voller Dramatik steckte. Es war wild, aufregend, begeisternd. Gerade in den zweiten 45 Minuten bot der BVB ein Offensivspektakel, da aber auch die Hertha nicht daran dachte, sich nur auf das Verteidigen zu konzentrieren, sprangen die 74.667 Zuschauer (darunter auch Bundestrainer Joachim Löw) im ausverkaufen Olympiastadion quasi minütlich von ihren Sitzen.
„Die zweite Halbzeit war wirklich gut, da wir haben wir Charakter gezeigt“, meinte Reus. „Am Anfang hatten wir allerdings Probleme mit dem Platz, der war sehr seifig.“
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Möglicherweise lag es auch daran, dass der BVB-Torhüter Roman Bürki schon früh den Ball aus seinem Tornetz holen musste (4.). Zunächst hielt er einen Schuss von Maximilian Mittelstädt, nur ließ er dabei den Ball ziemlich unglücklich in die Mitte des Fünfmeterraums abklatschen. Kalou bedankte sich, traf zur Führung. „Den Ball muss ich halten“, räumte Bürki nach der Partie ein.
Der zweite Berliner Treffer fiel per Elfmeter. Julian Weigl wollte den Ball blocken, berührte ihn dabei aber in Kopfhöhe mit der Hand auf eine Art und Weise, die den Pfiff von Schiedsrichter Tobias Welz durchaus berechtigt machte. Trotzdem schimpfte Favre: "Das ist dumm, dumm, dumm. Das ist eine Schande für mich. Als Fußballer kannst du das nicht akzeptieren." Wer den Trainer kennt, weiß, dass die Handregel ihn durchaus emotional werden lassen kann. Doch da der BVB am Ende doch noch gewann, zog seine Wutrede nicht die größte Aufmerksamkeit auf sich.
Das lag auch daran, dass die Dortmunder zunächst zweimal ausgleichen konnten. In der ersten Halbzeit traf Thomas Delaney (14.). Erst eroberte er den Ball, um dann über den halben Platz zu laufen. Sein anschließender Schuss wäre wohl am Tor vorbeigeflogen, nur wurde dieser von Karim Rekik abgefälscht und trudelte dadurch im hohen Bogen ins Tor. Den zweiten Ausgleichstreffer köpfte dann Dan-Axel Zagadou nach einer Ecke von Jadon Sancho (47.).
Hertha-Profis Torunarigha und Ibisevic fliegen vom Platz
Es war der Auftakt für eine packende zweite Hälfe. Mit zahlreichen Chancen. Die Hertha hätte noch einen zweiten Elfmeter bekommen können, vielleicht müssen, weil Abdou Diallo Ondrej Duda mit einem leichten Stoß im Sechzehnmeterraum zu Fall brachte (59.). Der Berliner Jordan Torunarigha sah Gelb-Rot (85.). Auch Hertha-Stürmer Vedad Ibisevic erhielt noch einen Platzverweis (90.+6). Doch da hatte Reus bereits getroffen. Der BVB-Kapitän nutzte eine ansehnlich Sancho-Vorlage.
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Der BVB hat sein Punktekonto dadurch auf 60 hochgeschraubt. Obwohl Axel Witsel (Muskelfaserriss), Mario Götze (Rippenbruch), Paco Alcácer (Zerrung), Maximilian Philipp (Außenbandriss im Knie) und Lukasz Piszczek (Fersenprobleme) fehlten.
Wird man durch solche Erfolge also Deutscher Meister? „Wir denken weiter von Spiel zu Spiel“, erklärte Favre. Auch Reus blieb sachlich: „Tabellarisch war der Sieg sehr wichtig. Wir konnten vorlegen auf die Bayern.“