Dortmund. Weil der 1. FC Nürnberg den Trainer gewechselt hat, weiß der BVB nicht, was das Team erwartet. Der Tabellenführer hat vor der Partie am Montag allerdings auch genug eigene Baustellen.

Lucien Favre war auch beim Friseur – und zwar einen Tag vor der Abreise zum Champions-League-Spiel bei Tottenham Hotspur, zwei Minuten von seinem Haus in Dortmund entfernt. Weil der Dortmunder Trainer aber ebenso wie sein Friseur keinen Instagram-Account hat, landeten davon keine Bilder im Internet.

Anders als bei seinen Profis, die sich am Vorabend des Spiels in London einen Friseur ins Teamhotel bestellten und die Fotos davon fröhlich verbreiteten – was ihnen nach der 0:3-Niederlage tags drauf erwartungsgemäß um die Ohren gehauen wurde. In den vielstimmigen Chor der Kritiker mischte sich zuletzt auch Friedhelm Funkel, der Trainer von Fortuna Düsseldorf. „Bei Fortuna passiert sowas nicht“, sagte der. „Wir haben bodenständige Spieler. Das ist doch Wahnsinn, einfach nur Wahnsinn.“ Und damit nicht genug: „Wo sind die mit ihren Gedanken, wenn die zu einem Champions-League-Spiel nach Tottenham fliegen? Das frage ich mich wirklich.“

In Dortmund wollte man das Thema eigentlich zu den Akten gelegt haben – konnte aber der Versuchung doch nicht widerstehen, Funkels Kritik einigermaßen süffisant zurückzuweisen. Er möge Funkel zwar, erklärte BVB-Sportdirektor Michael Zorc auf einer Pressekonferenz, in der es eigentlich um das nächste Bundesligaspiel beim 1. FC Nürnberg am Montag (20.30 Uhr/Eurosport Player) gehen sollte.

Zorc weist Funkels Kritik zurück

Aber so erklärte der 56-Jährige: „Ich würde ihm empfehlen, sich über die eigenen Spieler Gedanken zu machen und sich zu denen zu äußern.“ Denn: „Wir haben die Info, dass letzten Samstag in Düsseldorfer Teamhotel das gleiche passierte, dass vor dem Spiel auch ein Friseur da war. „Das hat bei unseren Spielern zu leichtem Lächeln und auch Kopfschütteln geführt.“

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Der entscheidende Unterschied: Bei den Düsseldorfern war darauf ein 3:0 gegen den VfB Stuttgart gefolgt, während der BVB in Tottenham 0:3 verlor – natürlich nicht wegen eines Friseurbesuchs, sondern wegen eklatanter Patzer in der Abwehr, mentaler Schwächen und auch einiger fehlender Schlüsselspieler. Letzteres Problem immerhin scheint vor dem Nürnberg-Spiel zumindest etwas gemildert: Julian Weigl und Paco Alcácer trainierten wieder mit und könnten zur Verfügung stehen. Für Manuel Akanji dürfte das Spiel nach wochenlanger Pause wegen Hüftproblemen noch zu früh kommen. Die Einsätze von Kapitän Marco Reus und Lukasz Piszczek schloss Favre aus.

BVB-Kantersieg im Hinspiel

Gegen den Tabellenletzten Nürnberg sollte es eigentlich auch so reichen, zumal es im Hinspiel einen 7:0-Kantersieg für den BVB gab. Angst, dass seine Spieler die Partie daher auf die leichte Schulter nehmen, hat der Sportdirektor nicht: „Wir haben ja auch nicht gerade eine Erfolgssträhne“, sagte Zorc. „Ich glaube, dass die Sinne sehr geschärft sind und wir alles dafür tun, in die Erfolgsspur zurückkommen.“

Dass der Verfolger FC Bayern durch sein 3:2 beim FC Augsburg am Freitag den Rückstand erst einmal auf zwei Punkte verkürzt hat, wird dabei zumindest nach außen gelassen aufgenommen. Zorc: „Das spielt keine Rolle.“ Favre, mit den Schultern zuckend: „Wir wissen, dass sie gewonnen haben.“ Man hat genug mit sich selbst zu tun nach vier Spielen ohne Sieg, nach drei Spielen in Folge, bei denen jeweils drei Gegentore kassiert wurden. Und man muss sich auf einen Gegner vorbereiten, bei dem man nicht so recht weiß, was einen erwartet. Denn Nürnberg hat den Trainer gewechselt: Michael Köllner musste gehen, es übernahmen der bisherige Co-Trainer Boris Schommers und Vereinslegende Marek Mintal.

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Welches System spielt Nürnberg?

Die bisherigen Spiele, die Favre und sein Team analysiert haben, sind daher ein Muster mit begrenztem Werk: „Wir müssen uns auf alle Fälle vorbereiten“, sagt der BVB-Trainer. „Es ist immer speziell, wenn ein neuer Trainer kommt. Die Spieler kennen wir natürlich, aber über das System wissen wir nichts. Aber das können wir nicht ändern.“

Er wird sich vorerst damit begnügen müssen, das Spiel der eigenen Mannschaft zu ändern und zu optimieren.