Dortmund/London. . Trotz Engpässen in der BVB-Abwehr saß Schmelzer gegen Tottenham auf der Bank. Der Ex-Kapitän erlebt seine bislang schwierigste Zeit in Dortmund.
Marcel Schmelzer hatte es eilig, als erster Profi von Borussia Dortmund verließ er die Umkleidekabine und steuerte in Richtung Mannschaftsbus. Mit Duschen hatte sich der 31-Jährige ja auch nicht lange aufhalten müssen, er hatte nur 13 Minuten gespielt in Wembley – weshalb das Hinspiel im Champions-League-Achtelfinale nicht nur wegen der krachenden 0:3-Niederlage bei Tottenham Hotspur zur großen Enttäuschung für Schmelzer geraten war.
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Viele Beobachter waren davon ausgegangen, dass der Linksverteidiger seine Rückkehr in die Startelf erleben würde. Abwehrchef Manuel Akanji fehlte ebenso wie Aushilfs-Innenverteidiger Julian Weigl und Rechtsverteidiger Lukasz Piszczek. Trainer Lucien Favre reagierte darauf, indem er Achraf Hakimi von der linken auf die rechte Abwehrseite verschob. Links aber lief nicht Schmelzer auf, sondern der gelernte Innenverteidiger Abdou Diallo – und innen übernahm Dan-Axel Zagadou, der gerade erst aus einer zehnwöchigen Verletzungspause zurückgekehrt und entsprechen körperlich noch nicht voll auf der Höhe war.
„Es ging dabei um die Körpergröße“, begründete Sportdirektor Michael Zorc die Entscheidung zwar durchaus nachvollziehbar – und doch untermauerte der Abend, wie sehr der Stellenwert des Mannes gesunken ist, der bis zum Sommer noch BVB-Kapitän war. Schmelzer, der gegen Ende den ausgepumpten Zagadou ersetzte, erlebt seine schwierigste Phase in Dortmund.
Schmelzer spielte beim BVB am Ende immer
Seit der gebürtige Magdeburger im Jahr 2008 vom damaligen Trainer Jürgen Klopp aus der U23 zu den Profis befördert worden war, hatte er fast durchgängig zum Stammpersonal gezählt. Mit ihm holte der BVB zwei Meistertitel, zwei DFB-Pokalsiege und drang bis in das Champions-League-Finale vor. Egal ob Erik Durm oder Raphael Guerreiro kam, egal ob der Trainer Klopp, Thomas Tuchel, Peter Bosz oder Peter Stöger hieß – am Ende spielte immer Schmelzer hinten links.
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Auch unter dem aktuellen Coach Lucien Favre stand er zunächst in der Startelf und machte seine Sache gut – bis ihn ein langwieriges Knochenödem außer Gefecht setzte.
Hakimi überzeugte als Stellvertreter
Hakimi rutschte in die Mannschaft – und die Leihgabe von Real Madrid überzeugte sofort mit Dynamik, Tempo und Offensivdrang. „Ich freue mich, dass wir so einen aktiven, aktionsfreudigen Spieler haben, der mit seiner Dynamik immer wieder neue Situationen schafft“, sagt Zorc. Das sind eher nicht die Stärken des Marcel Schmelzer. „Ich weiß, dass ich keiner bin, der drei, vier Spieler ausspielt und dann ein Tor schießt“, meinte er selbst einmal.
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Er punktet eher durch sein Defensivverhalten, durch sein Stellungsspiel auch abseits des Balls – durch Stärken also, die vielen Beobachtern nicht sofort ins Auge springen. Auch das dürfte ein Grund dafür sein, dass Schmelzer erstaunlich kritisch gesehen wird für einen, der aus der eigenen Jugend kam und 357 Pflichtspiele für den Klub absolviert hat. Als er im Heimspiel gegen Hannover 96 eingewechselt wurde, waren sogar vereinzelt Pfiffe zu hören.
Schmelzer gilt beim BVB als Königsmörder
Ein Grund dafür liegt im Mai 2017: Nach dem gewonnenen Pokalfinale kritisierte er den später entlassenen Trainer Thomas Tuchel, weil der Nuri Sahin nicht aufgestellt hatte. Seitdem gilt Schmelzer – zu Unrecht – als Königsmörder. Zudem hatte er in der letzten Saison oft die undankbare Aufgabe, wenig erfreuliche Dinge zu erklären und wurde so zum Gesicht der Krise.
Das immerhin bleibt ihm nun erspart – in Wembley konnte er das Stadion unbehelligt verlassen.