Dortmund. . Der BVB scheitert im DFB-Pokal gegen Werder Bremen unglücklich im Elfmeterschießen. Die Partie zeigt, was noch nicht optimal läuft.
Paco Alcácer hatte es eilig: Ungeduscht strebte der Spanier in Richtung Ausgang des Dortmunder Stadions, als noch nicht einmal Mitternacht war, als die bittere Niederlage von Borussia Dortmund, das 5:7 (3:3, 1:1, 1:1) im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen Werder Bremen, gerade einmal eine halbe Stunde alt war. Deutlich später schlurfte ein sehr viel besser gelaunter Claudio Pizarro vorbei: in der Hand eine Flasche Bier, im Gesicht ein breites Grinsen.
Alcácer war kaum aufgefallen
So unterschiedlich wie in den Stadionkatakomben hatten sich die beiden Stürmer auf dem Rasen präsentiert: Alcácer war nach 45 Minuten für den angeschlagenen Marco Reus gekommen, danach aber kaum aufgefallen – bis er im Elfmeterschießen als erster Schütze an Werder-Torhüter Jiri Pavlenka scheiterte. Pizarro dagegen, zur Verlängerung ins Spiel gebracht, erzielte ein Tor und verwandelte im Elfmeterschießen seinen Versuch.
Es waren die kleinen Unterschiede in einem Spiel, das keinen Verlierer verdient hatte. Bremen war durch Milot Rashica früh in Führung gegangen (5.), Reus konterte mit präzisem Freistoß von der Strafraumgrenze (45.+3). Ansonsten war es eine zähe Partie – bis zur Verlängerung. Zweimal legte der BVB durch Christian Pulisic (105.) und Achraf Hakimi (113.) vor, Bremen glich durch Pizarro (108.) und Martin Harnik (119.) jeweils aus. „Wenn wir zweimal in der Verlängerung führen, dürfen wir das zu Hause nicht aus der Hand geben“, schimpfte BVB-Kapitän Reus. „Wir müssen das Ding über die Bühne bringen, egal wie. Da müssen wir auch mal dreckig spielen.“
Zu Dortmunder Ungeschicklichkeiten kam ein starker Bremer Auftritt: Pavlenka hielt neben Alcácers Elfmeter auch den von Maximilian Philipp. Nuri Sahin füllte die ungewohnte Rolle als Abwehrchef souverän aus. Und der überragende Max Kruse bereitete zwei Tore vor und verwandelte den entscheidenden Elfmeter eiskalt.
„Wir sind stark genug, das abzuhaken“
Die Dortmunder dagegen mussten sich fragen lassen, warum sie ein deutliches Plus an Ballbesitz nicht in Chancen ummünzten, warum sie die späte Führung aus der Hand gaben. Und vor allem: Was dies nun für das Bundesligaspiel gegen die TSG Hoffenheim am Samstag (15.30 Uhr/Sky) zu bedeuten hat.
Nichts – meinte zumindest Pulisic: „Wir sind stark genug, das abzuhaken.“ Und doch offenbarte die Partieeinige Punkte, an denen es zu arbeiten gilt: Die Mannschaft ist gefährlich abhängig von ihren Star-Angreifern Reus und Jadon Sancho. Der 18 Jahre alte Engländer war ebenso wie die Torhüter Roman Bürki und Marwin Hitz mit Grippe ausgefallen – und ohne Sancho fehlte einer, der den Bremer Abwehrriegel mit einer Einzelaktion hätte knacken können. Als dann noch Reus vom Platz musste, ging die Struktur im Angriff verloren. Am Ersatzmann Alcácer lief das Spiel vorbei – nicht zum ersten Mal in der Rückrunde. Auf Dauer dürfte sich die fehlende Vorbereitung nicht durch eine märchenhafte Torquote kaschieren lassen.
Heute kommt die Reus-Diagnose
Gegen spielstarke Gegner ist der BVB anfällig, was nicht nur an der Defensive, sondern am Abwehrverhalten der gesamten Mannschaft liegt. „Wir waren nicht in der Lage, vernünftig zu verteidigen, als es darauf ankam“, urteilte Pulisic.
Ein Trost: Am Samstag steht Sancho mit hoher Sicherheit wieder zur Verfügung. Bei Reus soll eine Untersuchung am Donnerstag Klarheit bringen. „Ich glaube, es ist nichts Schlimmes“, sagte Sportdirektor Michael Zorc. „Aber das Risiko war zu groß, dass er weiterspielt und eine richtige Muskelverletzung bekommt.“
Das nämlich würde die Laune in Dortmund deutlich massiver drücken als das Aus im DFB-Pokal.