Dortmund. Mit 5:1 besiegte Borussia Dortmund das Kellerkind Hannover - und doch waren nicht alle zufrieden. Das gilt vor allem für Torwart Roman Bürki.
Auf Roman Bürkis Trikot war doch der ein oder andere Fleck zu sehen, als der Torhüter im Innenraum des Dortmunder Stadions stand. Sich immer noch ärgerte. Über die Leistung seiner Mannschaft. Vor allem aber über das eine Gegentor, dass Borussia Dortmund beim eigentlich deutlichen 5:1 (1:0)-Erfolg über Hannover 96 hinnehmen musste. „Das war nachlässig verteidigt und etwas arrogant“, erklärte Bürki. Deswegen: „Das war kein gutes Spiel von uns.“
Tatsächlich erlebten die Schwarz-Gelben am Samstag keinen herausragenden Nachmittag, wie sie ihn schon so häufig in dieser Spielzeit erleben durften. „Wir sind nicht so gut reingekommen“, meinte auch Kapitän Marco Reus, der nach seiner Bänderdehnung wieder in der Startelf stand. „Wir hatten keine Sicherheit im Spiel“, ergänzte er. Und dann noch dieses Gegentor. „Das war das unnötigste des Jahres.“
BVB führt die Tabelle vorerst mit neun Punkten Vorsprung an
Wer Reus und Bürki so hörte, wie sie mit ernstem Blick über ihre Defizite sprachen, der konnte fast vergessen, dass hier gerade zwei Spieler des Bundesliga-Tabellenführers standen. Es brauchte deswegen schon Horst Heldt, Sportdirektor von Hannover 96, der die Verhältnisse wieder etwas gerade rückte. Weil er über die Dortmunder sagte: „Ich glaube, wir haben hier den kommenden Deutschen Meister gesehen.“
Denn der BVB hat am Ende ja trotzdem in aller Deutlichkeit gewonnen. Die Treffer für den Revierklub erzielten Achraf Hakimi (24.), Marco Reus (60.), Mario Götze (63.), Raphael Guerreiro (67.) und Axel Witsel (90.). Für die Hannoveraner traf Marvin Bakalorz (86.). Die Borussia führt die Tabelle nun zumindest bis Sonntag mit neun Punkten Vorsprung vor Borussia Mönchengladbach an. Hat jetzt 48 Zähler – so viele wie noch nie am 19. Spieltag. Sonntag kann der FC Bayern in seinem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart (15.30 Uhr) mit einem Sieg zwar wieder auf sechs Punkte heranrücken. Trotzdem: Der BVB befindet sich auf Meisterkurs.
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Sebastian Kehl war deswegen nach Partie deutlich entspannter als seine Spieler Bürki und Reus. Über die Kritik des Torhüters konnte er sogar lächeln. „Ich glaube, dass er ein bisschen sauer war, weil er das Gegentor bekommen hat“, erklärte der Leiter der BVB-Lizenzspielerabteilung. Auch Sportdirektor Michael Zorc sah die Leistung nur in der ersten Halbzeit kritisch. „In der zweiten Halbzeit haben wir dann das Spiel so zu Ende gespielt, wie es sich gehört. Wir haben bessere Lösungen gefunden“, meinte er.
Vor allem zu Beginn tat sich der Tabellenführer schwer, für Torgefahr zu sorgen. Auch wenn Kapitän Reus wieder mitmischen durfte. Im Grunde dauerte es zwanzig Minuten, bis die Dortmunder Anhänger von ihren Sitzen gerissen wurden. Dann konnten sie allerdings ein paar Minuten stehen bleiben. Denn zunächst vergab Reus zwei Gelegenheiten, die er normalerweise nutzt. Weil erst Mario Götze (20.), dann Lukasz Piszczek (22.) grandios vorbereiteten.
Dann marschierte Linksverteidiger Achraf Hakimi gewohnt forsch ins Zentrum, spielte einen Doppelpass mit Guerreiro – und verstand es dann noch, den Ball in der rechten Torecke unterzubringen (24.). 1:0.
Axel Witsel sorgte für den BVB-Schlusspunkt
Den zweiten Treffer erzielte dann Reus. In einer Phase, in der die Partie mal wieder vor sich hin plätscherte, war es ein krasser Fehler der Hannoveraner, der den Dortmunder Treffer einleitete. Miiko Albornoz vertändelte den Ball gegen Hakimi, der behielt die Ruhe und bediente Reus. Dieser schippte den Ball dann lässig mit dem rechten Außenrist ins Tor (60.). Wieder konnten die BVB-Anhänger im Grunde gleich stehen bleiben. Weil Götze kurze Zeit später das 3:0 erzielte (63.). Nach starker Sancho-Vorlage. Dann Guerreiro zum 4:0 vollendete (67.). Nach starker Reus-Vorlage. Die Partie war entschieden, auch wenn Hannover noch durch Marvin Bakalorz (86.) verkürzte, ehe Axel Witsel wieder den alten Abstand (90.) herstellte.
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Der Tabellensiebzehnte aus Hannover trat trotz der deutlichen Niederlage nicht wie eine Mannschaft auf, die nicht mehr mit ihrem Trainer André Breitenreiter zusammenarbeiten möchte. Die Profis kämpften, rackerten, verteidigten aggressiv. Trotzdem deutet nach dieser Niederlage alles auf einen Rauswurf von Breitenreiter hin.
Der Trainer forderte daher nach der Partie Klarheit, „wie es nun weitergeht“. Die wollte ihm Heldt allerdings noch nicht geben. Erstmal müsse man sich zusammensetzen, die Situation analysieren. „Am Ende müssen wir versuchen, aus der Situation im Sinne von 96 das Beste zu machen", meinte der Sportdirektor.