Dortmund. Dem BVB droht Personalnot in der Innenverteidigung, die Offensive dagegen ist zumindest personell gerüstet. Der Check zum Rückrundenstart.
Es wird viel gelacht am Donnerstagvormittag in Dortmund-Brackel. Borussia Dortmunds Trainer Lucien Favre lässt im Training den Ball hochhalten und dann direkt aufs Tor schießen. Das entpuppt sich als anspruchsvoll: Die Streuung ist groß, der eine oder andere Spieler jagt seinen Ball über den Zaun – zur Freude seiner Kollegen. „Man sieht, dass die Truppe dem Rückrundenstart entgegenfiebert“, meint Sportdirektor Michael Zorc vor dem Auswärtsspiel bei RB Leipzig am Samstag (18.30 Uhr/Sky). „Ich freue mich, wieder anzufangen“, sagt Favre. Aber wie kommt der Spitzenreiter aus der Pause? Der Check zum Rückrundenstart.
Was schon funktioniert
Im Wintertrainingslager ging es vor allem darum, das schon starke Offensivspiel zu perfektionieren, vor allem gegen tiefstehende Gegner. Favre ließ seine Spieler auf engen Räumen trainieren, um Lösungen zu finden, außerdem wurden Spielzüge vom eigenen Tor bis zum gegnerischen Strafraum einstudiert. Das klappte gut, die Testspiele gegen den Ligakonkurrenten Fortuna Düsseldorf (3:2) und die niederländischen Erstligisten Willem II Tilburg (3:2) und Feyenoord Rotterdam (2:1) gerieten torreich.
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Vor allem Raphael Guerreiro, der in der Hinrunde lange verletzt gefehlt hatte, überzeugte dabei – er dürfte Jacob Bruun Larsen auf der linken Seite aus der Startelf verdrängt haben. Und Maximilian Philipp, für die Rückrunde vor allem als Ersatzmann für Spielmacher Marco Reus vorgesehen, betrieb mit hübschen Toren Eigenwerbung. „Es war ein sehr, sehr gutes Trainingslager“, so Favres Fazit.
Was noch nicht funktioniert
Zorc beobachtete in der Pause einen Spannungsabfall. „Wir müssen die Zügel jetzt wieder anziehen“, mahnte er im Interview mit dieser Redaktion. Allerdings sei das „ganz normal“: „Du gehst als Tabellenführer in die Pause, dann kommt Weinachten, dann Neujahr, du liegst in Dubai am Strand und in der Sonne und jeder klopft dir auf die Schulter“, so Zorc. Da sei es nachvollziehbar, dass die Anspannung zurückgehe. Seine Forderung: „Wir müssen wieder in den Wettkampfmodus kommen.“
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Auf dem Platz müssen die Borussen an ihrer Konter-Absicherung arbeiten, in den Testspielen gab es wie schon im Dezember gegen Fortuna Düsseldorf (1:2) Probleme, wenn der Gegner schnell umschaltete – und das ist ja auch eine große Stärke des Auftaktgegners Leipzig, den Favre als „sehr gute Mannschaft“ bezeichnet.
Die Personallage
Beim BVB herrscht ein Engpass in der Innenverteidigung: Manuel Akanji fehlt wegen seiner Hüftprobleme wochenlang, Dan-Axel Zagadou ist nach seiner Fußstauchung noch keine Alternative. Abdou Diallo verpasste einen Teil des Trainingslagers und hat nur wenig Testspielpraxis, Ömer Toprak setzte am Donnerstag mit dem Mannschaftstraining aus. „Zwei Tage vor dem Spiel müssen nicht alle Spieler draußen trainieren“, sagte Favre dazu reichlich kryptisch. Zur Not stünde der gelernte Mittelfeldspieler Julian Weigl für das Abwehrzentrum parat. Die guten Nachrichten: Kapitän Marco Reus ist nach seinen Magenproblemen bereit für die Startelf, Stürmer Paco Alcácer zumindest für die Ersatzbank. Über den Torjäger, der immer wieder mit Muskelverletzungen ausfiel, sagt Zorc: „Wir müssen ihn stabiler bekommen.“
Was sich geändert hat
Sportdirektor Zorc wollte den Kader verkleinern – was bisher nicht gelang. Zwar wechselte Sebastian Rode, der nach vielen Verletzungen keine Rolle mehr spielte, leihweise zu Eintracht Frankfurt. Doch dafür kam der 19-jährige argentinische Innenverteidiger Leonardo Balerdi. „Das ist ein langfristiges Projekt für uns, das wir jetzt zeitlich vorgezogen haben“, erklärt Zorc. Heißt: Balerdi ist nicht als Soforthilfe eingeplant, weshalb der BVB ihn auch zur U20-Südamerikameisterschaft reisen ließ. Gerne würde Zorc noch weitere Spieler abgeben: „Wir sind in Gesprächen, aber nicht so konkret, dass wir etwas zu vermelden hätten“, sagt er.