Monte Carlo. Borussia Dortmund kann in der Champions League noch Gruppenerster werden. Doch wäre das so gut? Lucien Favre ist sich da nicht sicher.

Das gute Gefühl überkam Lucien Favre schon im Flugzeug, als er aus dem Fenster hinab blickte auf die Côte d‘Azur. „Das war ein schönes Panorama. Das Meer, der Schnee auf den Bergen, es war fantastisch für alle“, sagte der Trainer von Borussia Dortmund, den bei der Anreise zum finalen Gruppenspiel in der Champions League bei der AS Monaco direkt heimatliche Gefühle überkamen. Schließlich landete der Fußball-Bundesligist im wenige Kilometer entfernten Nizza, in jener Stadt also, in der Favre zwei Jahre lang gearbeitet hat, bevor er im vergangenen Sommer zum BVB wechselte. „Es freut mich, ein paar Leute wiederzutreffen.“

Für den 60-Jährigen hätte es seit seinem Abschied aus Frankreich nicht besser laufen können: Mit der Borussia führt er ungeschlagen die Tabelle der Bundesliga an, im DFB-Pokal überwintert Schwarz-Gelb ebenfalls – und in der Champions League ist das Achtelfinale vor dem letzten Spieltag am Dienstag (21 Uhr/DAZN live) bereits erreicht. Im Fernduell mit Atlético Madrid, das gleichzeitig bei Club Brügge antritt, geht es noch um den Gruppensieg. „Wir wollen immer gewinnen und wir werden – auch wenn ein paar Spieler fehlen – eine sehr gute Mannschaft haben. Alle Spieler, die spielen werden, haben in dieser Saison schon mehrere Spiele von Beginn an gemacht. Daher mache ich mir absolut keine Sorgen.“

Die angeschlagenen und verletzten Marco Reus, Thomas Delaney, Jacob Bruun Larsen und Dan-Axel Zagadou blieben in Dortmund, Axel Witsel erhält eine schöpferische Pause, Shinji Kagawa schaffte es nicht in den 18-Mann-Kader. In den restlichen drei Spielen in der Bundesliga gegen Werder Bremen, Fortuna Düsseldorf und Borussia Mönchengladbach will Favre auf seine Besten zurückgreifen können. In Monaco wird es die B-Elf richten müssen.

BVB-Trainer Favre traut der Sache noch nicht über den Weg

Platz eins und den Vorzug eines vermeintlich leichteren Gegners weiß Favre durchaus zu schätzen. Immerhin könnte der BVB so Schwergewichten wie Real Madrid und dem FC Barcelona aus dem Weg gehen. Aber so richtig traut er der Sache auch nicht über den Weg. Dafür gibt es einen Grund und der findet sich bei einem anderen früheren Arbeitgeber Favres. Als er in der Saison 2014/15 mit Borussia Mönchengladbach in der Europa League antrat, hatten ihm alle gesagt, „wir sollten Nummer 1 in der Gruppe werden“. Sie wurden Nummer 1 – und „wen haben wir gekriegt bei der Auslosung“, fragt Favre mit einer Geste? „Sevilla“, sagt er. Jenes FC Sevilla, das Gladbach ausschaltete und den Pokal in jenem Jahr verteidigte.

Bei dieser bösen Erinnerung war auch das gute Gefühl vom Landeanflug verschwunden.