Dortmund/Monte Carlo. Reus, Delaney und Witsel fehlen beim BVB-Spiel bei der AS Monaco. Kehl nimmt die Reservisten von Borussia Dortmund aber in die Pflicht.
So ganz leicht war nicht zu erkennen, wer der Spaßvogel in der ersten Reihe ist. Er hatte sich schließlich unkenntlich gemacht, als sich die Spieler von Borussia Dortmund nach der Landung in Nizza zu einem Gruppenbild mit der Kabinencrew des Fliegers EW 1909 aufstellten. Die wärmende Mütze, die in Deutschland noch nötig gewesen sein mochte, in der Sonne der Côte d‘Azur aber überflüssig schien, hatte sich der junge Mann bis zur Hälfte über das Gesicht gezogen. Klick, klick. Aufnahme. Dann erst verschwand die Mütze aus dem Gesicht von Achraf Hakimi, dem spanischen Außenverteidiger des BVB.
Im Grunde wird das ja auch die Frage bei der letzten größeren Dienstreise des Jahres 2018 der Borussia sein: Inwieweit wird sie als der Tabellenführer der Bundesliga zu identifizieren sein, wenn sie am Dienstag (21 Uhr/DAZN) zum finalen Gruppenspiel der Champions League bei der AS Monaco antritt? Denn auf dem Gruppenbild am Flughafen fehlten ein paar prominente Gesichter. Nicht, weil sie auch Mützen trugen, sondern, weil sie die Reise gar nicht erst angetreten hatten. Mehr als die halbe Startelf vom Derbysieg auf Schalke (2:1) fehlt. Fehlt verletzt, wie der Verein sich beeilte mitzuteilen.
BVB-Profi Sancho fliegt nach London
Kapitän Marco Reus zwickt der Oberschenkel, Thomas Delaney hat Wadenprobleme, Lukasz Piszczek und Jacob Bruun Larsen schmerzt die Wade, Jadon Sancho weilt nach dem Tod seiner Großmutter bei seiner Familie in London, und Mittelfeld-Souverän Axel Witsel erhält nach Wochen der dauerhaften Belastung ein Päuschen. Zudem fehlten Shinji Kagawa und der bekanntermaßen verletzte Dan-Axel Zagadou (Fußstauchung).
Immenses Verletzungspech? Oder doch im Schongang ins Finale der Eliteliga, um Kräfte für die Liga zu sparen? „Wir haben in dieser Saison schon einige Situationen gehabt, in denen wir rotieren mussten, aber in der Vielzahl noch nicht“, sagt Sebastian Kehl, Leiter der Lizenzspielerabteilung: „Aber das Spiel am Samstag hat Kraft gekostet, einige Spieler sind angeschlagen und haben sich zuletzt ein bisschen durchgeschleppt.“
Atlético hat zwei Punkte Vorsprung vor dem BVB
Fakt ist: Die Konstellation in der Gruppe macht einen Verzicht auf bewährte Kräfte durchaus leichter. Der BVB (10 Punkte) ist bereits für das Achtelfinale qualifiziert. Im Fernduell mit Atlético Madrid (12), das beim Club Brügge antritt, geht es nur noch um Platz eins in der Gruppe. Dieser bedeutet in der nächsten Runde: einen Gruppenzweiten als Gegner (womit Real Madrid und der FC Barcelona schon mal ausscheiden würden) und Heimrecht im Rückspiel.
Ein Dortmunder Sieg und ein Unentschieden Madrids würde den BVB an die Spitzen hieven. Das wäre „definitiv die bessere Ausgangsposition“, wie Kehl urteilt. Torwart Roman Bürki hingegen befindet: „Klar wäre es schön, wenn wir am Ende auf Platz eins stehen würden. Aber wir haben uns für das Achtelfinale qualifiziert, das ist das Wichtigste.“
Doch der Borussia ist aus nachvollziehbaren Gründen wichtig, nicht den Eindruck entstehen zu lassen, als schenke man den Gruppensieg her. Die Erwartungen an die B-Mannschaft sind daher kaum geringer. „Wir haben die Möglichkeit, noch auf Platz eins zu rutschen. Diese Chance wollen wir ergreifen“, sagt Kehl und nimmt jene, die am Dienstagabend auf dem Platz stehen werden, vorsorglich in die Pflicht. „Wir werden trotzdem mit einer schlagkräftigen Truppe an den Start gehen. Einige haben eine riesige Chance, auf sich aufmerksam zu machen.“
Angesprochen fühlen dürfen sich beispielsweise Spieler wie Julian Weigl, Mahmoud Dahoud, Christian Pulisic, Raphael Guerreiro und Maximilian Philipp, die zuletzt weniger Einsatzzeit hatten, als mit den eigenen Ansprüchen vereinbar wäre. In der Königsklasse dürfen sie sich beweisen. Und dafür sorgen, dass der BVB auch als BVB erkannt werden wird.