Dortmund/Kamen. Zehnjähriger BVB-Fan schildert in einem Brief an den DFB seine Angst bei Krawallen im Dortmunder Stadion. Der Fußball-Verband hat nun reagiert.
Tische voller Staub und Mitarbeiter, die lieber Kaffee trinken als den Hörer abnehmen? Der Deutsche Fußball-Bund hat dieses Vorurteil wiederlegt und Herz gezeigt. Auf den Brief des zehnjährigen Fabian aus Kamen, der darin seine Angst bei den Krawallen im Bundesligaspiel zwischen Borussia Dortmund und Hertha BSC (2:2) schildert, hat der Sportverband nun geantwortet. Kein Einzeiler, sondern eine ganze Seite (siehe Anlage).
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„Vielen Dank für deinen Brief. Wir haben ihn hier im DFB aufmerksam gelesen", fängt das Antwortschreiben an, dass die Familie des BVB-Fans an den WDR und die Funke Mediengruppe schickte. „Und ehrlich gesagt, hat er uns auch traurig gemacht. Weil wir alle zusammen eben nicht wollen, dass Du im Fußballstadion Angst bekommst und dort solche Ausschreitungen sehen muss. Du hast da vollkommen recht: Sowas geht gar nicht.“
Anlass waren Krawalle beim Hertha-Spiel in Dortmund
Fabian hatte die Karten zum Geburtstag geschenkt bekommen. Doch statt anschließend über das Spiel zu reden, wurde zu Hause nur über die Szenen am Spielfeldrand gesprochen. Hertha-Fans hatten dort die Polizei mit Fahnenstangen angegriffen. Auslöser war wohl, dass die Polizei eine Fahne aus dem Block entfernte, hinter der die Fans Pyrotechnik gezündet haben sollen. 45 Personen wurden nach Angaben der Polizei verletzt, 35 davon durch Pfefferspray.
Die Bilder der Gewalt gingen Fabian nicht mehr aus dem Kopf. Er setzte sich an einen Tisch und schrieb einen langen Brief an den DFB. Von seinem Platz aus habe er mit seiner fünfjährigen Schwester die „schrecklichen Szenen im Gästeblock“ beobachten können. „Ich musste mit ansehen, wie mit brennender Pyrotechnik auf die Polizisten geworfen wurde und die Polizisten von vermummten Hertha-BSC-Fans mit Fahnenstangen geschlagen wurden. Davon bekam ich große Angst, dass ich weinen musste.“
DFB will sich noch mehr Gedanken machen
Der DFB versicherte, auf den Brief zu antworten, und ließ nun Taten folgen. „Alle Leute, die sich darum bemühen, die Sicherheit in den Stadien zu gewährleisten, waren nach dem Spiel in Dortmund genauso traurig wie du und auch richtig wütend. Doch die wollen alle, dass das nicht wieder passiert.“ Die würden sich jetzt noch mehr Gedanken machen, damit so etwas nicht mehr vorkommt.
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„Lass Dir auf jeden Fall nicht den Spaß am Stadionbesuch und einer Begeisterung für den Fußball von einer kleinen Minderheit verderben, die dem Fußball nur schaden wollen“, schließt der Brief. „Liebe Grüße, Dein DFB-Team“.
Fabians Mutter freut sich über die Antwort des DFB: „Wir sind positiv überrascht, wie kindgerecht ihm geantwortet und wie persönlich auf seinen Brief eingegangen wurde. Sein Brief und seine Ängste sind von den Verantwortlichen zur Kenntnis und auch ernstgenommen worden."
BVB und Hertha BSC haben noch nicht reagiert
Zeitgleich hätten auch Borussia Dortmund und Hertha BSC Berlin eine Kopie des Briefes von Fabian an den DFB bekommen. Eine Reaktion von beiden Bundesliga-Vereinen habe es bisher aber nicht gegeben. Mutter Karin findet das schade, weil „Hertha BSC ihm doch zum Beispiel hätte berichten können, dass nach dem besagten Spiel ein Fahnenverbot verhängt wurde."
Beide Eltern waren überrascht, welche Diskussion durch den Brief ausgelöst wurde, auch wenn einige Reaktionen sehr bösartig gewesen seien. (lo/has)