Dortmund. Borussia Dortmund hat ein spektakuläres Topspiel gegen den FC Bayern gewonnen. Der Tabellenführer hat nun sieben Punkte Vorsprung auf die Münchener.

Noch einmal schwoll der Lärm aus den meisten der 81.365 Kehlen gewaltig an, denn wieder einmal rannte ein Mann im schwarz-gelben Trikot in höchstem Tempo auf das Tor zu. Paco Alcácer schnell, dann etwas langsamer, hob den Kopf, wartete, dass sich Torhüter Manuel Neuer bewegte – und chippte den Ball eiskalt ins Tor. Der herrliche Treffer brachte die Entscheidung in einem rasanten, intensiven Spiel, dass die Dortmunder am Ende hochverdient 3:2 gewannen und die Tabellenführung festigten. Ihr Vorsprung auf Rekordmeister Bayern München beträgt nun schon sieben Punkte.

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Für die Bayern wäre die Partie eine Gelegenheit gewesen, die Verhältnisse in Fußball-Deutschland wieder etwas gerade zu rücken, und so gingen sie auch ins Spiel: Aggressiv liefen sie die Dortmunder an und setzten sich von Beginn an in der gegnerischen Hälfte fest. BVB-Trainer Lucien Favre hatte sich im Zentrum überraschend für Julian Weigl anstelle des zweikampfstarken Thomas Delaney entschieden – was dazu führte, dass die Münchener das Zentrum zunächst komplett dominierten.

Allerdings ließen sie den schnellen BVB-Profis auch Räume für Konter. Aber Sancho versäumte den Pass auf den frei durchstartenden Reus (5.) und Mario Götze verschenkte eine 5:2-Überzahlsituation durch einen schwachen Pass in Jadon Sanchos Rücken (6.). Die größte Dortmunder Gelegenheit aber verschenkte Reus, als er Mats Hummels den Ball an der Mittellinie vom Fuß klaute, alleine aufs Tor zulief dann aber viel zu früh und schwach abschloss, sodass Manuel Neuer keinerlei Mühe hatte, den Ball festzuhalten (10.).

Es sollte für lange Zeit die letzte gefährliche Dortmunder Szene sein, stattdessen wurden nun die Bayern immer gefährlicher: Der enorm wuselige Franck Ribéry jagte eine Flanke von Joshua Kimmich volley am Tor vorbei (17.). Nach Doppelpass mit Robert Lewandowski kam Serge Gnabry zum Abschluss, doch Akanji blockte per Grätsche (18.). Und wenig später war der Innenverteidiger wieder zur Stelle, als Ribéry von links abzog (24.).

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Bayern-Stürmer Lewandowski trifft per Kopf

Zwei Minuten später aber konnte auch er nichts mehr ausrichten: Nach einer Verlagerung von Ribéry ließen Jacob Bruun Larsen und Achraf Hakimi Gnabry auf der rechten Seite erstaunlich viel Platz, den dieser für eine butterweiche Flanke auf Lewandowski nutzte. Der Ex-Dortmunder hatte sich zwischen den BVB-Innenverteidigern davongestohlen und köpfte unbedrängt ein – Marwin Hitz, der den wegen einer Oberschenkelprellung fehlenden Stammtorhüter Roman Bürki ersetzte, war ohne Chance (26.).

Bis dahin war es eine rasante Partie fast ohne Mittelfeld, beide Mannschaften suchten schnell und direkt den Weg nach vorne. Mit der Führung aber ließen es die Münchener nun hier und da etwas gemütlicher angehen, ließen den Ball länger durch die eigenen Reihen laufen, wodurch sie weniger Lücken in der Dortmunder Defensive fanden – den Hausherren aber auch kaum noch Kontergelegenheiten anboten. Dafür spielten sie noch einmal selbst schnell nach vorne, ein Querschläger von Weigl landete bei Ribéry, dessen Schuss Hitz aber halten konnte (33.).

BVB-Trainer Favre bringt Dahoud für Weigl

Zur Pause korrigierte Favre seine Aufstellung, brachte Mahmoud Dahoud für den inzwischen auch gelbbelasteten Weigl. Und der BVB kam wie verwandelt aus der Kabine, spielte mit höchstem Tempo nach vorne – und belohnte sich schnell: Sancho steckte durch auf Reus, Manuel Neuer zögerte beim Herauslaufen, warf sich dann ungestüm in den Weg. Reus legte den Ball vorbei, nahm den Kontakt dankend an – und verwandelte den fälligen Elfmeter traumwandlerisch sicher (49.).

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Die Gäste schienen angeschlagen, Dortmund drängte aufs zweite Tor und lag plötzlich doch wieder hinten: Gnabry legte per Hacke ab auf Kimmich, der erneut präzise auf Lewandowski flankte, der wiederum vollkommen frei aus kürzester Distanz einköpfte (52.). Dortmund zeigte sich unbeeindruckt – vergab aber nun allerbeste Chancen zum Ausgleich: Erst wuselte sich Sancho in den Strafraum und bediente den freistehenden Reus, dessen Schuss Kimmich jedoch von der Linie kratzte (59.). Dann ließ sich Hummels von Sancho düpieren, der zwar von Neuer abgedrängt wurde, aber noch den eingewechselten Alcácer im Zentrum bediente. Der Spanier wollte noch einen Haken schlagen, blieb aber an Jerome Boateng hängen (62.). Und wenig später war es erneut Reus,d er auf Vorlage von Hakimi das Tor vom Elfmeterpunkt deutlich verfehlte (65.).

Doch der Kapitän sollte es wenig später besser machen: Lukasz Piszczek flankte scharf nach innen und Reus jagte den Ball aus der Drehung direkt ins Tor – ein spektakulärer Treffer zum 2:2 (67.). Nun war Dortmund endgültig die spielbestimmende Mannschaft, die Bayern hatten dem Tempo der Hausherren kaum noch etwas entgegen zu setzen. Und so kam es zu Axel Witsels herrlichem Steilpass und Alcácers nicht minder feinem Tor zum 3:2 (73.).

Die Bayern warfen noch einmal alles nach vorne, doch es fehlte ihnen weiter an Tempo, es fehlte ihnen zudem an Ideen – und so endete der Abend in einem Schwarz-Gelben Jubelorkan.