Wolfsburg/München. . Dank des 1:0-Siegs in Wolfsburg geht die BVB-Erfolgsserie weiter. Den FC Bayern dagegen plagen eine Woche vor dem Topspiel viele Probleme.

Wie jedes Bundesligastadion ist auch das in Wolfsburg reichlich mit Fernsehapparaten ausgestattet. Und so scharrte sich, kaum dass der 1:0 (1:0)- Arbeitssieg von Borussia Dortmund beim VfL Wolfsburg besiegelt war, ein Grüppchen Spieler und Angestellter des BVB um einen Bildschirm in den Stadionkatakomben und verfolgte die Bilder aus München – es war mehr als nur ein leichtes Grinsen, das die Mundwinkel der Dortmunder umspielte.

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Denn sie bekamen in komprimierter Fassung alle Probleme vorgeführt, die die Bayern auch beim mauen 1:1 (0:0) gegen den SC Freiburg offenbarten und nun mitnehmen in jene Woche, an deren Ende das direkte Duell der beiden besten deutschen Klubs steht (Samstag, 18.30 Uhr/Sky): den Instagram-Beitrag von Lisa Müller etwa, die gegen Trainer Nico Kovac ausgeteilt hatte. „Mehr als 70 Min bis der mal nen Geistesblitz hat“, schrieb sie von der Tribüne aus zu einem Foto, das Kovac mit ihrem Mann Thomas Müller vor dessen Einwechselung zeigte.

Spielerische Armut beim FC Bayern vor dem Spitzenspiel

Ein Affront, der sich auch als Einblick in die Befindlichkeiten der Münchener Belegschaft werten ließ. Die größten Probleme aber waren wohl doch die spielerische Armut und mannschaftlichen Defizite des Meisters, der zum vierten Mal in Serie ein Heimspiel ohne Sieg beschloss. Kovac räumte ein: „Das war spielerisch nicht das, was man erwartet. Wir sind nicht so kreativ.“ Wieder einmal hatten die Bayern ziemlich orientierungslos vor sich hin gekickt. So ließ sich auch Kapitän Manuel Neuer interpretieren, der befand, man habe „nie geglänzt in den letzten Wochen“. Und in Bezug auf das ernüchternde Remis sagte der Nationaltorwart: „Fehler können allen Spielern passieren. Aber dass ein Spiel kippt, ist ein bisschen fragwürdig.“

Gerade nach der Führung durch Serge Gnabry (80.), die Lucas Höler ausglich (89.). Und vor allem angesichts der individuell besser besetzten Bayern, die vor dem Topspiel beim Tabellenführer Borussia Dortmund nun wieder vier Punkte Rückstand aufweisen.

Auch weil die Dortmunder sich in Wolfsburg wesentlich geschickter dabei anstellten, eine 1:0-Führung zu verteidigen: Nachdem Marco Reus einen verunglückten Kopfball von Thomas Delaney über die Linie gedrückt hatte (27.), brannte der BVB zwar kein spielerisches Feuerwerk ab, kontrollierte das Spiel aber weitgehend – gefährlich wurde Wolfsburg nicht. „Das war ein Arbeitssieg, aber das ist ja auch gar nichts Negatives“, sagte Sportdirektor Michael Zorc im Gespräch mit dieser Zeitung. „Dass es nicht immer mit einer Galavorstellung gehen kann, ist jedem klar, der sich im Fußball auskennt.“

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Wie die Dortmunder die Wolfsburger Angriffe immer wieder routiniert abfingen, vor allem im Mittelfeld in Person des erneut bärenstarken Axel Witsel, erinnerte durchaus an die Münchener Souveränität vergangener Tage. „Wir haben es versäumt, das zweite Tor nachzulegen“, monierte Zorc zwar. „Aber insgesamt war das für mich eine reife Leistung mit der nötigen defensiven Stabilität.“

BVB erst gegen Atlético, dann kommen die Bayern

Kampfansagen in Richtung München gab es dennoch keine. „Für mich geht es jetzt erst einmal um das Spiel gegen Atlético Madrid und nicht um Bayern“, sagte Michael Zorc vor dem Auswärtsspiel am Dienstag (21 Uhr/DAZN). „Der Fokus liegt erst einmal auf Atlético“, erklärte Sebastian Kehl, der Leiter der Lizenzspieler-Abteilung. „Uns ist egal, wie die Bayern spielen“, ergänzte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Dass aber Dortmund in hervorragender Ausgangsposition ins Spitzenspiel geht, mochte niemand leugnen. Kehl sagte stellvertretend: „Das Ergebnis der Bayern wird sicher dazu beitragen, dass sie noch mehr unter Druck stehen, bei uns liefern zu müssen.“

Die BVB-Spieler dagegen sind vollgepumpt mit Selbstbewusstsein nach 30 Toren aus zehn Spielen und schon 15 Pflichtspielen ohne Niederlage. „Das Bayern-Ergebnis ist natürlich geil für uns“, meinte der Mittelfeld-Kämpfer Delaney. „Wir können in diesem Spiel einen riesengroßen Schritt machen.“ Aber: „Falls wir im Mai dastehen und alles verloren haben, dann ist unser guter Saisonstart komplett egal.“