Leverkusen. Was für ein Spiel! Der BVB drehte bei Bayer Leverkusen einen 0:2-Rückstand in einen 4:2-Sieg und ist nun Bundesliga-Tabellenführer.
Paco Alcacer musste sich nach dem Schlusspfiff allerhand Avancen erwehren. Die Fans von Borussia Dortmund dröhnten lautstark durch das Leverkusener Stadion, sein Mannschaftskollege Achraf Hakimi warf sich ihm um den Hals. Alcacer, der spanische Stürmer, den der BVB erst vor ein paar Wochen verpflichtet hatte, winkte noch einmal die Tribünen hoch. Dann ging der Mann des Abends. Wobei der zweite Teil dieses 4:2 (0:2)-Sieges bei Bayer Leverkusen schon ein Gesamtkunstwerk der Mannschaft war. Aber Alcacer waren die letzten Pointen zugewiesen, die die immer noch ungeschlagene Borussia an die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga hievten.
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„Wir haben einen guten Saisonstart hingelegt, das ist klar“, sagte Trainer Lucien Favre, als er auf sein Dasein als Spitzenreiter angesprochen wurde. Aber alle Spiele seien schwer gewesen, alle Spiele werden schwer werden. „Es gibt kein Spiel, das leicht ist. Wir sind Tabellenerster nach sechs Spieltagen. Das ist schön. Aber wir müssen weiter von Spiel zu Spiel denken.“
Alcacer war nach gut einer Stunde eingewechselt worden in eine Partie, die schon längst verloren war. Schwarz-Gelb kam lange Zeit stets eine Idee oder wenigstens einen Schritt zu spät. Folge: ein 0:2-Rückstsand zur Halbzeit. Ein Dortmunder Doppel-Stolperer brachte Bayer in Front: Zunächst fiel Manuel Akanji aus noch ungeklärter Ursache vornüber auf den Rasen, dann rutschte Hakimi auf dem feuchten Rasen aus. Die so entblößte rechte Seite nutzte Lucas Alario für eine Hereingabe, die der frühere Herthaner Mitchell Weiser direkt und von jenseits der Strafraumgrenze ins Tor jagte (9.). Den zweiten Treffer erzielte Jonathan Tah nach einem veritablen Chaos am Dortmunder Fünfmeterraum in Folge einer Ecke (39.). „Wir sind schlecht gestartet, wir waren nicht voll da“, klagte Favre. „Aber wir haben immer daran geglaubt, dass es möglich ist. Wenn du ein Tor schießt, ändert das alles.“
Forscher BVB bot Räume
Und so kam es. Dortmund wurde forscher, bot aber auch Räume. Leverkusen musste das Spiel entscheiden. Einen Schuss von Julian Brandt parierte Torwart Roman Bürki überragend (50.), ein Flachschuss von Kevin Volland aus 18 Metern klatschte gegen den Innenpfosten (54.) und auch einen Schlenzer von Havertz wischte Bürki hinfort (57.). Der Schlussmann hielt seine Vorderleute im Spiel. Und die dankten es ihm.
Bruun Larsens Versuch von der Strafraumgrenze geriet trotz großer Freiheiten noch zu ungenau, Torwart Lukas Hradecky parierte (62.). Doch binnen vier Minuten drehte die Borussia die Partie. Nach einem Volleyschuss von Reus, den Leverkusens Torwart mit Mühe hielt, staubte Bruun Larsen aus Zentimeter-Entfernung zum Anschlusstreffer ab (65.). Den BVB durchströmte nun deutlich mehr Energie. Doch Sieg und Niederlage lagen nur Bruchteile auseinander. Havertz kam frei zum Kopfball, schloss aber unpräzise ab, Bürki ergriff die Chance, einen Konter einzuleiten. Reus spielte auf den eingewechselten Sancho, Sancho auf Reus – und der Ball landete im Tor (69.). 2:2. Eine kaum für möglich gehaltene Rückkehr in dieses Spiel.
Dann kamen die großen Momente Alcacers Seinen erste Treffer initiierte er selbst als Teil einer geschmeidigen und schnellen Kombination am Leverkusener Strafraum. Ebenfalls beteiligt: Sancho, Reus, Hakimi. Dessen scharfe Hereingabe stupste Alcacer mit dem Fuß ins Tor. Vom Innenpfosten sprang der Ball über die Linie (85.). Und auch die Schlusspointe war dem Spanier vorbehalten. Weil Hradecky seinen Arbeitsplatz zur Verstärkung der Leverkusener Offensive verlassen hatte, stürmte Alcacer – nach Vorlage von Sancho – in der Nachspielzeit auf das leere Tor zu. Aus 20 Metern schob er ein. 4:2. Ekstatisch geriet der Jubel vor dem Gäste-Block. Kurze Zeit später sangen sie dort: „Spitzenreiter, Spitzenreiter!“