Leverkusen. Auch vor einem Jahr führte Borussia Dortmund früh die Bundesliga-Tabelle an und spielte Traum-Fußball. Das ist diesmal anders. Ein Kommentar.
Es war ein wundersamer Abend in Leverkusen. Einer, der die Kraft, diesem BVB eine Energie zu verleihen, die durch eine Saison tragen kann. Tabellenführer nach sechs Spieltagen. Und damit auch stark genug, ein ernsthafter Konkurrent des großen und in Meisterfragen jahrelang unschlagbaren FC Bayern München zu sein? Ist Dortmund schon Bayern-Jäger?
BVB wirkt in der Defensive deutlich gefestigter
Um allzu voreiligen Schlüssen vorzubeugen, ließe sich einfach daran erinnern, dass Borussia Dortmund auch in der vergangenen Saison die Liga einsam und scheinbar dominant anführte. Nach sieben Spieltagen standen sechs Siege zu Buche und eine Tordifferenz, die exorbitant wirkte. Was daraus wurde, ist bekannt. Schwarz-Gelb scheiterte danach für eine fast unübersichtliche Anzahl von Spielen daran, wieder zu gewinnen, was Trainer Peter Bosz den Job kostete – und Borussia Dortmund das Image, ein aufregender Verein zu sein. Nachfolger Peter Stöger verwaltete ihn in die Champions League und ging dann auch.
Auch das kann also aus Tabellenführern werden.
Allerdings sind Zweifel angebracht, dass die Borussia auch in diesem Jahr einen solchen Absturz erleiden könnte. Sie wirkt in der Defensive deutlich gefestigter. Und noch wichtiger: Sie verfügt über die unbezahlbare Qualität, sich Widerständen beharrlich und vehement entgegenzustellen. Der Sieg in Leverkusen nach 0:2-Rückstand ist dafür der beste Beweis.
Trainer Lucien Favre hat aus einer Mannschaft mit einzelnen Grüppchen eine funktionierende Einheit geformt, die bislang auch nicht von atmosphärischen Störungen ob eines überdimensionierten Kaders heimgesucht wird. Im Gegenteil: Sehr regelmäßig reißen die Spieler von der Ersatzbank die Spiele noch herum. Der Sieg in Leverkusen ist auch dafür der beste Beweis.
Die Bayern mit dem neuen Trainer Niko Kovac durchleben gerade die erste Mini-Krise. Dass sie damit umgehen können, werden sie nachweisen müssen. Der BVB aber auch, wenn es mal soweit ist, wenn die ersten Spiele verloren gehen. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass er das auch kann, ist groß. Und damit auch, dass der BVB ein Kandidat für die Meisterschaft sein kann.