Dortmund. Dortmunder Torhüter Roman Weidenfeller hat mit dem BVB große Erfolge gefeiert. Heute Abend endet seine Karriere mit einem großen Abschiedsspiel
„Ach ja, der Roman“, sagt Dede und lacht. „Der konnte sehr laut werden, wenn wir Abwehrspieler einen Fehler gemacht haben.“ Neun Jahre lang spielten sie gemeinsam für Borussia Dortmund, der brasilianische Linksverteidiger Leonardo de Deus Santos, genannt Dede, und der deutsche Torhüter Roman Weidenfeller, genannt Roman. Da war reichlich Gelegenheit für Fehler des Abwehrspielers und harsche Worte seines Hintermannes. „Aber das ist doch ganz normal bei Torhütern, das war auch bei Jens Lehmann oder Oliver Kahn so“, meint Dede im Gespräch mit dieser Zeitung. „Das muss so sein, der Torwart muss den Verteidigern von hinten Feuer machen. Und das hat Roman immer sehr gut gemacht.“
Denkwürdige Momente mit Roman Weidenfeller
Der heute 40-jährige Dede musste deswegen auch nicht lange überlegen, als die Einladung kam: zu Weidenfellers Abschiedsspiel, das heute Abend (19 Uhr/Sport1) im Dortmunder Stadion stattfindet. Nach 19 Jahren im Profifußball, 16 davon beim BVB, nimmt der 38-Jährige gebührend Abschied, nachdem er im Sommer bereits seine Karriere beendete. Und viele sind dabei, mit denen Weidenfeller und die BVB-Fans denkwürdige Momente verbinden: Dede natürlich, der schon da war, als der Torhüter 2002 als Grünschnabel aus Kaiserslautern kam – gemeinsam gingen die beiden den turbulenten Weg über die Fast-Pleite 2005 bis zum überraschenden Gewinn der Meisterschaft 2011.
Auch Felipe Santana macht mit. Der drückte den Ball zum entscheidenden Tor über die Linie, als Dortmund im Champions-League-Viertelfinale 2013 gegen den FC Malaga aus einem 1:2 in der Nachspielzeit noch ein 3:2 und in wenigen Minuten aus dem Ausscheiden einen Halbfinal-Einzug machte. Es spielt auch Neven Subotic, der später im Finale der Königsklasse gegen den FC Bayern mit einer fulminanten Grätsche einen Treffer durch Arjen Robben verhinderte, bevor der Niederländer die Dortmunder in letzter Minute doch noch ins Tal der Tränen schoss.
Jürgen Klopp steht noch einmal beim an der Seitenlinie
An der Seitenlinie steht Jürgen Klopp, jener Trainer, der viele dieser Momente miterlebte – der Weidenfeller aber auch einen der bittersten Momente seiner Laufbahn bescherte: Als der BVB 2016 beim von Klopp trainierten FC Liverpool nach einer 3:1-Führung noch mit 3:4 verlor und im Viertelfinale aus der Europa League ausschied. „Das hängt mir heute noch in den Knochen“, sagte der Torhüter noch im Mai im Interview mit dieser Zeitung.
„Roman hat als Spieler alles mitgemacht in Dortmund, er ist einer der letzten Mohikaner“, sagt sein Ex-Kollege Dede. „Er hat es verdient, diesen besonderen Abschied von den Mitspielern, dem Verein und den Fans zu bekommen.“
Dede ist gewissermaßen eine Instanz in Sachen Abschiedsspiel: Er ist der bislang letzte von nur sieben Spielern, die vor Weidenfeller ein Abschiedsspiel beim BVB bekamen. Damals kamen 81 359 Zuschauer, um Abschied zu nehmen. „Ich wollte eigentlich kein Abschiedsspiel machen“, erzählt Dede heute. „Aber viele, auch viele Fans, haben gesagt: Du musst das machen. Ein Ausländer, ein Brasilianer, der dreizehn Jahre lang bei einem Verein ist, das ist etwas Besonderes.“
30 000 bis 40 000 Zuschauer habe er damals erwartet. Stattdessen kamen über 80 000. Bis heute ist es das größte Abschiedsspiel, das der europäische Fußball je gesehen hat. „Das war für mein Herz, aber auch für den Verein und die Fans ein besonderer Moment“, erzählt Dede stolz.
Über 60 000 Karten verkauft
Für Weidenfellers Abschied sind bislang über 60 000 Tickets vergriffen, die Tageskassen werden öffnen. Insgeheim hätte der Torhüter den Rekord gerne geknackt, er ist und bleibt ein ehrgeiziger Mensch. Mit seinem langjährigen Torwarttrainer Wolfgang de Beer hat er sich im Einzeltraining auf das Spiel vorbereitet. „Das wird sicher auch ein mulmiges Gefühl“, ahnt der Torhüter. „Die Leute kommen alle meinetwegen ins Stadion. Ich will es erst mal gar nicht so nah an mich heranlassen – aber irgendwann werden mich die Emotionen packen.“