Essen. Borussia Dortmund hat Axel Witsel für 20 Millionen Euro verpflichtet. Werden jetzt die Kräfteverhältnisse in der Bundesliga neu gemischt?

Im Fußball geht vieles so schnell, dass man über den Sinn einzelner Aktionen gar nicht so viel nachdenken sollte. Axel Witsel, so zeichnet es sich ja nun ab, wird dann also heute im Laufe des Tages in Bad Ragaz erwartet. Der Belgier wird dort auf seine wohl neue Mannschaft treffen, die allerdings am Mittwoch schon wieder von der Schweiz zurück in die westfälische Heimat reisen wird, weil das Trainingslager endet. Es geht also dabei viel weniger darum, keine Minute gemeinsamen Übens mit den schwarz-gelben Kollegen zu verpassen.

Viel wichtiger ist die Kraft der Bilder, die transportiert wird von der ersten Begegnung Witsels mit seinem Trainer Lucien Favre, von der Begrüßung eines WM-Stars in der Unterkunft der Dortmunder. Und diese Bilder drücken aus: Dem BVB ist Stand jetzt knapp drei Wochen vor dem Bundesligastart der Transfer-Coup des Sommers gelungen.

Selbst der FC Bayern hält sich bislang zurück

In dem mit Abermillionen geführten Geschacher um Spieler – und das geht bei der Nachrichten-Flut aus England, Spanien sowie neuerdings im größeren Stile ja auch wieder aus Italien ein wenig unter – war Deutschlands höchste Spielklasse in dieser Transferperiode mehr für abgegebene Spieler in den Schlagzeilen. Selbst der FC Bayern, potentester Vertreter der Bundesliga auf dem Transfermarkt, schlug mit der ablösefreien Verpflichtung des Schalkers Leon Goretzka sowie der Rückkehr von Serge Gnabry für seine Verhältnisse eher leise Töne an.

Daher darf sich der BVB auch dafür rühmen, mit der 20-Millionen-Euro-Verpflichtung Witsels, mag er auch zuletzt in China unter Vertrag gewesen sein, etwas für die gestiegene Attraktivität der Liga getan zu haben. Zweifelsohne war dies nicht die Triebfeder für das Handeln der BVB-Bosse um Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc. Ihr Job ist es, Lucien Favre den bestmöglichen Kader zur Verfügung zu stellen. Und der charismatische Witsel – Teil der Mannschaft, die bei der WM in Russland mit den attraktivsten Ball spielte – dürfte daher sehr wohl als Königstransfer für das Dortmunder Mittelfeld gelten, das in der vergangenen Saison nicht immer Herr der Lage war.

Werden jetzt die Kraftverhältnisse neu sortiert?

Werden durch die Verpflichtung von Axel Witsel also die Kraftverhältnisse in der Bundesliga neu sortiert? Nicht gravierend, der FC Bayern dürfte sich um seine Vormachtstellung trotz seiner Zurückhaltung im Transfersommer 2018 kaum Sorgen machen müssen. Gleichwohl würde der BVB – gerade nach dem Missverständnis mit André Schürrle, das durch die Leihe nach Fulham vorübergehend beendet wurde – mit dem Belgier in seinen Reihen ein Signal an die restliche Konkurrenz senden. In Dortmund weiß man noch zu genau, wer in der abgelaufenen Saison Vizemeister wurde.