Barcelona. Im Winter war Marc Bartra von Borussia Dortmund zu Betis Sevilla gewechselt. Dank des Verteidigers spielt der spanische Erstligist international.

Zwei Spieltage vor Saisonschluss sind die wichtigsten Entscheidungen in der Primera Division gefallen. Meister (FC Barcelona) und weitere Champions-League-Teilnehmer (Real und Atlético Madrid, Valencia) sind ebenso bekannt wie die Absteiger (La Coruña, Las Palmas, Málaga). Derweil lässt sich bei den beliebten Allstar-Teams mit den besten und schlechtesten Transfers schon ein hoher Beitrag von Borussia Dortmund erahnen. Ousmane Dembélé (Barcelona) und Emre Mor (Celta Vigo) werden sich in der Flop-Auswahl wiederfinden. Und Marc Bartra in der Top-Elf.

Zeitung über Ex-BVB-Star Bartra: „Kaiser des Villamarín“

Nicht zufällig spielt der Verteidiger auch in einer Überraschungsmannschaft der Saison. Sein Betis Sevilla liegt auf Platz fünf und hat sich erstmals seit fünf Jahren für die Europa League qualifiziert. Wobei nichts darauf hindeutete, als Bartra zwei Tage vor Ende der Wintertransferfrist als Neuzugang vorgestellt wurde. Damals lag Betis auf Rang 13 und hatte die drittmeisten Gegentore der Liga kassiert.

Doch es kam, sah und siegte: der „Kaiser des Villamarín“, wie die Zeitung „Diario de Sevilla“ den 27-Jährigen nach Betis’ Stadionnamen bereits getauft hat. Die statistischen Unterschiede sind in ihrer Eindeutigkeit schon fast lächerlich. Betis gehört seither neben Barca und Real zu den drei besten Teams der Liga und kassiert statt 2,09 nur noch 0,8 Tore pro Spiel. Bei zehn seiner vierzehn Einsätze blieb Bartra ohne Gegentreffer, und statt 1,28 Punkten pro Partie zuvor holten die Andalusier im Schnitt 2,13.

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Es hat sich also gelohnt, dass Vizepräsident Llorenç Serra Ferrer seinen Kollegen so ausdauernd in den Ohren lag, bis sie die für Betis stolze zehn Millionen Euro Ablöse investierten. Der Funktionär arbeitete früher beim FC Barcelona, wo auch Bartra lernte, er wusste, was er von ihm bekommen würde: Stellungsspiel, Spieleröffnung, Souveränität am Ball. Eigenschaften, die auch Trainer Quique Setien schätzt, ein Bewunderer Johan Cruyffs mit Faible fürs Kurzpassspiel. Bartra war das fehlende Puzzlestück, um sein Team um Mexiko-Kapitän Andrés Guardado auf eine Dreierkette umzustellen.

„Enorm“, nennt Setien seinen neuen Abwehrchef, vom „Schlüssel“ für den Aufschwung spricht Ex-Nationalverteidiger Juanito: „Er macht alle Spieler um sich herum besser, dirigiert und korrigiert sie permanent.“ Als erster Betis-Profi seit Juanito 2006 könnte Bartra nun die spanische Nationalelf bei einer WM vertreten. Unter dem aktuellen Nationaltrainer Julen Loptegui gewann er 2013 schon die U21-EM.

Keine Chance unter BVB-Trainer Peter Stöger

Umgekehrt war Betis jedoch auch das, was Bartra fehlte. Man muss nicht auf die Theorie zurückgreifen, dass ihn die Folgen des Anschlags auf den BVB-Mannschaftsbus in Dortmund nicht mehr glücklich werden ließen. Es reicht festzustellen, dass er zu den Verlierern des Trainerwechsels von Thomas Tuchel über Peter Bosz zu Peter Stöger gehörte. „Ich sah, dass Stöger nicht auf mich setzte, und wollte keine Zeit verlieren“, erklärte er rückblickend. „Ich wollte an einen Ort, wo man mich wirklich will.“ Schon bei seiner Ankunft in Sevilla wurde er wie ein Heilsbringer empfangen und jetzt, da alle Erwartungen noch übertroffen sind, „genieße ich jeden Moment wie ein kleines Kind.“

Am Samstag, 18.30 Uhr, wartet nun noch ein letzter Saisonhöhepunkt. Sein erstes sevillanisches Derby steht an, es ist der heißeste Lokalkampf Spaniens, und der ungeliebte Stadtrivale FC kämpft in der einzig weiterhin offenen Entscheidung um den letzten Europa-League-Platz.