Dortmund. Im Prozess um den Bombenanschlag auf die Mannschaft von Borussia Dortmund vernimmt das Schwurgericht weitere Profis als Zeugen. Besonders emotional reagiert Raphael Guerreiro.
Der Portugies muss sich während seiner Befragung am Mittwochvormittag mehrmals die Tränen aus den Augen wischen. Eine Unterbrechung seiner Befragung lehnt er aber ab.
Prozess weckt die Erinnerungen
„Es ist für mich sehr schwer, hier darüber zu sprechen“, sagte Guerreiro, ehe ihm zum ersten Mal die Tränen in die Augen schossen. Eigentlich habe er gedacht, mit dem Geschehen vom 11. April 2017 abgeschlossen zu haben. Die Ladung zur Zeugenvernehmung und die jetzige Aussage habe aber alles wieder hochkochen lassen. Guerreiro erinnerte sich im Prozess an einen lauten Knall, Schreie und Angst. Niemand habe gewusst, was wirklich passiert war.
Ganz ähnlich äußerte sich auch Verteidiger Sokratis Papastathopoulos. „Ich hatte richtig Angst, ich dachte, jemand würde auf uns schießen“, sagte der Grieche. Natürlich habe der Anschlag Spuren in seiner Psyche hinterlassen. „Das ist mit Sicherheit etwas, das ich niemals vergessen werde“, sagte der Abwehrspieler. Er habe für sich jedoch beschlossen, dass das Leben weitergehen müsse.
Bürki noch immer schreckhaft
Torwart Roman Bürki erzählte den Richtern von Momenten, in denen er heute noch schreckhaft reagiere. Immer dann, wenn jemand in seinem Rücken etwas auf den Boden fallen lassen würde, zucke er zusammen. „Ich werde dann richtig wütend“, so Bürki.
Bei dem Anschlag auf den Mannschaftsbus am 11. April wurden Abwehrspieler Marc Bartra und ein Polizist verletzt. Der Bus war gerade am Dortmunder Mannschaftshotel l'Arrivée abgefahren, um die Spieler zum Champions-League-Viertelfinalspiel gegen AS Monaco in den Signal Iduna Park zu bringen, als drei Sprengsätze detonierten.
Erlebnisse noch nicht verarbeitet
Bartra erlitt einen Bruch der Speiche im rechten Handgelenk, mussten operiert werden und fiel mehrere Wochen aus. Das Spiel wurde daraufhin um einen Tag verschoben. Einige Spieler des BVB berichteten auch Wochen und Monate nach dem Anschlag, dass sie die Erlebnisse noch nicht verarbeitet hätten.