Essen. Es ist unfair, den BVB dafür zu kritisieren, einen älteren Spieler zu holen. Der Beleg dafür spielt auf Schalke: Naldo. Ein Kommentar.
Manni Burgsmüller war in den 70er-Jahren zuerst bei Rot-Weiss Essen und dann bis in die 80er-Jahre hinein bei Borussia Dortmund ein richtig guter Bundesliga-Torjäger. Nach einem Jahr in Nürnberg wechselte er 1984 zu Rot-Weiß Oberhausen in die Zweite Liga – die Karriere schien mit 34 Jahren auszuklingen. Bis Otto Rehhagel anrief.
Der war bei Werder Bremen in Personalnot geraten und erinnerte sich an das alte Schlitzohr aus dem Ruhrpott. Burgsmüller drehte noch mal auf und wurde mit 38 Jahren in Bremen zum ersten Mal Deutscher Meister. Und Trainer Rehhagel, der auch noch auf andere Routiniers wie Dieter Burdenski und Mirko Votava setzte, sagte den für alle Zeiten gültigen Satz: „Es gibt keine jungen und alten Spieler, es gibt nur gute und schlechte.“
Wer will da etwas anderes behaupten? Wenn Borussia Dortmund nun den 34-jährigen, in der Champions League häufig erprobten Schweizer Nationalmannschafts-Kapitän Stephan Lichtsteiner von Juventus Turin holen will und dafür reflexartig kritisiert und gar verhöhnt wird, dann sei an die kritischen Stimmen erinnert, die vor knapp zwei Jahren den Wechsel von Naldo vom VfL Wolfsburg zu Schalke 04 begleiteten. Zu alt, zu wackelig, zu langsam – all das wurde frech behauptet.
Der BVB-Umbruch gelingt nicht nur mit Talenten
Und heute? Ist dieser Naldo auf Schalke der Spieler der Saison und auch in der gesamten Bundesliga einer der besten. Der Deutsch-Brasilianer ist 35 Jahre alt, verlängerte im Dezember seinen Vertrag bis 2019 und hat am Dienstag bei Sky erzählt, dass er darauf hofft, sogar darüber hinaus weiter für diesen Klub spielen zu können. Dazu kann man nur sagen: Wenn er dieses hohe Niveau halten kann – warum nicht? Sein Einsatz, seine Leidenschaft, seine Führungsqualitäten, sein Umgang mit dem jüngeren (!) Trainer Domenico Tedesco: vorbildlich.
Borussia Dortmund braucht in diesem Sommer den Umbruch. Aber der wird nicht allein mit vielversprechenden Talenten gelingen. Der BVB will ja sofort wieder ganz oben mitspielen. Bei diesem Vorhaben kann Erfahrung nicht schaden.