Dortmund. Gegen Leverkusen gelang dem BVB eine Gala-Vorstellung. Dennoch ist auch Trainer Stöger nicht sicher, ob das Team gegen Bremen ähnliches schafft.

So ganz hat Peter Stöger das Misstrauen noch nicht abgelegt. Das Misstrauen gegenüber der Mannschaft von Borussia Dortmund, die er derzeit anleitet und die mit ihren ständigen Leistungsschwankungen auch den erfahrenen Trainer immer wieder aufs Neue überrascht. „Noch ist es uns nicht gelungen, über einen längeren Zeitraum zwei, drei richtig gute Spiele nacheinander zu machen“, sagt er.

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Soll heißen: Bloß weil der BVB am vergangenen Samstag Leverkusen auf beeindruckende Weise mit einem 4:0-Sieg aus dem Stadion fegte, heißt das noch lange nicht, dass es am Sonntag gegen Bremen (18 Uhr/Sky) ähnlich leicht von der Hand geht. Das zeigt ja schon die jüngere Vergangenheit: Als die Dortmunder den VfB Stuttgart 3:0 besiegten und eine Halbzeit lang wie entfesselt aufspielten, ließen sie darauf einen merkwürdig gehemmten blutleeren Auftritt und eine hochverdiente 0:2-Niederlage ausgerechnet im Derby auf Schalke folgen.

Leverkusen-Spiel als Maßstab

Dennoch: Die Leistung gegen Leverkusen ist nun erst einmal der Maßstab, die Partie zeigte, was diese Mannschaft zu leisten imstande ist – wenn Einstellung und Herangehensweise stimmen. „Das war unser bestes Spiel, daran heißt es annähernd anzuschließen“, fordert Stöger. Denn der Sieg gegen Leverkusen hat dem BVB zwar dem Saisonziel, der direkten Champions-League-Qualifikation, etwas näher gebracht. Mit einer Niederlage in Bremen aber wäre der hübsche Vorsprung auf Rang fünf schon wieder weg – und es könnte das kommen, was alle dringend vermeiden wollen: ein Endspiel um die Champions League am letzten Spieltag in Hoffenheim.

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„Ich habe das Gefühl, dass das allen klar ist und dass es alle auch so angehen“, meint Stöger. „Ob Umsetzung dann gelingt, hängt davon ab, ob wir die nötige Energie aufbringen können. Und zu einem Fußballspiel gehört nun einmal auch ein Gegner – mal schauen, wie der drauf ist.“

Dank Kohfeldt gut unterwegs

Zuletzt war dieser Gegner ziemlich gut unterwegs – dank Florian Kohfeldt. Als der Ende Oktober vom bis dato sieglosen Trainer Alexander Nouri übernahm, stand Bremen auf dem vorletzten Tabellenplatz. Nun liegt der Klub auf Rang zwölf, mit dem Abstieg wird er nach menschlichem Ermessen nichts mehr zu tun haben. Anfang des Monats statteten die Bremer den eigentlich als Übergangslösung gedachten 35-Jährigen mit einem Vertrag bis 2021 aus – weil er nicht nur ordentlich punktete, sondern der Mannschaft auch einen offensiven Spielstil verpasste, der in Bremen besonders gerne gesehen wird. „Er macht das mit seiner Mannschaft richtig, richtig gut“, lobt Stöger.

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Der Österreicher könnte durchaus mit einigem Neid an die Weser blicken: Neun Punkte mehr als Kohfeldt hat er seit seinem Amtsantritt in Dortmund geholt. Trotzdem wird der Bremer gefeiert, während der Österreicher in Öffentlichkeit und BVB-Umfeld viel Kritik abbekommt – weil die Ansprüche in Dortmund traditionell höher sind, weil das Aus im Europapokal eher unter der Kategorie „Blamage“ abzuheften ist und weil die Mannschaft spielerisch oft Schwarzbrot ablieferte, nachdem das Umfeld sich über Jahre an Champagnerfußball gewöhnt hatte.

Defensivtrainer als Aufschrift

Da könnte es auch Stögers öffentlichem Ansehen nicht schaden, wenn die letzten drei Saisonspiele ähnlich ansehnlich geraten wie beim 4:0 gegen Leverkusen – doch darüber macht sich der Trainer zumindest öffentlich keine Gedanken: „Wenn wir jetzt drei positive Spiele haben, weiß ich nicht, ob mir das als Trainer für zukünftige Aufgaben weiterhilft.“ Manchmal stecke man eben in einer Schublade drin, aus der es nicht so leicht sei, herauszukommen – bei Stöger ist es jene, auf der die Aufschrift „Defensivtrainer“ steht.

Das stört ihn zwar, weil er es als falsch empfindet – es heißt aber nicht, dass er nun von seiner Mannschaft bedingungslosen Offensivfußball erwartet. „Am wichtigsten ist, dass wir unser Ziel erreichen“, sagt er, also die Qualifikation für die Champions League. „Im Idealfall schaffen wir das so, dass wir uns Woche für Woche abfeiern lassen können, weil alles wunderbar ist, weil wir viele Tore schießen, und wenig Gegentore bekommen. Aber wenn es ein Kraftakt wird, brauchen wir uns dafür auch nicht zu schämen.“​