Dortmund. . Der BVB hat die Derby-Generalprobe mit einem 3:0 bestanden. Ab jetzt beginnt der Derby-Modus: Gegen Schalke geht es um die Revier-Herrschaft.
Natürlich. Selbstverständlich. Was denn sonst? Christian Pulisic musste über seine Antwort schmunzeln. Vielleicht aber auch über die Frage, in der es darum ging, ob das, was ihm gelungen war, denn Absicht gewesen sei. „Ich wollte den Ball Richtung zweiten Pfosten flanken“, sagte das Offensivtalent von Borussia Dortmund ehrlich: „Dann habe ich gesehen, wie er an den Pfosten und rein ging. Da wusste ich erst gar nicht, wie ich reagieren soll.“
Das war seinem Jubel anzusehen: Überrascht wandte er sich der Haupttribüne zu, stand einfach da, schaute die Ränge hinauf. Das Glück hatte den Ball ins Tor gedrückt, hatte dieses Fußballspiel zwischen dem BVB und dem VfB Stuttgart komplett verändert und die fürchterlichsten Dämonen in der Woche vor dem Derby gegen den Tabellenzweiten FC Schalke 04 (Sonntag, 15.30 Uhr/Sky) vorerst verscheucht. Nun geht es um die Herrschaft im Revier.
0:6 in München wirkte noch nach
Dortmund gewann gegen die zuvor achtmal ungeschlagenen und entsprechend selbstbewussten Stuttgarter mit 3:0 (1:0), was eine Souveränität suggerierte, die bis zu diesem Pulisic-Treffer in der 38. Minute nicht zu erahnen war. Der BVB agierte gehemmt, verzagt, unsicher, fand keinen Weg durch die gut organisiert Gäste-Abwehr. Das verheerende 0:6 bei Bayern München aus der Vorwoche hatte sich offenbar wie Blei in die Schuhe derer gelegt, die die Pein hatten über sich ergehen lassen müssen. „Ich bin jetzt lange dabei. So ein 0:6, bei dem man hochverdient 0:6 verliert, schüttelt man nicht so einfach ab“, sagte Nuri Sahin, der überraschend in die Startformation befördert wurde und diese Nominierung mit einer ansprechenden Leistung rechtfertigte. „Um die Frische im Kopf zurückzuerlangen, braucht man manchmal vielleicht so ein Tor, damit es wieder flutscht.“
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Pulisics Treffer wirkte befreiend, erlösend. Scheiterte die BVB-Offensive zuvor noch daran, zusammenhängende Kombinationen zustande zu bringen, fanden sie einander nun mit Pässen und Ideen. Sahin spielte Marco Reus frei, doch dessen Volleyabnahme zischte am Pfosten vorbei (41.). Und auch der Versuch Maximilian Philipps fand nicht den Weg ins Tor (43.). Aber: Dortmund war erwacht und bot seinem schwarz-gelben Publikum nach Wochen der Entbehrung mal wieder Freude und auch Tore.
Sehenswerte Dortmunder Tore
In der zweiten Hälfte wirkte die Borussia wie ausgewechselt. Beispielhaft: das 2:0, das mit direktem und harmonischem Kombinationsspiel aufbereitet wurde. Nach einem verzögerten Doppelpass mit Sahin versenkte Michy Batshuayi am Fünfmeterraum (48.). Philipp sorgte nach knapp einer Stunde für die Entscheidung. Nach einer Finte von Reus, einer gefühlvollen Flanke von Mahmoud Dahoud und einer Kopfballvorlage von Pulisic traf der Flügelstürmer im Nachsetzen (59.). Wieder Tor, wieder sehenswert. Weitere Möglichkeiten zur Frustbewältigung und zur Demonstration der eigenen Stärke in der Nachbarschaft ließen die Torschützen Pulisic (72.), Batshuayi (75.) und Philipp (76.) verstreichen.
„Für mich war das ein Schlüsselspiel“, hob Sahin den Erfolg hervor. Fünf Spiele sind es noch, an deren Ende mindestens Platz vier und die damit verbundene Qualifikation für die Champions League stehen soll, stehen muss. Hinter dem BVB nehmen sich an diesem Wochenende die Konkurrenten Frankfurt und Hoffenheim sowie Leipzig und Leverkusen (Montag, 20.30 Uhr) die Punkte gegenseitig weg. Und vor der Borussia tummelt sich eben jener FC Schalke, der in Hamburg (2:3) seine Siegesserie einbüßte und den Revierrivalen aus Dortmund nur einen Punkt hinter sich weiß.
"Heiß auf das Revierderby"
Der BVB scheint bereit fürs Derby. „Es ging ums Ergebnis, das haben wir erreicht“, zeigte sich Sportdirektor Michael Zorc von seiner pragmatischen Seite: „Jetzt sind wir sehr heiß auf nächste Woche, auf das Revierderby. Da brauchen wir eine weitere Leistungssteigerung.“
So sah es auch Nuri Sahin, dem am Sonntagabend noch eine etwas unliebsame Freizeitgestaltung bevorstand. „Ich bin total kaputt, aber meine Frau will noch auf ein Konzert. Man hat ja Pflichten als Ehemann“, sagte er grinsend. Als Dortmunder, der er ebenfalls ist, hat man allerdings auch Pflichten. Dessen ist er sich bewusst. Voreiliges Lob mag er nicht hören. „Warten wir das Derby ab“, sagt er im Hinblick auf das Rennen um die Eintrittskarten für die Königsklasse: „Ich will das Derby gewinnen und Zweiter werden.“ Dann könne es „ein versöhnliches Ende einer sehr, sehr interessanten Saison“ werden.