Dortmund. Nach dem Aus in der Europa League bleibt dem BVB nur noch ein Saisonziel. Die Qualifikation zur Champions League aber wird kein Selbstläufer.
Natürlich muss es auch dieses Mal weitergehen. Es muss ja immer weitergehen im Fußball, die Maschinerie lässt sich nicht aufhalten – auch nicht davon, dass Borussia Dortmund in dieser komplizierten Saison wieder einmal einige Wunden zu lecken hat. Und so muss der BVB am Sonntag wieder in der Bundesliga gegen Hannover 96 ran (13.30 Uhr/Eurosport Player), nachdem er zweieinhalb Tage zuvor auf äußerst enttäuschende Art und Weise beim FC Salzburg aus der Europa League geflogen ist. Und Trainer Peter Stöger, der eben noch den Journalisten erklären musste, wie es dazu gekommen ist, sitzt nur wenige Stunden später wieder auf einem Podium und spricht darüber, wie Hannover 96 zu schlagen ist.
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Das zumindest ist der offizielle Anlass des Termins, aber natürlich lässt sich das eine Spiel nicht vom anderen trennen, weder für die Journalisten, noch für Stöger und seine Spieler. Daher wundert sich auch niemand, als der 51-Jährige verkündet: „Ich glaube, dass wir die Qualität haben, das Spiel gegen Hannover zu gewinnen.“ In normalen Zeiten wäre dies für einen BVB-Trainer ein Satz mit ähnlichem Aussagewert wie die Feststellung, das Wasser nass und Eis kalt ist. Natürlich hat Dortmund die Qualität, Hannover zu schlagen. Nur schafft es die Mannschaft in der aktuellen Saison immer wieder auf höchst erstaunliche Weise, ihre Qualitäten zu verbergen.
BVB-Kapitän Schmelzer: "Der Einsatz kann nicht bei 100 Prozent gewesen sein"
Nach dem nächsten enttäuschenden Auftritt in Salzburg waren sich die Beobachter deswegen weitgehend einig, dass das Problem weniger in den Beinen als im Kopf der Spieler zu verorten ist. "Heute haben wir einiges vermissen lassen, was Mentalität und Willen angeht“, haderte Torhüter Roman Bürki. „Salzburg hat in beiden Spielen das Weiterkommen vielleicht mehr gewollt, mehr investiert“, monierte Sportdirektor Michael Zorc. „Der Einsatz in beiden Spielen kann einfach nicht bei 100 Prozent gewesen sein“, bemängelte Kapitän Marcel Schmelzer und beantwortete die Frage, ob Trainer Peter Stöger den Ton nun verschärfen werde, kurz und knapp mit „ja“.
Und Stöger ist grundsätzlich bereit, ihm den Wunsch zu erfüllen. „Ich werde der Mannschaft nichts Anderes sagen, als ich gesehen habe“, kündigt er an. „Das habe ich auch nach dem Spiel gemacht. Es gibt da keine Überraschungen und keine zwei Gesichter. Man muss die Dinge klar ansprechen.“ Das hatte der Österreicher schon unmittelbar nach Schlusspfiff in Salzburg gemacht: „Wer so behäbig spielt, braucht sich auch nicht wundern, wenn er keine Chancen hat", erklärte er da. "Wer denkt, auf der Wiese geht auch Hacke, Spitze, dann kannst Du nicht gewinnen." Und weiter: „Ich habe in der Kabine kaum noch Worte gefunden. Es kann sein, dass man sich dann im Ton vergreift. Qualität ist das, was ich auf dem Platz sehe, die war nicht da.“
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Zwar müsse man „hier und da auch Verständnis haben, warum das eine oder andere nicht abgeliefert werden kann“, meinte Stöger später nach der Rückkehr nach Dortmund. Aber: „Aber am Ende geht es darum, das Gesamtprodukt am Wochenende so hinzustellen, dass es einigermaßen erfolgreich sein kann.“ Und einigermaßen erfolgreich bedeutet in Dortmund: Die Qualifikation für die Champions League sollte dringend erreicht werden, nachdem es im DFB-Pokal und der Europa-League jeweils ein frühes Aus gab.
Spätestens seit den dürftigen Auftritten gegen Salzburg aber weiß man beim BVB, dass dies kein Selbstläufer wird und dass man sich nicht auf die Eigenmotivation der Spieler verlassen sollte – wenn schon die Aussicht auf ein Weiterkommen im Europapokal nicht ausreicht, um Engagement und Siegeswillen erkennen zu lassen. Platz drei klingt zwar erst einmal gut, auf Rang fünf aber sind es nur drei Punkte Vorsprung.
„Wenn man nicht an seine Grenzen geht bei Mentalität, Einsatz und Siegeswillen, wird es auch in der Bundesliga schwer“, warnt Schmelzer und ergänzte: „Ich hoffe, dass es jedem Einzelnen so geht wie mir: Ich will nächstes Jahr Champions League spielen.“ Übersetzt heißt das auch: So richtig sicher ist sich der Kapitän nicht, was die Motivation seiner Mitspieler angeht. Und auch Trainer Stöger kann nicht garantieren, dass die Mannschaft am Sonntag ein anderes Gesicht zeigt – und schon gar nicht, dass am Ende ein Erfolg steht. „Dafür ist unser Gebilde nicht stabil genug“, sagt er.
Ziemlich sicher weiß er dagegen, dass es gegen Hannover alles andere als einfach wird: „Hannover ist schwer zu bespielen.“ Und dass ein ganz anderer Auftritt nötig wird als nur zweieinhalb Tage zuvor in Österreich.