Dortmund. . Nach dem deprimierenden 1:2 gegen Salzburg waren die Dortmunder in Sorge. Doch der Nationalspieler setzt in schwieriger Zeit ein bemerkenswertes Signal.
Peter Stöger blickte aus kleinen Augen. „Es war eine kurze, nicht gerade angenehme Nacht“, sagte der Trainer von Borussia Dortmund mit gewohnt leiser Stimme. Die Dinge, die er gesehen hatte, duldeten keinen Aufschub. Noch in der Nacht also beschäftigten sich er und seine engsten Vertrauten mit der verheerenden 1:2-Niederlage im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League gegen den FC Salzburg. Es ist eine Niederlage, die nachwirkt. Eine, die Fragen aufwirft. Nach der Zukunft des Trainers. Nach der Zukunft dieser Mannschaft. Nach der Zukunft des BVB.
Doch just an jenem Tag, an dem das Gemälde des Morgen besonders dunkel zu werden drohte, verschaffte Marco Reus seinem Heimatverein neue Hoffnung: Der Nationalspieler und größte Star verlängerte am Freitag seinen Vertrag um vier Jahre bis 2023 und gibt dem BVB zumindest in dieser wichtigen Personalie Planungssicherheit. Reus sei „der Mann für die wichtigen Momente“ und „ein prägendes Gesicht unseres Vereins“, sagte Sportdirektor Michael Zorc.
Im Sommer steht ein größerer Umbruch an
„Aus tiefster Überzeugung möchte ich mit dieser Unterschrift ein klares Zeichen für die Zukunft setzen“, begründet Reus seine Entscheidung. Eine Zukunft, die sich deutlich leichter gestalten lässt, wenn einer wie Reus sich der schwarz-gelben Sache verschreibt. Gerade dann, wenn im Sommer, wie es unausweichlich scheint, ein größerer Umbruch ansteht.
„Wir benötigen im Sommer eine Kader-Justierung, je nach Verlauf der Rückrunde auch eine deutlichere“, hatte Hans-Joachim Watzke, Vorsitzender der Geschäftsführung, Anfang Februar wissen lassen. Wie es seit Donnerstagabend aussieht: eine deutlichere. In der Bundesliga hat der BVB zwar unter Peter Stöger noch kein Spiel verloren. Die Tabelle weist die Dortmunder als Tabellendritten aus, was aber mehr eher als Laune der Liga denn als verdienter Lohn gewertet werden darf.
In Europa liest sich die Bilanz düsterer. Mit dem historischen Tiefstwert von zwei Pünktchen rettete sich der Pokalsieger aus der Champions in die Europa League. Doch selbst im zweitklassigen Kontinentalwettbwerb blamiert sich Schwarz-Gelb. Nach neun Europokalspielen steht genau ein Sieg (3:2 gegen Bergamo) in den Statistiken. Dortmund, jahrelang auch in Europa bekannt und geliebt für hingebungsvollen Fußball und dröhnende Spektakel, ist derzeit nur noch ein Schatten seiner selbst.
Liegt es am Trainer, der ohnehin nur einen Vertrag bis zum Sommer hat? Oder an der Mannschaft, die bisweilen merkwürdig lethargisch wirkt?
Lethargie ist ein großes Problem
Einen Hang zur Selbstgefälligkeit haben sie in Dortmund schon längst bei so manchem Profi festgestellt. Der Ausbruch von Sportdirektor Michael Zorc („Beamten-Fußball“) kam vor knapp zwei Wochen nicht von ungefähr. Und auch Stöger kritisierte seine Mannschaft schon in unterschiedlicher Dringlichkeit, aber immer für das gleiche: Lethargie, Unentschlossenheit. Kernfrage dabei: Wollen sie nicht? Oder können sie nicht?
Beides. Stöger hat es bislang versäumt, seiner Mannschaft Techniken an die Hand zu geben, die es erlauben, Ballbesitz gegen defensive Gegner in Gefahr umzuwandeln. Andererseits hat der Wankelmut dieser Mannschaft auch schon Stögers Vorgänger Thomas Tuchel und Peter Bosz bisweilen an den Rand der Verzweiflung gebracht. „Es ist eine steinige Saison. Aber ich sehe den Willen der Spieler, dass sie das hinkriegen wollen“, nimmt Stöger die Profis in Schutz.
Am Sonntag kommt Frankfurt
Eine Skizze von der Zukunft muss es bereits geben, sonst hätte Marco Reus seinen Vertrag vermutlich nicht unterschrieben. Wie sie aussieht, ist offen. Fakt ist, dass dem Verein eine wegweisende Woche bevorsteht: Am Sonntag (18 Uhr/Sky) geht es in der Bundesliga gegen die starke Frankfurter Eintracht um eine Standortbestimmung im Kampf um die Champions-League-Plätze. Und am Donnerstag geht es im Rückspiel in Salzburg um den Verbleib im europäischen Geschäft.