Leipzig. Beim Spiel gegen Leipzig stand BVB-Zugang Akanji in der Startelf und war glücklich. Zuvor hatte er über unangenehme Erlebnisse gesprochen.
Manuel Akanji wirkte recht zufrieden mit sich und der Welt, als er am späten Samstagabend in den Katakomben des Leipziger Stadions stand. Für die gute Laune des Innenverteidigers von Borussia Dortmund gab es mehrere nachvollziehbare Gründe. Da war das 1:1 bei RB Leipzig, ein „gerechtes Resultat“, wie Akanji fand: „Natürlich wären wir froh gewesen, wenn wir drei Punkte geholt hätten“, sagte der Schweizer Innenverteidiger. „Aber es war eine gute Leistung, auf der wir aufbauen können.“
Mindestens genauso wichtig aus Sicht des 22-Jährigen: Er durfte dabei über 90 Minuten mitwirken. Seit er im Winter für 18,5 Millionen Euro plus Boni vom FC Basel zum BVB wechselte, war dies nicht allzu oft der Fall. Als Akanji kam, hatte sich die zuvor arg poröse BVB-Defensive unter dem neuen Trainer Peter Stöger gerade stabilisiert, was vor allem einer deutlichen Formverbesserung von Ömer Toprak zu verdanken war. Der Neuzugang wurde plötzlich gar nicht mehr so dringend gebraucht – und für die Europa League nicht einmal nominiert: Der BVB durfte nur ihn oder Stürmer Michy Batshuayi nachmelden und entschied sich für den Angreifer.
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So war die Partie in Leipzig erst der dritte Startelf-Einsatz für den 22-Jährigen. „Es war ordentlich“, attestierte er sich danach selbst, räumte allerdings auch ein: „Ich hatte ein paar Fehler drin, mit dem Ball, die ich so normalerweise nicht mache.“ Es waren Fehler aus der Kategorie, die Innenverteidiger auf gar keinen Fall machen dürfen, weil sie fast zwangsläufig zu Gegentoren führen. Ein unbedrängter Kopfball in Richtung Julian Weigl etwa landete genau bei Timo Werner, der sofort in den Strafraum zog, aber zu unplatziert abschloss und an Torhüter Roman Bürki scheiterte. Glück für den BVB, Glück für Akanji.
BVB-Zugang Akanji wohnt nun in der Nähe von Schalke-Stürmer Embolo
Es war nicht die einzige Unsicherheit und es trübte den guten Eindruck, den der Abwehrspieler eigentlich machte. Schnell, robust und zweikampfstark, 75 Prozent seiner Zweikämpfe gewann der Schweizer, lief zudem viele Bälle ab. „Klar ist da noch Verbesserungspotenzial bei mir persönlich“, sagte er später. „Aber das wird noch kommen.“ Fehlenden Spielrhythmus wollte Akanji für seine Unsicherheiten nicht verantwortlich machen. „So schwierig ist es auch nicht“, meinte er. „Ich trainiere jeden Tag mit der Mannschaft. Es braucht vielleicht ein paar Minuten, dann ist man wieder im Spiel und fühlt sich wohl. Ich bin froh über jede Minute, die ich bekomme.“
In der Zukunft aber dürfen es gerne mehr sein, schließlich hat auch Akanji das große Ziel, im Sommer für die Schweiz an der Weltmeisterschaft in Russland teilzunehmen. Auch die spielte ja eine Rolle in seinen Überlegungen, bevor er sich für den Wechsel zum BVB entschied. „Ich dachte, für meine Entwicklung hilft mir der Wechsel zum BVB mehr“, sagte er kürzlich der Schweizer Zeitung „Blick“. „Sei es durch die Intensität in den Trainings und auch in den Bundesliga-Spielen.“
Eine weitere positive Begleiterscheinung des Wechsels: Akanji wohnt nun in der Nähe von Breel Embolo, seinem besten Freund, der für Schalke 04 spielt. Immer wieder besuchen die beiden einander, erst in der vergangenen Woche trafen sie sich zum Playstation-Spielen – Embolo gewann knapp.
Dem „Blick“ erzählte Akanji aber auch von unschönen Erlebnissen auf Grund seiner Hautfarbe. „Ich habe immer noch Probleme mit Rassismus, oft“, sagte er. Als er nach Dortmund gekommen sei, hätten ihn viele Menschen auf Englisch angesprochen. „Oder wenn ich ins Flugzeug steige, werden weiße Menschen vor mir auf Deutsch angesprochen und ich dann Englisch. Das verstehe ich nicht, dass man mit mir anders redet wegen meiner Hautfarbe. Ich habe dadurch das Gefühl, als Fremder wahrgenommen zu werden“, so Akanji. Derartige Erlebnisse täten ihm weh: „Wenn man in einem Land ist, in dem Deutsch gesprochen wird, dann spricht man doch mit allen Deutsch. Egal, welche Hautfarbe jemand hat.“
Dabei fühlt sich Akanji, der in der Schweiz geboren und aufgewachsen ist, durch und durch als Schweizer. In Nigeria, wo sein Vater herkommt, hat er nie gelebt, war zuletzt 2010 dort. Vor Nationalspielen singt er die Schweizer Hymne – und zwar „mit Stolz“, wie er betont. Und wenn es für ihn in Dortmund gut läuft, wird er im Sommer einige Male die Gelegenheit dazu bekommen.