Dortmund. Roman Bürki ließ seinem Ärger über pfeifende BVB-Fans auf der Haupt- und Gegentribüne freien Lauf. Doch: Sie haben das Recht dazu, Leistungen zu kritisieren. Ein Kommentar.

Die zentrale Frage ist: Dürfen Zuschauer in einem Fußballstadion pfeifen, wenn sie mit den Leistungen ihrer Mannschaft nicht zufrieden sind? In seiner ersten Wut hat Roman Bürki den Zuschauern auf der Haupt- und Gegentribüne die Meinungsfreiheit abgesprochen. Kritikern empfahl der BVB-Torwart einen freien Nachmittag: Sie sollten lieber zu Hause bleiben.

So sähe wohl die perfekte Welt eines Profispielers aus: Millionengehalt kassieren und ansonsten Schulterklopfer, wohin man schaut. An Claqueuren mangelt es nicht: Berater, Ausrüster, Klubbetreuer, TV-Reporter - Zuspruch und Bestärkung von allen Seiten. Die Zuschauer, die pfeifen, und Journalisten, die schreiben, sind noch die letzten, die stören.

Bürki hat die beschimpft, die ihn mit dem Kauf einer Eintrittskarte mitbezahlen

Bürkis Unverfrorenheit besteht nicht darin, dass er seinem Ärger freien Lauf gelassen hat. In der aalglatten Fußballwelt ist man dankbar für jeden, der seine 08/15 Denkmuster ablegt. Ärgerlich ist das Selbstverständnis: Bürki hat die beschimpft, die ihn mit dem Kauf einer Eintrittskarte mitbezahlen. Den Souverän jeden Fußballspiels.

Die Frage vom Textanfang ist schnell beantwortet: Ja, die Zuschauer dürfen pfeifen. Denn im Preis enthalten: das Recht auf Beurteilung der Leistung. Diese Zuschauer werden auch dann ins Stadion kommen, wenn Bürki längst woanders spielt. Es sind die Stadionbesucher, die das Rückgrat eines Traditionsvereins bilden.

Zu lange beschützt der BVB seine Millionäre

Der BVB hat das einzig Richtige getan und seinen Angestellten zur Ordnung gerufen. Es wurde höchste Zeit: Zu lange schützte und verwöhnte Borussia Dortmund seine Millionäre. Es ist kein Zufall, dass den Bossen Pierre-Emerick Aubameyang und vor ihm Ousmane Dembélé auf der Nase herumtanzen konnten. Einige Spieler, nicht alle, verlieren den Respekt vor dem BVB.

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Was man von jedem Spieler erwarten darf: Respekt vor dem Verein, der ihnen die Gehälter pünktlich zahlt, eines der schönsten Stadien der Welt bietet und Krisen gemeinsam meistert. Die Südtribüne zeigte Gespür für die Fehlentwicklung beim BVB, als sie das Plakat hochhielt: „Kein Spieler ist größer als unser Verein“. Nicht nur Aubameyang darf sich angesprochen fühlen.

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