Dortmund. Die Karriere des Dortmunder Trainers Hannes Wolf verlief lange Zeit wie im Märchen. Doch beim VfB Stuttgart wird mittlerweile über ihn diskutiert.
Seinen Kampfgeist hat Hannes Wolf nicht verloren. Demonstrativ stellte sich der Trainer des VfB Stuttgart am Freitag vor seine Mannschaft. „Es tun jetzt alle so, als hätten wir eine schlechte Mentalität“, meinte er, „aber das stimmt nicht.“ Und generell: „Wir sind vier Punkte über dem Relegationsplatz.“ Also im Soll, denn das Ziel sei ja schließlich der Klassenerhalt.
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Doch natürlich zeigt sich an der Verteidigungsrede, dass sich der Wind im Schwabenländle gedreht hat. Nach nur einem Sieg in den letzten acht Pflichtspielen wird erstmals offen über die Person Wolf diskutiert. Kritiker werfen ihm eine zu defensive Spielweise vor. Vor allem erschreckte aber die Leistung am letzten Spieltag bei der 2:3-Niederlage gegen den FSV Mainz, als der VfB phasenweise wie eine Thekenmannschaft wirkte.
Am Samstag gegen den FC Schalke 04 (15.30 Uhr, Sky) muss deswegen die Wende her, sonst könnte die so märchenhafte Karriere des Dortmunder Trainers, die in der Kreisliga B begann und ihn über die BVB-Jugend nach Stuttgart führte, mit einer Entlassung einen großen Riss bekommen. Wie konnte es so weit kommen?
Auch beim BVB wurde Wolf schon gehandelt
Nun war Stuttgart noch nie ein Kurort für Fußballtrainer, doch seit seinem Amtsantritt vor etwa anderthalb Jahren schien es so, als könne Wolf das unruhige Umfeld bändigen. Die Fans liebten ihn. Der VfB schaffte den Aufstieg. Die ersten Bundesligapartien verliefen zufriedenstellend. Als die Schwaben im November 2017 sogar Borussia Dortmund mit 2:1 besiegten, sahen viele Anhänger die einzige Gefahr darin, dass Wolf demnächst von einem größeren Verein abgeworben wird - auch bei den Schwarz-Gelben wurde er damals gehandelt. Es folgte der Absturz.
Zur Wahrheit gehört seitdem: Die Stuttgarter belohnten sich für viele starke Spiele nicht. Die Offensivbilanz ist auch deswegen so schlecht (nur 16 Tore), weil gute Gelegenheiten nicht genutzt wurden. Zur Wahrheit gehört aber auch: Nach dem prestigeträchtigen Erfolg über den BVB gewann der VfB nur noch eine Partie - und zwar äußerst glücklich mit 1:0 gegen Hertha BSC. Die Mannschaft überzeugte noch nur selten. Und da im Winter mit Mario Gomez ein erfahrener, ehemaliger Top-Stürmer zurückkehrte, steigen auch die Ansprüche.
Reschke-Aussage sorgte für Wirbel
Unterstützung bekommt Wolf nun von VfB-Sportvorstand Michael Reschke. „Ich habe großes Vertrauen“, meinte dieser. Jener Reschke hatte nach der Mainz-Niederlage allerdings noch für Wirbel gesorgt, weil er öffentlich erklärte, dass man sich nun taktische und spielerische Alternativen überlegen müsse. Das klang so, als wollte er in die Trainerarbeit hereinreden, allerdings dementierte er dies mittlerweile. Trotzdem: Eine Arbeitsplatzgarantie wollte Reschke seinem Trainer vor dem Schalke-Spiel nicht geben.
Wolf wiederum weiß genau, dass bei einer weiteren Niederlage sein Job in Gefahr gerät. Schon in der Hinrunde erklärte er im Interview mit dieser Redaktion: "Wenn wir in der Bundesliga fünf Spiele nacheinander verlieren, kann ich nach Dortmund zurückkommen, dann aber ohne Arbeit." Und auch am Freitag kommentierte er die Trainerdiskussion realistisch: „Das ist das System.“
Schafft Wolf gegen Schalke allerdings die Wende, könnte er schnell wieder jenen Heldenstatus erreichen, den er nach dem Aufstieg bereits inne hatte. Auch das ist das System.