München/Dortmund. Bayern-Trainer Jupp Heynckes hat sich am Freitag zum Theater um BVB-Profi Pierre-Emerick Aubameyang geäußert. Der 72-Jährige beklagt einen Sittenverfall im Profifußball.
Jupp Heynckes war gut gelaunt, als er am Freitagmittag zum Pressegespräch an der Säbener Straße erschien. Dafür hatte der Trainer des FC Bayern München auch einen guten Grund. Wenige Stunden zuvor wurde verkündet, dass Nationalspieler Leon Goretzka (22) im Sommer vom Bundesliga-Rivalen FC Schalke 04 zum Rekordmeister wechseln wird. Ein spektakulärer Transfer, der auch Heynckes erfreute: "Er ist ein intelligenter Junge und ist sehr leistungsorientiert. Dass er sich für den FC Bayern entschieden hat, ist gut für die Bundesliga", sagte er.
Während der Pressekonferenz gab es jedoch einen Moment, als sich die Miene des Triple-Siegers von 2013 verfinsterte. Heynckes wurde auf den Fall Pierre-Emerick Aubameyang angesprochen, der bei Borussia Dortmund offenbar seinen Abgang erzwingen will. Einen ähnlichen Fall musste der große Rivale aus dem Ruhrgebiet bereits im Sommer erleben, als Ousmane Dembélé seinen Wechsel zum FC Barcelona per Streik erzwang. Diese Methoden kritisierte der routinierte Trainer scharf: "Das hat es immer gegeben, aber im Moment ist die Dimension eine ganz andere", betonte der 72-Jährige. "Ich finde, dass zu unserem Beruf auch Berufsethik und Moral dazugehören und dass man auch mal über den Tellerrand hinwegschauen sollte, was in der Gesellschaft so vor sich geht. Dass so Dinge wie in Dortmund mit Dembélé und Aubameyang passieren, ist kritisch zu sehen. Ich finde, dass Fußballer privilegiert sind, wenn man bedenkt, wie hart und schwierig man draußen sein monatliches Einkommen verdienen muss."
Heynckes würde Aubameyang nicht verpflichten
Heynckes nimmt in diesem Zusammenhang auch die aufnehmenden Vereine in die Pflicht. Einen Spieler wie Aubameyang würde er nicht verpflichten: "Ich würde es - das sage ich Ihnen ganz ehrlich - ablehnen", erklärte er. Die Vereine, die Spieler wie Aubameyang oder Dembélé aufnehmen, sollten sich bewusst machen, dass die selben Spieler das irgendwann mit diesen Klubs auch machen würden, sagte Heynckes.