Dortmund. Mittendrin - und doch allein: Nach seiner Suspendierung erschien Pierre-Emerick Aubameyang zum BVB-Training. Was aus ihm wird, ist offen.
Wie erwartet geht die Angelegenheit nicht geräuschlos über die Bühne: Mit laut dröhnendem Motor rauscht der türkisfarbene Aston Martin durch Dortmund-Brackel, beschleunigt noch einmal auf der kurzen Adi-Preißler-Allee und passiert dann um 13.51 Uhr die Tore zum Trainingsgelände.
Aubameyang pünktlich beim BVB-Training
Pierre-Emerick Aubameyang erscheint pünktlich zum Training von Borussia Dortmund – was eine Selbstverständlichkeit sein sollte, hatte am Montag durchaus den Rang einer Nachricht. Denn mit der Pünktlichkeit hatte der Stürmer schon mehrmals seine Probleme. Und am Wochenende strapazierte er die Nerven seiner Vorgesetzten mal wieder gehörig, als er nach dem Abschlusstraining die Mannschaftssitzung schwänzte, in der es ausgerechnet um Dinge wie Teamgeist, das Miteinander und gemeinsame Ziele gehen sollte. Trainer Peter Stöger strich ihn für das Spiel gegen den VfL Wolfsburg (0:0) aus dem Kader.
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Am Montag aber mühte man sich dann in Dortmund wieder einmal, Aubameyang eine Brücke zurück zu bauen. „Nachdem er beim Training war, ist er natürlich Teil der Überlegungen für das Wochenende“, erklärte Stöger mit Blick auf das Spiel am Freitag bei Hertha BSC (20.30 Uhr/Eurosport Player) – und erhielt Unterstützung von seinem Vorgesetzten. „Der Trainer hat ihm die Tür geöffnet“, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im Gespräch mit dieser Zeitung. „Wenn er diese Woche gut trainiert und keine weiteren Dinge dazwischen kommen, hat er sicher die Chance, mit nach Berlin zu fahren. Aber das ist einzig und allein die Entscheidung des Trainers.“
An einer weiteren Eskalation ist im Klub niemandem gelegen. Denn wie sehr man sportlich von Aubameyang abhängig ist, zeigte nicht zuletzt das 0:0 gegen Wolfsburg. Andererseits flog der Stürmer nun schon zum dritten Mal innerhalb von 15 Monaten aus dem Kader, was auch die Geduld der bislang äußerst nachsichtigen BVB-Bosse an ihre Grenzen treibt. Watzke hatte den Stürmer erst kürzlich in einem Interview mit der Zeitung „Welt“ unter Verweis auf dessen Professionalität verteidigt. Nun sagt er: „Das waren auch andere Sachverhalte als jene, die am Wochenende vorgefallen sind. Für das unentschuldigte Fernbleiben von einer Mannschaftssitzung kann man ihn nicht in Schutz nehmen.“
Mit einem Angebot für den BVB-Torjäger ist zu rechnen
Dass die jüngste Eskapade nur zufällig während der Transferperiode kam, glaubt niemand. Dem Stürmer, so vermuten sie im Klub, wird mal wieder der Kopf verdreht – und zu den chinesischen Klubs, an deren Werben man sich gewöhnt hat, sind offenbar Interessenten aus europäischen Topligen gekommen. Genau wissen können sie das freilich in Dortmund nicht, denn ein Angebot für den 28-Jährigen liegt dem BVB nicht vor. Es wäre aber wenig überraschend, wenn noch vor Ende der aktuellen Transferperiode, die bis zum 31. Januar dauert, eines käme.
Den Klub stürzt die Situation schon jetzt in ein Dilemma: Pocht man im Fall der Fälle stur auf Vertragserfüllung und riskiert, dass Aubameyangs Laune in den Keller rauscht und er das Binnenklima immer stärker belastet? Die Mitspieler reagieren ja bereits zunehmend genervt auf die Extrawürste, die sich der Gabuner erlaubt. Oder gibt man ihn ab und verzichtet auf einen Stürmer, der trotz Formkrise in der Hinrunde schon wieder 20 Pflichtspieltore erzielt hat?
Spagat für den BVB
Allzu deutliche Kritik darf man so oder so nicht üben, sonst verdirbt man entweder die Laune Aubameyangs – oder den Preis. Und so spielt man beim BVB auf Zeit, übt sich öffentlich im Spagat aus Zurechtweisung und Bereitschaft, die Sache zu vergessen: „Dieser Vorfall hatte eine andere Qualität, deshalb ist er ja auch entsprechend geahndet worden“, sagt Watzke. „Auba muss jetzt mit dem Trainer klären, ob er bereit ist oder nicht, alles für Borussia Dortmund zu geben. Das werden Peter Stöger und Michael Zorc mit ihm besprechen.“
Und dann? „Erst einmal geht es um das wichtige Spiel in Berlin“, sagt Watzke. „Alles Weitere wird man sehen.“